Letzte Woche habe ich euch von meiner Erfahrung mit Arbeitstracking-Software berichtet. Diesen Begriff benutze ich, weil die etablierten Begriffe “Time Tracking Software”, “Office Analytics” etc. meines Erachtens nicht ganz den Kern der Sache treffen. In diesem Artikel soll es um Programme gehen, die eigentlich besser mit dem Wort “Arbeitsüberwachungssoftware” bezeichnet wäre.
In meiner Recherche bin ich auf Abgründe dieser Softwaresparte gestoßen. Da mir das Thema vorher überhaupt nicht bewusst war, würde ich gerne von dieser Überwachungssoftware berichten.
Unsichtbares Tracking
Im Artikel von letzter Woche ging es noch um Arbeitstracking-Software, die legitim verwendet werden kann. Dabei ist es wichtig, dass es ein vorher ausgehandeltes Einverständnis über den Einsatz der Software gibt, dass die Software transparent ist und dem Getrackten ein gesundes Maß an Autonomie erhält. Alle Office Tracker besitzen daher Features, die die Aktivität (Anzahl von Klicks, Tastenanschlägen und Screenshots oder Bildaufnahmen) aufzeichnen. Diese Features gehören zum Standard, werden aber illegitim, wenn diese Aufzeichnung für den Angestellten unsichtbar oder intransparent ist.
Selbst wenn es in einem Arbeitsvertrag festgehalten ist, dass auf Arbeitsgeräten einer Firma Trackingsoftware benutzt wird, ist es sehr perfide, dies in einem unsichtbaren Modus zu tun. Leider bieten dutzende Arbeitstracker dieses Feature. Hier eine (evtl. unvollständige) Liste von Programmen, die das können:
ActivTrak, CleverControl, DarkTime, Interguard, StaffCop, Teramind, TimeDoctor, Work Examiner, WorkPuls
Remote-Funktionen
Besonders tückisch ist dabei noch Software, die ferngesteuert werden kann. Das fängt bei der Installation an. Manche Arbeitstracker können auf Arbeitsgeräten (mit Administratorfunktion) in einem LAN installiert werden. Das Programm Interguard bietet diese Funktion zum Beispiel an. Ferngesteuert, also aktiviert werden, können alle Programme aus der o.g. Liste. Dabei gehen manche sogar so weit, dem Admin auch die Kontrolle über den Desktop des Getrackten zu übergeben.
GPS-Daten versenden
Vor allem Apps für mobile Geräte haben dieses Feature. Sie sind vorrangig – aber nicht nur – für Smartphones und Tablets, die als Arbeitsgeräte dienen, entwickelt. Wer ein Arbeitssmartphone mit dieser Software mit sich führt, sollte sich also gut überlegen, ob er das Arbeitssmartphone immer und überall eingeschaltet mit sich führen will. Folgende Anbieter bieten ein solches GPS-Tracking für Angestellte an:
Interguard, ActivTrak, DeskTime, Hubstaff, TimeDoctor
Webcam/Mikrofon-Aktivierung
Bei diesem Feature sind wir vermutlich endgültig im Bereich der Spionage/Überwachungssoftware gelandet. Meiner Recherche nach bieten eine solche Funktion CleverControl, Teramind und StaffCop an.
Keylogging
Nicht weniger bedenkenswert und gefährlich wie die Webcam-Mikrofon-Aktivierung ist das Keylogging. Vor allem ein Unwissender könnte hier ungewollt sensible Passwörter und Daten freigeben. Das Keylogging zeichnet auf, welche Tasten angeschlagen werden. So wird Taste für Taste nachvollziehbar, was jemand in ein Gerät eingetippt hat.
Fähig sind dazu:
CleverControl, Interguard, StaffCop, Teramind, Work Examiner