Mit Amazon Prime Air hat Jeff Bezos der staunenden Weltoeffentlichkeit nicht die Zukunft der Paketzustellung offenbart, sondern einen Marketingstunt vollfuehrt, der irgendwo zwischen Aprilscherz und genialer Schachzug angesiedelt ist.
Man verzeihe mir bitte das Titelbild aber nachdem ich mir den Jeff Bezos Einspieler im CBS-Magazin “60 Minutes” gegeben habe, musste ich mich direkt der Gravitation hingeben und mich mal so richtig schoen abrollen, lachend wohlgemerkt fuer die Freunde der klassischen Abkuerzungen: ROFL!
Lesenswert: Amazon Prime Air – Wenn die Drohne zweimal klingelt [Video]
Die Meldung, dass Amazon in Zukunft seine Pakete via Drohnen zustellen moechte, wird heute gnadenlos durch die Medien schiessen und das ohne Ausnahme. Hinterfragt wird das gesamte Konzept selbstverstaendlich nicht und dabei muss man sich einmal nur knapp 7 Sekunden darueber Gedanken machen, welchen Quatsch Bezos da rausgehauen hat.
Mal davon abgesehen, dass die knapp 2kg Traglast eher unpraktisch sind, wenn man einen 60-incher ausliefern moechte (oder rotieren die Octocopter dann im Schwarm rueber zum Kunden?), so ist die Reichweite mit knapp 16km das naechste Problem. 16 Kilometer bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als das der Kunde maximal 8 Kilometer vom Lager entfernt wohnen darf, was gerade in Ballungszentren dieses Konzept zu einem Dingen der Unmoeglichkeit macht oder wird Amazon demnaechst an jeder groesseren Kreuzung ein entsprechendes Warenhaus installieren?
Lassen wir mal die Herausforderungen in Bezug auf Flugaufsichtsbehoerden und M2M-Kommunikation (wenn 2000 Drohnen ueber San Francisco Pakete ausliefern, dann sollten diese sich auch ein wenig untereinander abstimmen koennen) aussen vor und wenden uns ganz weltlichen Problemen zu. Wetten, dass diese Flugmaschinen im Dutzend mit irgendwelchen Luftgewehren vom Himmel geholt werden? Oder in alter Vogelfaengermanier mit Netzen eingefangen werden?
Jut, das ist natuerlich erst einmal das Problem des Onlinekaufhauses aber diese profanen Herausforderungen mussten sich auch Projekte wie “Lehrbuecher via Drohne” oder “Die Doener-Drohne” stellen und bei denen hielt die Medienwelt nicht den Atem an.
Was Bezos am gestrigen Abend verkuendete, war nicht mehr und nicht weniger als die beste Marketing-“Luftnummer” des Jahres. Technisch in den naechsten Jahren nicht umsetzbar, logistisch absoluter Schwachsinn und somit bleibt dann nur noch eine Erklaerung uebrig: Am heutigen Montag findet in den USA der Cyber Monday statt und da rappelt bei Amazon die Kasse immer richtig heftig.
Congrats Jeff. Alles richtig gemacht!
P.S. Ich persoenlich empfehle ja Amazon Yesterday Shipping!
P.P.S. Schoener Artikel zum Thema von Paul Malzer:
http://www.cbcity.de/amazon-prime-air-marketing-statt-innovation