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LeTV Le 1s im Test: 200 Euro Smartphone mit Premium-Hardware

LeTV Rückseite mit Blick auf die Kamera
geschrieben von Nicole Scott

Was Smartphones angeht, passieren in China verrückte Dinge: Die Einsteiger-Klasse ersetzt die Mittelklasse, so dass 200 Dollar-Geräte die gleiche Qualität bieten wie zuvor 400 Dollar-Handsets. LeTV (L-E-T-V ausgesprochen) und auch die Smartphones der Le-Reihe sind außerhalb von China bis dato nicht besonders bekannt.

Wer schon mal von dem Hersteller gehört hat, der hat es vermutlich noch am ehesten, weil LeTV auch als „Netflix Chinas“ bezeichnet wird – das erste Smartphone des Herstellers kam mit 1-Jahres-Abo für den chinesischen Netflix-Konkurrenten. LeTV ist noch nicht lange mit von der Partie im Smartphone-Spiel und mit dem LeTV 1s liefert man nun sein drittes Smartphone ab, welches wieder durch herausragende Verarbeitungsqualität besticht. Unser Test-Exemplar haben wir uns im EFox-Shop angeschafft, wo es das Gerät für knapp 195 Euro zu kaufen gibt.

Hardware, Design und Verarbeitung – absolut herausragend

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Nimmt man das LeTV 1s erstmals in die Hand, könnte man meinen, dass das Smartphone von HTC gebaut worden wäre. Das Gerät fühlt sich nicht nur äußerst solide an, sondern besticht auch durch absolutes Premium-Design. Wenn das Display ausgeschaltet ist, wirkt es fast rahmenlos. Ist es jedoch eingeschaltet, könnt ihr einen etwa 3 mm dicken Rahmen um das Panel erkennen, welches übrigens durch Gorilla Glass 4 geschützt wird. Umrandet wird das Smartphone zudem von einem hochklassigen Metallrahmen. Die kapazitiven Buttons unterhalb des Displays sind leider nur dann beleuchtet, wenn ihr sie zuvor gedrückt habt. Daran muss man sich vielleicht erst ein wenig gewöhnen, gerade wenn man nicht weiß, welches die Zurück-Taste ist etc (die befindet sich übrigens rechts, die Multitask-Taste ist links).

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Durch das Zwei-Ton-Finish an den Seiten, welches ebenfalls toll aussieht, soll das Design des 7,5 mm dicken Smartphones noch ein wenig schlanker wirken. Auf der rechten Seite finden wir sowohl den Power-Button als auch die Lautstärkeregelung, links sitzt das SIM-Tray, Platz für eine microSD-Karte ist leider nicht vorgesehen. An der Oberseite ist der Anschluss für den Kopfhörer untergebracht worden, gegenüber auf der Unterseite der USB Typ-C-Anschluss, mit dem ihr das Le 1s sehr flott wieder aufladen könnt. Links und rechts davon sind die Speaker zu finden.

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Auf der Rückseite fällt der runde Fingerabdrucksensor ins Auge, der leicht hervorsteht, außerdem sehen wir oben links eine 13 Megapixel-Cam. Der Sensor reagiert äußerst schnell, vibriert aber nicht, wenn ihr damit das Display entsperrt. Beim Einrichten dieses Fingerabdruckscanners kann es ein wenig haarig werden, bis das fertige Fingerabdruck-Muster dann endlich erkannt wird. Habt ihr den Sensor aber fertig eingerichtet, reagiert er sehr, sehr schnell und zuverlässig beim Entsperren.

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Spezifikationen des LeTV Le 1s

Display: 5,5 Zoll großes IPS-Display mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln
Prozessor: 64-Bit-tauglicher MediaTek Helio X10 MT6795 Octa-Core-SoC mit 2,2 GHz
Arbeitsspeicher: 3 GB RAM
Speicher: 32 GB, nicht erweiterbar
Betriebssystem: Android 5.1 Lollipop mit EUI
Kamera: Hauptkamera mit 13 MP, vorne 5 Megapixel
Anschlüsse: USB Typ-C, 3,5 mm Kopfhöreranschluss
Akku: 3000 mAh Akku
Konnektivität: WiFi 802.11 a/b/g/n/ac, LTE-Bänder B1/3/7(1800/2100/2600) MHz, GPS, Bluetooth 4.1,
Maße: 7,5 mm dünn
Gewicht: 169 Gramm

Das Display: Atemberaubend

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LeTV nutzt im Le 1s mit einem In-Cell-LCD-Panel eine relativ neue Technologie, die gerade erst ihren Weg in die Massenfertigung findet und aktuell von Sharp und LG angeboten wird. Üblicherweise besteht ein Smartphone-Display aus zwei verschiedenen Lagen – eine, von der das Licht abstrahlt und darüber eine Schicht, die die Touch-Eingaben des Nutzers erkennt. Bei der In-Cell-Technologie verschmelzen beide nun zu einer einzigen Schicht, wodurch das Display um 1 mm dünner wird. Das Resultat ist nicht nur eine schlankere Bauweise des Smartphones, sondern auch ein helleres Display und eine realistischere Farbdarstellung.

Das Letv 1s erreicht auf diese Weise eine Helligkeit von 500 Nit und so wissen sowohl Farbtreue als auch -sättigung zu begeistern. Gerade bei Smartphones in der Preisklasse bis 200 Dollar werden sehr oft billige Panels verbaut, was erfreulicherweise beim Le 1s keineswegs der Fall ist. Neben den bereits beschriebenen Vorteilen dieses Displays können auch die Blickwinkel überzeugen.

Will man beim Blick auf dieses 1080p-Display irgendwas bemängeln, dann allenfalls die UI, die alles andere als begeistert. Hier müsst ihr schon eine Alternative installieren, um einen Eindruck davon zu bekommen, was das Panel zu leisten vermag, aber mehr zur Software beim nächsten Punkt.

Die Software nervt…sehr!

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Ich bin nicht wirklich sicher, wieso Unternehmen darauf bestehen, ihre eigene UI zu entwickeln, wenn sie so gar keine Idee haben, was sie da gerade tun. Vanilla Android ist wirklich wunderbar – hätte man hier auf die eigene Oberfläche verzichtet, das Le 1s wäre noch großartiger ausgefallen. Die Liste der Dinge, die bei der EUI getauften Oberfläche nerven, ist so ellenlang, dass man am liebsten ins Kopfkissen schreien möchte.

Die UI skaliert nicht, die Icons sind nicht besonders scharf und das Wechseln zwischen dem Standard- und dem Zoom-Modus bewirkt im Grunde gar nichts, außer dass sich die Zahl der verfügbaren Reihen und Spalten verändert. Die Benachrichtigungsleiste lässt euch weder Quick Launchs ausführen, noch gelangt ihr hier in die Einstellungen. Der Settings-Button führt euch nicht in die Einstellungen, sondern öffnet eine separate Liste und ermöglicht es euch, von dort aus die jeweiligen Einstellungen einzelner Apps anzusteuern. Wieso man sich das wünschen sollte – ich weiß es nicht.

Wenn ich ganz ehrlich bin, taugen die Benachrichtigungen nur für eine Sache wirklich: Euch auf den vorinstallierten Spam hinzuweisen, der sich massig auf dem Gerät befindet. Apps wie DU Battery Saver oder CleanMaster bringen so gut wie gar nichts, kosten lediglich Speicherplatz und Datenvolumen und nerven mit ihren Benachrichtigungen.

Ruft ihr die Multitasking-Seite auf, findet ihr all das vor, was euch eigentlich normalerweise in der Benachrichtigungsleiste erwartet. Auch, wenn die Seite durchaus schön gestaltet ist, wirkt es auf mich befremdlich und ich verspüre das Verlangen, möglichst schnell einen alternativen Launcher zu installieren und die UI nach meinen Wünschen anzupassen.

Lässt man das Look and Feel der UI mal beiseite, bleibt es halt immer noch Android und kann somit auch leicht angepasst werden. Dummerweise taucht der Google Now-Launcher im Auswahlmenü nicht als Alternative für den Homescreen auf (wieso eigentlich nicht?), daher habe ich mich für den Nova Launcher entschieden, den ich wirklich liebe. Das Problem bei den meisten Launchern ist lediglich, dass ihr die Benachrichtigungsleiste nicht konfigurieren könnt. Dafür braucht es dann eine separate App, von denen es auch mehrere gibt, die in Frage kommen. Mir gefällt davon bislang Widgetsoid am besten.

LeTV Rückseite mit Blick auf die Kamera

Die Kamera des Le 1s

Das LeTV Le 1s lässt euch Fotos machen, die deutlich oberhalb der Gewichtsklasse dieses Geräts liegen. Die Fotos kommen in knackigen, lebendigen Farben daher und sind sehr detailliert. Ihr habt ein paar Spielereien an Bord wie Slow Motion-Videos, allerdings war ich dafür nicht in der Lage, den Panorama-Modus ans Laufen zu bekommen: Entweder drückt man den Auslöser und bewegt die Kamera oder man hält ihn gedrückt und bewegt die Kamera – wenn diese beiden Möglichkeiten nicht funktionieren, sollte LeTV die Funktionalität dieses Buttons nochmal überdenken.

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Die Kamera-UI ist recht schlicht gestaltet und bietet Einiges an Funktionen wie einen Timer, Weißabgleich, ISO, Sprachsteuerung und Belichtung.

Portrait von JD - mit Snapseed bearbeitet

Portrait von JD – mit Snapseed bearbeitet

Mit ein wenig Bearbeitung gelang es mir, ein paar wirklich starke Fotos zu machen mit dem 13 MP Shooter im Le 1s. Bei der Belichtung muss man allerdings ein wenig aufpassen: Wenn ihr hier auf die Fotos schaut, auf denen JD zu sehen ist (der Hund, den wir im letzten Sommer bei unserem Road Trip durch Taiwan befreit und seitdem hochgepäppelt haben), könnt ihr erkennen, dass der Taipei 101 im Hintergrund schon mal komplett verschwindet, wenn man den Fokus des Bildes auf den falschen Bildausschnitt legt.

Der Selfie-Shooter bietet uns 5 Megapixel und hat einen Beauty-Mode dabei, den ich direkt mal für euch ausprobiert habe. Auf den Bildern seht ihr die unterschiedlichen Effekte und „Beauty“-Abstufungen in meinem Gesicht. Allerdings habe ich letzte Nacht nicht wirklich viel Schlaf abbekommen und so kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob der Beauty-Mode toll funktioniert oder eher nicht 😉

LeTV Le 1s Beispiel-Foto

Sound

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Die Lautsprecher befinden sich an der Unterseite des Smartphones und bieten blechernen, aber immerhin lauten Sound. Wenn ihr gerne mal eure Freunde mithören lasst oder ihnen ein Video zeigen wollt, dann geht das grundsätzlich durchaus, angesichts der Soundqualität kommt es aber sicher nicht als Dauerlösung in Frage. Bei den meisten Smartphones vergesse ich es morgens oftmals, meinen Bluetooth Speaker zum Musikhören anzuschalten, aber in der Zeit, in der ich dieses Gerät getestet habe, ist mir das nicht ein einziges Mal passiert. Die Sprachqualität ist ausreichend, allerdings musste ich die Lautstärke voll aufdrehen beim ersten Anruf, den ich erhielt.

Performance

Der MediaTek Helio X10 MT6795 ist ein Octa-Core-Prozessor, der mit 2,2 GHz taktet und dem 3 GB RAM sowie die PowerVRG6200 GPU zur Seite stehen. Die UI des Geräts mag der größte Haken am Le 1s sein, aber selbst, wenn das Interface auf mich einen haarsträubenden Eindruck macht, was das Design angeht: Die Software hat niemals gehakt oder geruckelt. Das einzige Performance-Problem, welches mir in der Testzeit aufgefallen ist, ist der ein oder andere Absturz der Facebook-App. Das kann natürlich auch an der App selbst liegen, allerdings ist mir das auf anderen Smartphones mit der Facebook-App noch nicht oft passiert.

Der Chip unterstützt MediaTeks CorePilot-Technologie, die es ermöglicht, alle acht Kerne gleichzeitig bis zum Maximum auszureizen, falls benötigt – das verbessert die Gesamt-Performance nochmals ein wenig. Aber nicht nur das: Zudem wird der Energieverbrauch gesenkt und nach Aussage von MediaTek sollen auch die Temperaturen auf diese Weise möglichst niedrig gehalten werden.

Was die Benchmarks angeht, können wir mal einen Blick auf AnTuTu und verschiedene Prozessoren werfen: Der MediaTek Helio X10 Turbo MT6795T landet bei 50,958 Punkten im Antutu Benchmark-Test. Der Exynos 7420 Octa-Core liegt mit 61.000 Punkten an der Spitze, gefolgt vom Qualcomm Snapdragon 810, der mit ungefähr 55.000 Punkten ins Ziel kommt. Der Snapdragon 801 bringt es auf 42.000 Punkte und der Hisilicon Kirin 935 schließlich auf 40.000 Punkte. Hier habt ihr noch weitere Benchmark-Tests, um euch ein Bild davon zu machen, wie es um die Performance des MediaTek X10 im LeTV 1s bestellt ist.

Die Akkulaufzeit des Le 1s

Mit dem Akku des Le 1s kommt ihr recht geschmeidig durch den Tag, zum Ende hin steht die Akkuanzeige in meinem Fall bei etwa 20 Prozent, was ein akzeptabler Wert ist. Dummerweise hab ich beim Testen mein USB Typ-C-Kabel im Büro gelassen, so dass mir nichts übrig blieb, als das Smartphone über Nacht auszuschalten. Am Morgen dann langten die 20 Prozent noch dafür aus, dass ich während meines Work Outs Musik per SoundCloud streamen konnte, aber noch bevor ich im Büro ankam, war der Akku dann platt.

Der Akku bringt euch durch den Tag, abends müsst ihr allerdings dann mit dem Gerät zwingend wieder zum Auftanken an die Steckdose, andererseits werdet ihr es am nächsten Tag nicht mehr mit eingeschaltetem Smartphone ins Büro schaffen. Das ist natürlich nicht außergewöhnlich und betrifft somit nicht nur das Le 1s, aber da sich das Device so nach Premium-Smartphone anfühlt und man sich vielleicht auch eine Premium-Akkulaufzeit erhofft, vergisst man leicht mal, dass wir es hier mit einem 200 Euro-Gerät zu tun haben und nicht etwa mit einem 600 Euro-Flaggschiff.

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Die Akkulaufzeit mag nicht besonders überragend sein, der Type-C-Stecker mit 24 W und 3 A macht das dann aber wieder einigermaßen wett: Bereits fünf Minuten Smartphone-Aufladen pumpen wieder so viel Energie ins Smartphone, dass ihr mit dem Device dreieinhalb Stunden telefonieren könnt. Hier seht ihr in unserer Übersicht, wie sich der Akku des LeTV Le 1s im Vergleich zu anderen aktuellen Geräten schlägt:

LeTV Le 1s von vorne, Display an

Fazit

Das LeTV Le 1s liegt sowohl bezüglich Verarbeitungsqualität, Display, Design und auch der Kamera deutlich über dem, was man in dieser Preisklasse erwarten darf. Der Metallrahmen ist einwandfrei konstruiert und hat die Messlatte hochgelegt, was 200 Euro-Smartphones angeht. Etwas weniger optimal ist dann die Akkulaufzeit, wenngleich sie immer noch locker ausreicht, solange ihr euer Smartphone nicht zu oft im Einsatz habt.

Die Software hingegen ist ein Desaster, so dass da noch einige Arbeit und einige Anpassungen auf euch zukommen, wenn ihr wirklich angenehm navigieren wollt. Ihr müsst euch also zumindest einen anderen Launcher aufs Gerät ziehen und die Software dann an eure Bedürfnisse anpassen. Angesichts des großartigen Preises von unter 200 Euro ist es meiner Meinung nach aber eine Arbeit, die es allemal wert ist und einer Kaufentscheidung sicher nicht im Weg steht.

Über den Autor

Nicole Scott

12 Kommentare

  • Ehm, ihr habt eine verwurschtelte Custom ROM von Efox zum testen benutzt. Soll ich jetzt lachen oder weinen?

      • Du weißt genau worauf ich hinaus möchte. Wie kann man ein Gerät mit einer nicht-offiziellen ROM testen? – Und dein Paket an mich würde nicht mehr zeitig als Weihnachtsgeschenk ankommen – also verzichte ich gerne – alternativ darfst du gerne eine Rolle Arschpappe an ein Flüchtlingsheim deiner Wahl spenden!

          • Um Gottes Willen – es sollte nur als Ansporn für dich gelten. Und jetzt lenk nicht ab – Ihr habt einen dicken Fehler gemacht – Und du lieber Sascha hast wie üblich ein Problem mit Kritik. Aber vllt sollte ich mal dem Herrn Stratmann vorschlagen beim nächsten Audi Test einen Motor von Toyota einzubauen.

          • Guten Morgen. Das Telefon ist bei Efox erworben worden – Efox spielt bekanntlich eigens verkrüppelte ROMs auf – welche Fake-Multilang und div Schrottapps wie DU Battery Saver usw als System Apps vorinstalliert.