Die Gerüchte gibt es seit vielen Jahren und Apple hat in Sachen Prozessoren stark aufgeholt. Bei Smartphones ist der Konzern der Konkurrenz – in puncto Rechenleistung – deutlich überlegen. Bei Prozessoren für den Mac war der Konzern jetzt knapp 15 Jahre auf Intel angewiesen, damals wurde der Umstieg von PowerPC auf die Intel Plattform bekannt gegeben.
Trendwende iPhone und das falsche Nein
Die Partnerschaft zwischen Intel und Apple nahm dabei schon früh erste Rückschläge in Kauf. Es handelt sich um mehr oder minder bestätigte Gerüchte – aber der Chiphersteller glaubte offenbar nicht an die Smartphone-Pläne von Apple. Intel wollte keine Prozessoren für ein iPhone liefern, so war Apple gezwungen, eigene Initiativen in Angriff zu nehmen. Bis zum iPhone 4, also drei Generationen lang, kaufte Apple Prozessoren simpel zu, danach folgte der Schritt auf einen eigens designten Prozessor. Als Fertigungspartner kam damals – es ist über zehn Jahre her – Samsung zum Einsatz.

Intel fällt zurück
Und Intel? Entwickelte weiter Prozessoren für unterschiedliche Plattformen – gerät aber an Probleme. Generell holen ARM-Prozessoren auf, vor allem das Verhältnis von Leistung zu Stromverbrauch ist deutlich besser. Intel hingegen kämpft mit Lieferproblemen und schafft es nicht, ausreichend schnell seine Fertigungstechnik zu modernisieren – sowohl im Hinblick auf die Baugröße als auch den Lieferumfang. Viele Hersteller, darunter auch Apple, müssen mit Verschiebungen fertig werden und Limitierungen in Sachen Performance und Liefermenge. Lange waren die Prozessoren des Herstellers beinahe alternativlos, doch AMD hat in den letzten Jahren deutlich aufgeholt. Das galt lange nur für den Desktop-Bereich, mittlerweile gibt es aber auch durchaus große Erfolge was den mobilen Bereich betrifft.
Der Beginn einer Niederlage – und langen Reise
Apple wiederholt das offenbare Erfolgskonzept des iPhones jetzt auch für den Mac. Es ist der erste Hersteller, der alle Teile eines Systems (wieder vollständig) kontrolliert. Der Prozessor stammt aus dem eigenen Haus, Apple Silicon ist am Ende aber deutlich mehr. Die eigenen Machine Learning Kerne kommen zum Einsatz, gleich 16 an der Zahl im vorgestellten M1, auch die Grafikchips sind aus eigener Produktion. Erweitert wird dies um jede Menge Codecs und/oder eigene Entwicklungen, die nun sprichwörtlich „in Silizium gegossen“ sind. Ebenso geht der Hersteller in Sachen Arbeitsspeicher einen eigenen Weg. Mit der ehemaligen Modemsparte von Intel hat der Konzern hier sogar eine eigene Lösung in puncto Funktechnologie in der Hinterhand. Dazu kommt die Software, die optimal auf die Hardware abgestimmt werden kann und vice versa. All das hat natürlich auch Nachteile – um die ich mich in einem weiteren Artikel diese Woche kümmern möchte.
Am Ende bleibt es aber nur der erste Schritt auf einer (sehr) langen Reise. Was es bedeutet, gute Hardware ohne die passende Software zu haben, weiß Apple seit vielen Jahren. Ja, ich meine hier das iPad (Pro). Universal 2, Rosetta 2 – Apple hat aus der letzten Umstellung im Jahr 2005/2006 gelernt und belebt alte Systeme wieder. Lösungen, die aber nicht ohne Kritik waren. Zudem war der Abstand damals in Sachen Leistung enorm, ob die Systeme bei diesem Wechsel wieder so viel Luft nach oben haben, wird sich zeigen müssen. Bis auch nur ein Teil der relevanten Software nativ auf Apples Plattform läuft, werden Monate und Jahre vergehen.
Dabei hat Apple vor allem einen Nachteil: die eigene Marktmacht oder Relevanz. Und ob Intel nun zittern muss? Das wird sich noch zeigen. Zwar gibt niemand so viel Geld für Halbleiter aus wie Apple – es sind neun Prozent des Umsatzes der gesamten Branche –, der Anteil bei Intel selbst ist aber eher gering. Dennoch könnte der Schritt durchaus eine gewisse Vorbildwirkung haben. Mittlerweile baut ja selbst Microsoft eigene Hardware mit ARM-Prozessoren – wenn auch eher ohne Erfolg.
Quellen: Apple.com, Handelsblatt