Wir sind hier ja schon das ein oder andere Mal auf Möglichkeiten eingegangen, wie man eigentlich ausgemusterten Geräten neues Leben einhauchen kann. Ältere Notebooks oder PCs kann man mit Android-x86 zur Multimedia-Maschine oder zum Kinder-Computer umrüsten, ältere Smartphones erhalten dank CyanogenMod über den vom Hersteller beendeten Support hinaus ein aktualisiertes Betriebssystem.
Viele von euch werden sicherlich in irgendeiner Kiste einen „alten“ Router haben. In meinem Fall ist eines dieser Schätzchen ein Linksys WRT54G (v.1.1), den wir nun – anders als vom Hersteller ursprünglich vorgesehen – zu einem Repeater für ein bereits bestehendes Funknetzwerk ummodeln wollen. Die Prozedur zur Umgehung der Beschränkungen des Herstellers ist auf viele andere Router-Modelle übertragbar, wichtig sind allein die zugrundeliegende Firmware des Routers und die richtige Reihenfolge bei der Einrichtung.
Wenn alles klappt, könnt ihr euch demnächst z.B. im Garten über vollen WLAN-Empfang freuen, immerhin steht ja der Sommer vor der Tür. Einfach den Router … pardon, Repeater … an der dem Garten am nächsten liegenden Steckdose einstöpseln, fertig. Oder ihr erweitert euer Wi-Fi permanent, z.B. über verschiedene Stockwerke hinweg.
Modell-Recherche & Firmware-Download
Wir nutzen zur Modifizierung des Routers eine spezielle Firmware-Version von DD-WRT, da der WRT54G herstellerseitig nicht als Repeater einsetzbar ist. Euer erster Blick sollte also dem Typenschild auf der Rückseite eures Routers gelten, wo ihr den Hersteller, die Modellnummer und im besten Fall auch die Versionsnummer eures eigenen Geräts in Erfahrung bringt. Eine kurze Suche in der Router-Datenbank verrät euch dann, ob euer Router unterstützt wird oder nicht. Ist das – wie beim jetzt genutzten WRT54G – der Fall, könnt ihr weiterlesen ;-). Falls nicht, gibt es vielleicht andere, speziell für euren Router zutreffende Mittel und Wege, Google lotst euch dorthin.
Downloadet die jeweils aktuellste DD-WRT Firmware für euren Router, die eine Konfiguration über die Web-Oberfläche erlaubt. In unserem Fall, beim Linksys WRT54G, wählen wir die Datei dd-wrt.v24_mini_generic.bin.
Unbedingt empfehlenswert ist ein Blick in das englischsprachige Wiki, das DD-WRT zu den meisten Routern bereitstellt. Dort erhaltet ihr nicht nur weiterführende Informationen zur Installation, sondern auch Hinweise auf evtl. notwendige vorbereitende Schritte.
Modifikation des alten Routers
1) Reset des alten Routers, Werkseinstellungen
Im Benutzerhandbuch eures Routers erfahrt ihr, wie ihr das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückstellt. Ihr löscht dadurch alle früheren benutzerdefinierten Einstellungen, irgendwann einmal eingetragenen Zugangsdaten und Passwörter – achtet also u.U. darauf, dass ihr diese noch andernorts parat habt und dass ihr z.B. das Default-Passwort für euren Router kennt (z.B. root / admin).
2) Aktualisieren/Upgraden der Firmware
Verbindet den Router nach dem Reset über ein LAN-Kabel mit der Netzwerkschnittstelle eures PCs und ruft die Konfigurationsoberfläche des Routers auf. Normalerweise erreicht ihr diese nach einem Reset über die IP-Adresse des Routers, z.B. http://192.168.1.1/, eingegeben in der Adresszeile eures Browsers. Bestätigt die Frage nach Benutzername und Kennwort mit den Default-Angaben aus dem Benutzerhandbuch.
Der Sinn der Installation der DD-WRT Firmware erschliesst sich spätestens dann, wenn ihr euch nun spaßeshalber auf die Suche nach der Repeater-Funktion eures Routers begebt. Diese ist nämlich beim Linksys WRT54G v1.1 ebenso wie bei vielen anderen älteren Routern schlichtweg nicht vorhanden. Wie o. bereits erwähnt sieht der Hersteller das nicht vor.
Werft nun – wie oben bereits erwähnt – nochmal einen Blick in das Wiki, denn eventuell muss vor der Installation der DD-WRT Firmware in einem Zwischenschritt dennoch eine aktualisierte Firmware des Herstellers eingespielt werden. Sollte das erledigt sein, könnt ihr weitermachen.
Wechselt auf die Registerkarte, die für ein Upgrade der Firmware zuständig ist. In unserem Fall nennt sich diese „Administration“, mit dem Untermenü „Firmware Upgrade“. bei anderen Routern könnte es System, Einstellungen o.ä. heissen, im Zweifel hilft euch an dieser Stelle immer noch das Handbuch des Herstellers weiter. Wählt die zuvor downgeloadete, modifizierte DD-WRT Firmware für die Aktualisierung aus und wagt das Upgrade ;-). Wie immer bei solchen Prozeduren gilt: auf eigene Gefahr, der Vorgang darf nicht unterbrochen werden, und so weiter. Hat das Upgrade funktioniert, erhaltet ihr eine entsprechende Erfolgsmeldung und der Router begrüsst euch mit einer völlig neuen, wesentlich umfangreicheren, extrem „aufgebohrten“ Konfigurationsoberfläche. Genau das macht die Firmware von DD-WRT nämlich aus: ihr könnt nun wirklich alles an eurem Router individuell einstellen (sofern ihr wisst, was ihr da tut).
Vorher/Nachher der Konfigurationsoberfläche
3) Einrichtung des Routers als Repeater
Die Grundvoraussetzung für diesen Schritt ist, dass ihr die entsprechenden Daten und Parameter eures existierenden Drahtlosnetzwerks kennt, also z.B. die SSID, eine evtl. von den Standardeinstellungen abweichende Konfiguration der IP-Adressen u.ä. Dinge. Ist das Fall, könnt ihr weitermachen.
Wechselt auf die Registerkarte Status und dort auf das Untermenü „Wireless“. Über „Site Survey“ erhaltet ihr eine Liste aller Router, die sich momentan in eurer Reichweite befinden. Sucht dort nach dem Router, dessen Reichweite ihr vergrößern wollt, also nach dem „Haupt-Router“, und tretet über „Join“ dessen Netzwerk bei. Ihr erhaltet eine entsprechende Bestätigung.
Wechselt nun manuell – sofern ihr nicht automatisch dorthin geleitet werdet, auf das „Wireless“ Menu und dort auf die „Basic Settings“. Tragt dort folgendes ein:
- Wireless Mode: Repeater Bridge
- Wireless Network Mode: G-Only
- Wireless Network Name (SSID): der Name eures Funknetzwerks
- Sensitivity Range (ACK Timing): 0
- Network Configuration: Bridged
und klickt auf „Save“ (Speichern), aber nicht auf „Apply Settings“ (Anwenden). Legt zuerst über „Add“ ein „Virtual Interface“ (Virtuelle Schnittstelle) an, für die ihr folgende Werte eintragt:
- WLAN-Netzwerk-Name (SSID): der Name eures Funknetzwerks
- WLAN-SSID-Broadcast: einschalten
- AP Isolation: ausschalten
- Network Configuration: Bridged
Nun dürft ihr auf „Apply Settings“ (Anwenden) klicken.
Wechselt auf die danebenliegende Registerkarte „Wireless Security“ und tragt dort den Verschlüsselungsmodus und den Netzwerkschlüssel eures Funknetzwerks ein. Zuerst für die erste virtuelle Schnittstelle, dann Speichern, dann nochmal für die zweite virtuelle Schnittstelle, und dann „Anwenden“.
- Security Mode: WPA2 Personal
- WPA Algorithms: TKIP+AES
- WPA Shared Key: euer Netzwerkschlüssel
- Key Renewal Interval (in seconds): 3600
4) Firewall abschalten
Wechselt nun auf die Karteikarte „Security“ und schaltet dort die Firewall des alten Routers – der nun bereits ein Repeater ist – ab. Die Funktion einer Firewall – also den Schutz nach Außen – übernimmt der „Haupt-Router“, beim Repeater sorgt das in vereinzelten Fällen nur für ungewollte Probleme. Bestätigt auch diese Eingabe mit „Apply Settings“.
5) Feste IP-Adresse für den neuen Repeater vergeben
Wechselt noch ein abschließendes Mal auf die Karteikarte „Setup“ und dort auf „Basic Setup“. Gebt dem Router dort eine noch freie IP-Adresse im Adressbereich des Haupt-Routers, also z.B. 192.168.178.100, tragt die korrekte Subnetz-Maske und die IP-Adresse des Haupt-Routers als Gateway ein und vergebt für den lokalen DNS den Wert 0.0.0.0.
Spätestens mit dieser letzten Eingabe scheint die Konfigurationsoberfläche nicht erreichbar zu sein, aber keine Panik: da ihr ja soeben die IP-Adresse gewechselt habt, erreicht ihr selbige nun via WLAN unter dieser neuen IP-Adresse Das war’s!
Fehlerquellen und Einschränkungen
Wie fast immer bei solchen Experimenten und dem hantieren mit LAN-Kabeln und WLAN-Einstellungen kann es je nach Router zu verschiedenen Fehlern und Stolpersteinen kommen. Wenn euer alter Router z.B. bereits während den ersten Konfigurationsschritten seine ursprüngliche IP-Adresse „verliert“ und ihr deshalb nicht mehr an die Konfigurationsoberfläche gelangt, hilft oftmals ein erneutes Verbinden eures PCs. Ebenso sinnvoll kann es sein, zwischenzeitlich alle anderen, evtl. bereits im Wi-Fi vorhandenen Repeater auszuschalten, damit man den neuen Repeater auch ohne Blick auf die Mac-Adresse o.ä. Tricks wiederfindet.
In unserem Fall – dem Linksys WRT54G – gibt es zudem eine Haar in der Suppe. Zwar knallt das Gerät als Repeater und verbessert wie erhofft die Empfangsqualität im Umkreis des Aufstellorts enorm, doch er bringt es als 802.11g Modell lediglich auf 54 Mbps, nicht auf z.B. 300 Mbps (802.11n). Zudem funkt er nicht im 5GHz-Modus, auch das mag für die ein oder andere Konfiguration ein Ausschlusskriterium sein.
Viel Spaß beim Ausprobieren!