Wirtschaft

25 Jahre Amazon: So wurde aus einem digitalen Buchladen ein Billionen-Konzern

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25 Jahre Amazon: Aus dem Garagen-Start-up ist eines der wertvollsten Unternehmen der Welt geworden. (Foto: Screenshot / YouTube)
geschrieben von Vivien Stellmach

Die Geschichte von Amazon begann 1994 in einer Garage in Seattle. Erst verkaufte Gründer Jeff Bezos nur Bücher. Heute ist sein Konzern einer der wertvollsten an der Börse – und Bezos der reichste Mann der Welt. Wir führen dich chronologisch durch 25 Jahre Amazon.

Der Werdegang von Amazon ist beeindruckend, obwohl der Versand-Riese auch viel Kritik einstecken muss. Chef Jeff Bezos mauserte sein kleines Garagen-Start-up seit 1994 zum billionenschweren Unternehmen.

Nicht verwunderlich, dass er von Anfang an die Vision für einen Weltkonzern im Kopf hatte. Aber was genau ist passiert? Wir rollen die 25-jährige Unternehmensgeschichte von Amazon für dich auf.


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25 Jahre Amazon: Wie alles begann

Chef Jeff Bezos und seine damalige Ehefrau MacKenzie Bezos haben 1994 eine Eingebung. Bezos ist 30 Jahre alt und Vizepräsident der Investmentbank D.E. Shaw & Co. Eigentlich steht ihm eine rosige Zukunft an der Wall Street bevor, doch Bezos ist unglaublich fasziniert vom Internet.

Bezos möchte „das kundenorientierteste Unternehmen der Welt“ gründen. Einen Ort also, „wo Menschen alles finden können, was sie im Internet kaufen wollen“.

Also tauscht er sein Büro in einem New Yorker Wolkenkratzer gegen eine Garage in Seattle ein. Die Geburtsstunde von Amazon, dem größten Online-Händler der Welt, hat geschlagen.

Am 5. Juli 1994 gründet das Ehepaar seine Firma zunächst als Cadabra. Der Name ist eine Anlehnung an den Zauberspruch „Abrakadabra!“, weil den beiden schon damals ein magisches Wachstum vorschwebt.

Weil der Firmenname laut der Bezos-Biographie „Der Allesverkäufer“* für manchen jedoch zu sehr nach Kadaver und Tod klingt, benennen die Bezos ihre Firma in Amazon um.

Der neue Name soll laut dem Unternehmen an den längsten Fluss der Welt, den Amazonas, erinnern, um die große Auswahl des Händlers zu symbolisieren.

Zu Beginn nur Bücher im Angebot

1995 wählen die Bezos als Ausgangspunkt für ihr Handelsimperium Bücher, weil sie eine Marktlücke entdecken. Es gibt zwar über drei Millionen Buchtitel. Aber wie Jeff Bezos einmal selbst erklärte, „verfügen selbst die größten Buchhandlungen über maximal 150.000“.

Ein Jahr nach der Gründung verkauft Amazon am 16. Juli 1995 das erste Buch an einen externen Kunden. Es ist ein mehr als 500 Seiten dicker Band über das Denken. Ein Stück steht sogar heute noch im Eingangsbereich der Amazon-Zentrale in Seattle.

Im zweiten Monat setzt Amazon anschließend bereits wöchentlich rund 20.000 US-Dollar um. Der schnelle Anfangserfolg macht dem Unternehmen auch die breite Öffentlichkeit zugänglich.

1996 steigt der Umsatz auf 15,7 Millionen US-Dollar, 1997 weiter auf 147,8 Millionen US-Dollar, nachdem Amazon an die Börse gegangen war. Dabei blieben rund 35 Prozent der Aktien immer im Familienbesitz des Gründers.

Gründung der ersten landesspezifischen Internetseiten

1998 gründet Amazon weltweit erste landesspezifische Internetseiten – unter anderem auch in Deutschland.

Im April 1998 kauft das Unternehmen auch den damals führenden deutschen Internet-Versandbuchhändler, die ABC-Bücherdienst GmbH, auf, die über ihre Tochter Telebook, Inc. die erfolgreiche Internetseite Telebuch.de betreibt und über Niederlassungen in Spanien, den USA und Namibia verfügt.

Im Oktober 1998 benennt Bezos die Telebuch.de in Amazon.de um.

Amazon eröffnet den Marketplace

In den kommenden Jahren macht Amazon weiter Umsatz, hat aber auch zahlreiche Ausgaben. Das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende herum trifft das Unternehmen besonders hart. Amazon steht kurz vor dem Ruin.

Die Aktienwerte fallen von 100 US-Dollar im Jahr 1998 auf einen Niedrigst-Wert von gerade einmal sechs US-Dollar. Das Bargeld ist knapp und Anleger sowie Gläubiger werden nervös. Bezos muss 1.300 Leute entlassen und ein Logistik-Zentrum schließen.

Der Chef muss etwas tun, sonst droht Amazon das Aus. Er hat den Wunsch, neben Büchern auch andere Dinge zu verkaufen und entschließt sich dazu, die Verkaufsplattform Amazon auch anderen Online-Händlern zu öffnen – natürlich gegen eine Gebühr.

Dabei entsteht der bis heute geführte Marketplace. Nach der schwierigen Jahrtausendwende macht Amazon dadurch 2002 erstmals Gewinne.

Jeff Bezos macht seinen Traum wahr

Der aufstrebende Online-Buchhändler verwandelt sich in das größte Internet-Kaufhaus der Welt – und Bezos verwirklicht endlich seinen Traum.

In den nächsten Jahren macht Amazon auch anderen Branchen Konkurrenz. Der Konzern steigt in Bereiche wie Medien, Verlagswesen, Unterhaltung, Gesundheit, Lebensmittel und Werbung ein.

2007 führt Amazon den Prime-Service ein – ein Liefer-Jahresvertrag zum Festpreis. Zusätzliche Dienste wie Amazon Music, der DVD-Verleih Lovefilm, der Club der Produkttester Amazon Vine sowie ein eigener Bezahl-Service kommen hinzu.

Im selben Jahr verkauft Amazon in den USA auch den ersten E-Book-Reader der Marke Kindle. Seit Oktober 2009 ist er auch in Deutschland verfügbar.

Und der Konzern steht nicht still: Er baut seine bestehenden Dienste immer weiter aus. Amazon Prime erhält zusätzliche Funktionen wie Amazon Prime Instant Video, einen Vorabzugang für besondere Käufe und eine Leihe für E-Books. Statt ehemals 29 Euro jährlich kostet Prime nun 49 Euro im Jahr.

Heute zahlen wir für die Amazon Prime-Mitgliedschaft* übrigens schon 69 Euro im Jahresabo.

25 Jahre Amazon: Es hagelt auch Kritik

Trotz seines Erfolgs, muss Bezos auch ordentlich Kritik einstecken. Schlagzeilen über Leiharbeit, schlechte Bezahlung, Ausbeutung der Mitarbeiter und Abmahnungen machen immer häufiger die Runde.

In den USA ist die Kritik besonders laut. 2013 kommt sie auch nach Deutschland: Die Gewerkschaft Verdi stuft Amazon als „Lohndrücker“ ein und bestreikt den Konzern erstmals.

Auch davon abgesehen werfen viele Menschen dem Konzern vor, mit seiner großen Marktmacht und seinen niedrigen Preisen den Einzelhandel zu zerstören. Der traditionelle Buchhandel in Deutschland fühlt sich bedroht.

Immerhin macht Amazon den stationären Läden die Umsätze streitig. Seit Jahren schon verkauft niemand hierzulande mehr Bücher als der Versandhaus-Riese.

Amazons größter Feind ist aber US-Präsident Donald Trump. Er macht den Konzern unter anderem für die Finanznöte der US-amerikanischen Post verantwortlich.

Vor allem aber dürfte Trump sich angegriffen fühlen, weil die Washington Post häufig kritisch über ihn berichtet. Das Blatt befindet sich nämlich in Bezos‘ Privatbesitz.

Amazon steigt ins Streaming-Geschäft ein

Im Februar 2014 geht mit Amazon Instant Video ein auf Deutschland beschränktes Video-on-Demand-Angebot online, welches das Angebot von Lovefilm beinhaltet. Die Marke Lovefilm löst Bezos dabei auf und später ist das Angebot natürlich auch weltweit verfügbar.

Seit Februar 2018 vermarktet Amazon alle kostenlosen und kostenpflichtigen Video-Inhalte unter dem Namen Prime Video – und macht Netflix und Co. mächtig Konkurrenz.

Amazon Prime Video gilt heute als einer der erfolgreichsten und beliebtesten Streaming-Dienste.

25 Jahre Amazon: So geht es weiter

Anfang Juni 2019 präsentierte Amazon eine Lieferdrohne, die bald erste Pakete zustellen soll. Das vollautomatische Fluggerät Prime Air soll zunächst testweise kleinere Haushaltswaren wie Zahnpasta und Rasierer bringen.

Überhaupt laufen die Geschäfte im ersten Quartal 2019 hervorragend. Der Überschuss zum Vorjahr stieg um 125 Prozent auf 3,6 Milliarden US-Dollar. So viel hat Amazon vorher nie in einem Vierteljahr verdient.

Und Bezos ist quasi unberechenbar. Keiner kann sagen, welche Branche er als nächstes aufmischen will. Das macht ihn in diesem Sinne zu einem sehr guten Geschäftsmann.

Im Mai 2019 hat Bezos aber bereits das Mondlandefahrzeug Blue Moon vorgestellt, mit dem er eine Vielzahl von Nutzlasten auf den Erdtrabanten bringen will. Ziel sei es, dabei zu helfen, auf dem Mond eine „nachhaltige menschliche Präsenz“ aufzubauen, sagt Bezos. Er wolle dazu beitragen, die Menschheit zu retten.

Amazon ist das zweitwertvollste Unternehmen der Welt

Heute arbeiten rund 650.000 Menschen für Amazon. Alleine auf dem neuen Firmen-Campus in Seattle gibt es über 45.000 Mitarbeiter. Gemessen am Börsenwert ist Amazon nach Apple mittlerweile das zweitwertvollste Unternehmen der Welt.

Übrigens ist die Ehe von Jeff und MacKenzie Bezos ausgerechnet im 25. Jubiläumsjahr von Amazon in die Brüche gegangen. Bezos tritt seiner Ex-Frau Aktien im Wert von knapp 40 Milliarden US-Dollar ab.

Die beiden liefern sich aber keine Schlammschlacht. Stattdessen spendet MacKenzie die Hälfte ihres Vermögens.

Und Jeff Bezos? Der bleibt auch so der große Visionär und reichste Mann der Welt.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.