Bevor wir uns in die Tiefen dieses kleinen Rants begeben, moechte ich euch bitten euren Tischnachbar an die Hand zu nehmen, aufzustehen und dann auf 3, 2, 1…. „BREITBAND“ rufen! Na? wie fuehlt sich das an? Befreiend? Erdrueckend oder gar offenbarend? Freunde, wir sind in Deutschland bezueglich der Bandbreite unserer Internetverbindung mal sowas von weit hinten dran, dass es einem die Traenen in die Augen treibt. Ja, hier und da vermute ich sogar, dass von der Zivilisation nahezu vergessene Siedlungen monatliche Lagerfeuer Powwows abhalten, bei denen Zugereiste der staunenden Bevoelkerung erklaeren, dass es noch eine Welt ausserhalb der Edge-Blase und der halbierten DSL-Anschluesse (mit 384kbit/s) gibt.
Diesen Erzaehlungen nach lebe ich in diesem Tomorrowland. Juti, Taiwan faengt ja auch mit T an und von daher haben wir schon die erste Bruecke gebaut, aber wenn man fuer eine 300/100-Glasfaserleitung keine 30 Euro bezahlt und fuer seine unlimitierte LTE-Flatrate den gleichen Betrag investieren muss, dann mag nun der ein oder andere Leser die Einreisebestimmungen dieser kleinen Insel in Asien ergooglen wollen.
Deutschland als Never Never Land
Freunde, die Rettung naht und zwar in Gestalt von Infrastrukturminister Alexander Dobrindt. Dieser treibt nun den Ausbau des Netzes in Deutschland voran – bzw. er will! Bis 2018 sollen dann alle Bewohner mindestens an einer 50mbit-Leitung haengen und damit den Naehrboden fuer den digitalen Konsum Schritt in die digitale Gesellschaft schaffen. Steht ihr noch und haltet immer noch die Hand des Nachbarns fest umklammert? Lasst sie los, setzt euch hin und schnallt euch an. Ich trete jetzt voll auf die Euphoriebremse und moechte euch ein wenig aergern.
Wie so oft in den letzten Jahren, werden uns Entwicklungen im Schneckentempo als innovative Dreispruenge in die Zukunft verkauft. Dem nach dem Grundbeduerfnis Breitband duerstenden Volke werden Technologien vor die Nase gesetzt, die mich an schnellere Strassenbelaege und Slickreifen fuer Kutschen erinnern. Verzeiht mir diese blumigen Ausfuehrungen, aber irgendwie kann ich diesen Quatsch der Kupfer-Strategie nicht anders erklaeren. Wir versuchen in einer Tour altbekannte Infrastrukturen durch Tweaks und Tuning fuer die Technologien der Zukunft zu optmieren, ohne hier und da zu erkennen, dass dies einfach mal irgendwann nicht mehr geht.
Du kannst ner Schnecke eine 3-stufige Wasserstoffrakete ans Gehaeuse schrauben und ja, die wird dann ueber eine gewisse Zeit auch noch recht schnell sein… ES BLEIBT ABER EINE SCHNECKE! Verdammt und zugenaeht! Werter Herr Dobrindt, Kupfer ist ein Pflaster auf der Wunde des verpennten Ausbaus und Kupfer wird trotz aller Bemuehungen kein Konkurrennt zu Glasfaser werden.
Ich wuensche mir endlich, dass wir mal den grossen Bulldozer rausholen und aufraeumen. Den ganzen alten Rotz rausschmeissen und dieses Land fuer die Herausforderungen der Zukunft ruesten. Nicht mehr rumdoktorn, weil man Angst hat zu radikale Aenderungen durchzupeitschen. Keine Ausreden wie G.fast und XG-FAST. Ja, toll dass die das hinbekommen. Auch Vectoring ist nur ein 1800er Vierzylinder und wird niemals ein V8 mit 5 Liter Hubraum. Da kann er auf den ersten 10 Metern auch noch so schnell sein.
Wir brauchen Glasfaser und zwar sofort
Jetzt muessen wir endlich das Ruder rumreissen. Jetzt muessen die Foerdermilliarden in diese neue Infrastruktur investiert werden, anstatt lebenserhaltende Massnahmen fuer eine sterbende Technologie zu finanzieren.
Glasfaserkabel sind unempfindlich gegenueber elektromagnetischen Stoerfeldern. Deshalb kann man sie auch in Rohre und Schaechte packen, in denen bereits Kupferkabel, Stromkabel oder sogar Hochspannungsleitungen verlegt worden sind. Da im Glas kein Strom fliesst, gibt es keinen Kurzschluss, nicht mal unter Wasser. Als neue Distributionskanaele stehen somit auch Baeche, Seen, Fluesse oder gar Abwaesserkanaele zur Verfuegung. Klasse, oder? Aber noch was und das ist in meinen Augen das absolute Totschlagargument. Im Gegensatz zu elektrischen Kabeln sind die Glasfaserkabel nahezu abhoersicher.
Kann es vielleicht sein, dass genau das nicht gewuenscht wird? Keine Angst, ich habe mir nicht gerade eben einen Aluhult gefaltet und bin alles andere als ein Verschwoerungstheoretiker… aber man wird doch wohl noch einmal fragen duerfen, oder?
CDU will Rechtsanspruch auf schnellen Internetzugang – und WLAN überall, für Alle
Ja, Kupfer liegt halt und ja man setzt hier und da auf Glas (zumindest bis zum Verteiler oder gar Uebergabepunkt), aber die letzte Meile wird nicht ausgebaut und hier liegt das Problem. Der kleine Sparer „Haeuslebauer“ kann sich Glasfaser zwar wuenschen, nur Wuensche gehen bekanntlich nicht immer in Erfuellung.
Wenn selbst Interessenten und potentzielle Kunden die C-Linie der Telekom vor der Haustuer liegen haben und dennoch nicht den Glasfaseranschluss bekommen, dann packe ich mir an den Kopf.
Und deshalb schneidet die Kupfer-Zoepfe ab und zieht es durch. Glasfaser ist die Zukunft und nicht das, was die Bundesregierung da nun ausbauen will!