Die #Adblockgate Saga rund um die Eyeo GmbH mit ihrem Adblock Plus Plugin geht weiter. Inzwischen sind erste Details von geheimen Vertraegen aufgetaucht die unterstreichen, wie das von uns offenbarte Geschaeftsmodell von Eyeo aussieht! Was ebenfalls schwer wiegt ist die Tatsache, dass Adblock Plus Teil der Debian Distro ist!
Es gibt News und Stories, die muss man einfach korrekt recherchieren um eine kleine Lawine auszuloesen. Diese rollt nun auf breiter Front auf die linksrheinische Stadt Koeln zu und zielt es auf die Eyeo GmbH ab, die Firma hinter dem beliebten Browser-Plugin Adblock Plus.
In den letzten 2 Wochen haben wir euch in nahezu 20 000 Woertern unsere Recherche-Ergebnisse praesentiert und diese selbstverstaendlich auch mit den Kollegen von der Presse und weiteren Vermarktern/Werbenetzwerken geteilt. Diese haben zum Teil eigene Untersuchungen begonnen und koennen nach und nach immer mehr Details zu Adblock Plus offenbaren, welche insbesondere den Eyeo GmbH Geschaeftsfuehrer und seine Einwandbehandlung ziemlich alt aussehen lassen.
Das Branchenmagazin Werben & Verkaufen zitiert nun aus einem Vertrag mit Eyeo und die darin enthaltenen Informationen duerften dem Koelner Adblocker richtig auf das Gemuet schlagen. 30% Umsatzanteil fordern Faida und Co. wenn Ads bzw. die Seite auf eine Whitelist aufgenommen wird. Dies deckt sich uebrigens 1:1 mit unseren Informationen, die wir von Magazinen (und das obwohl Faida ja so gerne behauptet, dass Publisher nicht zahlen muessten!) und Vermarktern erhielten.
Anhand der Hochrechnungen von Branchenkenner beziffert Werben und Verkaufen alleine den Umsatzanteil von Eyeo an der 1&1 Werbung auf einen sechsstelligen Betrag! Da kommt also durchaus ordentlich was zusammen im Namen von „Open Source“ und „Community“.
Aber auch die Sueddeutsche veroeffentlicht Details geheimer Eyeo Vertraege, in denen festgelegt wird, dass Webseitenbetreiber einen Festbetrag an die Koelner Firma ueberweist. Hatten wir hier nicht in unserem ersten Artikel darauf hingewiesen, dass Adblock Plus Erpressungspotential hat? Inzwischen wissen wir, dass das Plugin auch genau so eingesetzt wurde!
Eyeo greift nach eigenen Angaben aus Gründen der Messbarkeit auf diese Variante zurück. Ein Beispielfall könnte so aussehen: Die Webseite sieht nach einem Test mit Eyeo, dass ihr dank Adblock Plus 9000 Euro monatlich an Werbeeinnahmen entgehen. Sobald die Betreiberfirma unterschreibt, monatlich 3000 Euro an Eyeo zu überweisen, kommen ihre Anzeigen auf die weiße Liste, falls diese den Adblock-Plus-Richtlinien entsprechen. Dem Unternehmen blieben dann zusätzliche 6000 Euro.
Dies wird auch durch einen anonymen Webseitenbetreiber bestaetigt (uns sind mehrere bekannt!), der als Betroffener alles andere als erfreut ueber den Besuch von Adblock Plus war:
Wir fühlen uns erpresst. Wir hatten keine Wahl. Wenn die morgen sagen, sie würden 50 Prozent nehmen, würden wir das auch unterschreiben.“
Ich glaube dem ist nicht mehr viel hinzuzufuegen!
Adblock Plus in Debian
Kommen wir zu einem Absatz, der mich persoenlich richtig trifft… insbesondere wenn man die Open Source Bewegung ueber all die Jahre verfolgte, involviert ist und die Idee promotet wo man nur kann.
Der Deutsche Journalist Dominik Schmidt berichtet auf seinem Blog davon, dass Adblock Plus inzwischen in Debian integriert ist, einer der wohl wichtigsten Linux Distributionen und Grundlage fuer viele Forks, wie z.B. Ubuntu!
Bereits im Mai bloggte Dominik ueber diesen Umstand und hat inzwischen auch eine entsprechende Diskussion auf der Q&A-Plattform von Debian gestartet!
I was wondering why the ad-blocker ‘Adblock Plus’ is installed by default on the first CD of the Debian/Gnome installation?
During recent controversy¹ about Adblock Plus and their business model I would strongly suggest to remove it from the default installation or even kick it out of the repos.
Adblock Plus obviously is not an ad-blocker in the first place but a ad-seller.
Digitale Schutzgelderpressung!
Richtig spannend wird es jedoch, wenn sich die ersten Juristen das Geschaeftsmodell von Adblock Plus ansehen! Das Blog Strafakte attackiert das Modell der Eyeo GmbH schwer und spricht von Schutzgelderpressung:
In Hamburg kennt man ein solches Geschäftsmodell auch: Hier hieß es Schutzgelderpressung, wenn ein Unternehmen dafür Geld zahlen musste, dass es von anderen „Unternehmen“ vor gewissen Unwägbarkeiten geschützt wurde. Im Falle von Ad-Block ist das freilich anders, nicht komplett anders – aber ein wenig: Hier zahlen die großen Werbeunternehmen völlig freiwillig Geld dafür, dass sie weiter Geld im Internet verdienen „dürfen“.
Horizont.net spricht ebenfalls von Schutzgelderpressung, wobei der Spiegel es schlicht „Erpressung“ nennt.
Ich kann mich des Gefuehls nicht erwehren, dass die Adblock Plus Story noch lange nicht vorbei ist. Bei uns melden sich taeglich (!) Betroffene und auch die Kollegen der Mainstream-Medien recherchieren umfangreich.
Da kommt noch was!