Derzeit deutet alles daraufhin, dass wir auf eine schwere globale Rezession zu steuern. Der Direktor des internationalen Währungsfonds, Gita Gonipath, warnte bereits Mitte April, dass wir vor einer Krise stehen, die “wesentlich schlimmer als die globale Finanzkrise [2008/09]” sei.
Besondere Beachtung und Hilfe erhalten dabei die Startups, denen vom Bund bis zu 2 Mrd. Euro Hilfe zugesprochen wurden.
Die Relevanz der Startups
Hintergedanke für diese Hilfe ist, dass die Startups in Deutschland mittel- bis langfristig für Erholung sorgen könnten. Wie wichtig ihre Rolle für die Wirtschaft ist, geht zum Beispiel aus dem jährlich veröffentlichten Startup-Monitor hervor. Der Ende 2019 noch aufzeigen konnte, dass die Gründer eigentlich noch eine erfolgreiche Zukunft hatten.
Wie wichtig Startups sind, geht auch aus der Tatsache hervor, dass Tech-Giganten wie Microsoft, Amazon oder aber auch Facebook und Tesla alle innerhalb der letzten Jahrzehnte entstanden sind und heute die Welt prägen. Natürlich wird nicht jedes Startup so erfolgreich und es ist schwierig, die USA mit Europa zu vergleichen. Aber auch bei uns gibt es Beispiele für Unternehmen, die heute nicht mehr wegzudenken sind, und die sich binnen weniger Jahre auch international platzieren konnten: Flixbus (das das frühere Startup deinbus.de schluckte), Delivery Hero und die solarisBank sind Beispiele für Unternehmen, die innerhalb des letzten Jahrzehnts entstanden sind und mittlerweile nicht mehr vom Markt wegzudenken sind.
Wenn die Startups in Deutschland in ihrer Existenz bedroht sind, bedeutet dies, dass auch ein beträchtlicher Teil der Innovationskraft in Deutschland auf dem Spiel steht. Es ist also fast schon selbstverständlich, dass die Rufe nach Hilfe laut sind.
Auch die Risiken sind nicht gering – Bubble Bust & Lobbyismus
Dabei gibt es aber auch starke Risiken. Hohe, günstige Kredite, die nachher nicht mehr bedient werden können, könnten eine Kettenreaktion verursachen. Dies ist in der Finanzkrise 2008/09 auch passiert, in der das Platzen der Blase (engl. bust) der Immobilienbranche sich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirkte.
Eine Verlustfinanzierung ist dem Bund als Gefahr daher natürlich bewusst und von vornherein ausgeschlossen worden. Stattdessen hat die Bundesregierung etwas beschlossen, das Peter Altmaier ein “[E]rweitern d[er] Wagniskapitalfinanzierung” mit 2 Mrd. Euro nennt. Diese Hilfe wird bzw. wurde bereits geleistet und ist von Wirtschaftsexperten stark kritisiert worden.
Dieser Erweiterung der Wagniskapitalfinanzierung besteht nämlich darin, dass Kapital eines privaten Investors zusätzlich mit staatlicher Hilfe bezuschusst wird. Erhält ein Startup 3 Millionen Euro aus privater Hand, kommen 7 Millionen Euro aus der Staatskasse hinzu. Alexander Kritikos, Forschungsdirektor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, meinte gegenüber dem Businessinsider dazu, dass diese Vereinbarung maßgeblich von den Wagniskapitalinvestoren selbst veranlasst wurde. Ein Mechanismus, der die Kapitalgeber vor Verlusten schützen soll. Purer Lobbyismus auf Kosten des Steuerzahlers.
Wie geht es für kleinere Startups weiter?
Seit Monatent steht auch fest, dass nun auch die Startups, die keinen Zugang zu Fremdkapital haben, Hilfe erhalten sollen. Vorausgesetzt Hilfskredite oder Liquiditätsmaßnahmen können ihnen nicht konkret weiterhelfen. Allerdings steht noch nicht fest, wann dies konkret und in welcher Form kommen soll. Der Koalitionsbeschluss spricht von einer “attraktiven Möglichkeit der Mitarbeiterbeteilung” bei Startups. Bleibt aber der finanzielle Erfolg aus, greift auch eine Mitarbeiterbeteiligung ins Leere oder sie begünstigt den Misserfolg sogar.
Dabei steht weiterhin fest, dass eine Verlustfinanzierung nicht infrage kommt. Dadurch entsteht aber die Schwierigkeit, dass der Staat zum Richter für möglichen Erfolg und Misserfolg eines frisch gegründeten Unternehmens wird, wenn er beschließt, den Startups zu helfen. Ein unauflösbares Dilemma.
Indes ist fraglich, ob Hilfen überhaupt nötig sind. Vergangene Krisen wie die Dot.com-Bubble reinigten den Markt von schwächeren Wettbewerbern, während sich Unternehmen mit einem starken Konzept wie Amazon beispielsweise dennoch durchsetzten. Auch die SARS-Epidemie in China, die vielleicht eher mit der Corona-Krise – natürlich in viel kleinerem Umfang – zu vergleichen ist, ist ein gutes Beispiel, wie Krisen sogar zukunftsweisende Innovation schaffen kann.