Moderne Drohnen können Menschenleben retten, beispielsweise Herzpatienten, bei denen es auf jede Sekunde ankommen kann in einem Notfall. Alec Momont, Student an der TU Delft in den Niederlanden, hat speziell für diesen Einsatzfall eine Drohne entwickelt.
Auf der Seite von Alec Momont liest man erschreckende Zahlen: Europaweit sind es jährlich nahezu eine Million Menschen, die einen Herzstillstand erleiden – lediglich acht Prozent davon können gerettet werden, weil schlicht die Zeit einfach nicht ausreicht, bis Hilfe vor Ort ist. Eine Drohne lässt sich nicht durch einen Stau oder ähnliches aufhalten und kann in einem Notfall vielleicht die Sekunden oder Minuten früher da sein, die notwendig sind, um ein Menschenleben zu retten. Ein Krankenwagen ist im Schnitt innerhalb von zehn Minuten zur Stelle. Das ist schnell, meistens aber nicht schnell genug, wenn man weiß, dass etwa bei der Hälfte dieser Zeit bereits der Gehirntod einsetzt. Eine Drohne hingegen wäre in einem Gebiet von 12 Quadratkilometern binnen 60 Sekunden zur Stelle!
Wichtig ist gerade bei einem Menschen mit einem Herzstillstand nicht nur, dass sich überhaupt jemand schnellstens um ihn kümmern kann, sondern dass auch direkt die richtigen Maßnahmen unternommen werden können, selbst wenn noch kein Arzt zur Stelle ist. Das macht die Ambulanz-Drohne von Alec Momont so außergewöhnlich: An Bord ist nämlich ein Defibrillator, der – richtig eingesetzt – dem Patienten leichte Stromstöße verpasst, die bestenfalls dafür sorgen, dass das Herz wieder selbstständig zu schlagen beginnt.
Wenn dieser Defibrillator dann vor Ort ist, muss er natürlich auch eingesetzt werden können, was grundsätzlich eine Hürde sein kann. 20 Prozent der nicht speziell für so einen Einsatz trainierten Personen würden das Gerät auf Anhieb richtig einsetzen, also gerade einmal jeder Fünfte. An Bord der Drohne befinden sich aber auch Kameras, so dass aus der Ferne Hilfestellung gegeben werden kann. Über einen Lautsprecher in der Drohne werden Kommandos an den Behandelnden gegeben und so kann man gewährleisten, dass in 90 Prozent der Fälle der Defibrillator richtig eingesetzt wird.
Momont hat ausgerechnet, dass bei dem Radius und der Geschwindigkeit der Drohnen in Holland insgesamt 3.000 dieser Fluggeräte angeschafft werden müssten um zu gewährleisten, dass man jeden Fleck im Land binnen einer Minute erreichen kann. Die Anschaffungskosten pro Drohne lägen dabei noch in einem humanen (im wahrsten Sinne des Wortes) Rahmen mit 15.000 Euro, wenn man berücksichtigt, wie viele Menschenleben auf diese Art gerettet werden können.
Damit solche Ambulanz-Drohen in Europa tatsächlich eingesetzt werden dürfen, muss noch Einiges passieren. Vor allem behördliche Hürden müssen genommen werden und es gilt auch noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten, da man mit Drohnen heutzutage viel zu oft negative Dinge wie Kriegseinsätze oder Spionage assoziiert. Ich halte es persönlich für eine großartige Geschichte und hoffe, dass der Einsatz solcher Ambulanz-Drohnen in wenigen Jahren möglich gemacht wird.
Update:
Auch ganz in meiner Nähe wurde bereits vor einem Jahr vom Verein Definetz.de der Prototyp Deficopter in die Lüfte geschickt. Auch hier ist es ein Copter, der im Notfall per Smartphone angefordert werden kann und dann in wenigen Sekunden den Zielort erreicht. Im Gegensatz zum oben beschriebenen Projekt hat man sich in diesem Fall dafür entschieden, den Defibrillator per Fallschirm abzuwerfen. Hier werdet ihr allerdings nicht aus der Ferne angeleitet, die Anweisungen kommen automatisch und auch hier sollten selbst Ungeübte in der Lage sein, mithilfe der Instruktionen den Defibrillator richtig einzusetzen.
Auch hier plant man noch fünf Jahre ein, bis ein solches Fluggerät tatsächlich im Ernstfall zu Hilfe kommen kann, denn logischerweise sind auch in Deutschland noch einige behördliche Hürden zu nehmen. Der Sender MDR berichtete in der Sendung “Einfach genial” über das Projekt von Definetz.de, ihr könnt euch den Beitrag hier anschauen. Der Copter wird übrigens in Bielefeld hergestellt von der Firma Height-Tech.
Lieben Dank an Paddy, durch den ich auf dieses Projekt aufmerksam wurde :)