Ihr habt es mitbekommen: Auch hier bei uns Mobile Geeks nehmen Roboter jeglicher Form immer mehr Raum ein. Ein absolut spannendes Themenfeld mit einem nahezu unerschöpflichem Reichtum an Einsatzmöglichkeiten. Zu diesen zahlreichen Optionen, die sich durch den Einsatz von Robotern ergeben, gehören auch Droiden in Form von Spielzeugen und auch Roboter zu erzieherischen und therapeutischen Zwecken.
Bei Indiegogo ist jetzt Leka an den Start gegangen – ein Roboter, der all das zusammenbringt: Spielzeug auf der einen Seite, therapeutisches und erzieherisches Werkzeug auf der anderen Seite. Rein optisch betrachtet ist Leka erst einmal ein Ball – einer mit einem Display, auf dem ein Gesicht zu sehen ist.
Leka ist nicht als Lernspielzeug für ganz normale Kinder gedacht. Vielmehr möchte man Eltern erreichen, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen haben: Kinder mit Entwicklungsstörungen beispielsweise, so ist Leka als Spielpartner gerade für autistische Kinder sehr gut geeignet.
Was kann Leka?
Schauen wir erst mal auf die Fähigkeiten, die dieser Roboter mitbringt. Aufgrund seiner Form liegt es auf der Hand, dass er sich rollend fortbewegt. Er kann seine Farbe wechseln, spielt verschiedene Sounds ab und via Display kann Leka verschiedene Gesichtsausdrücke darstellen. Behandelt man den Ball schlecht – beispielsweise durch ein Hinwerfen – wird er traurig und färbt sich rot.
Leka verbindet sich via Bluetooth mit einem Smartphone, auf welchem sich die passende App befinden muss. Die ist erwartungsgemäß für Android bzw. iOS verfügbar. Die Kugel selbst besteht aus Polycarbonat und ist so robust gestaltet, dass das teure Gadget auch durch manchmal etwas achtlosere Kinderhände nicht in Mitleidenschaft gezogen wird und auch Wasser ab kann. Dennoch empfehlen die Hersteller, Leka nur im Haus zu benutzen.
Die Leka Apps
Speziell wird dieser Roboter vor allem durch seine Ausrichtung auf autistische Kinder, wobei auch Tests mit Kindern mit Down-Syndrom oder mit anderen Behinderungen oder Entwicklungsstörungen belegen sollen, dass der Roboter einen positiven Effekt auf die Kids hat.
Damit er diesen Effekt haben kann, sind spezielle Apps bzw. Games verfügbar, mit denen sich die Kinder beschäftigen können und die ihnen helfen soll, ihre motorischen, kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten zu verbessern. Leka wurde auf verschiedenen entsprechenden Schulen getestet und weiter entwickelt, so dass der Roboter tatsächlich in der Lage ist, Eltern, Lehrern, Betreuern und Therapeuten unter die Arme zu greifen.
Insgesamt sieben verschiedene Anwendungen sind verfügbar, die eben nach erzieherischen und therapeutischen Gesichtspunkten entwickelt wurden:
Picture Bingo
Es wird ein Gegenstand auf dem Display angezeigt, das Kind soll dann den entsprechenden Gegenstand heranschaffen. Wird das getan, erkennt Leka diese mithilfe von RFID-Tags und reagiert freudig, indem er aufleuchtet und Sounds von sich gibt. Wie der Ball jeweils reagiert, kann übrigens von den Eltern ziemlich granular konfiguriert werden, so dass auch berücksichtigt wird, wie das spezifische Kind mit Farben oder Geräuschen klar kommt.
Hierbei werden die motorischen Skills trainiert, ebenso die Aufmerksamkeit und falls es gewünscht wird, kann man über eine Timer-Funktion auch noch eine zeitliche Komponente hinzunehmen.
Traveling Leka
Bei Traveling Leka werden farbige Patches irgendwo im Haus angebracht und sobald der Roboter die entsprechende Farbe anzeigt, muss das Kind mit dem Roboter zu dem richtigen Farb-Patch marschieren, wobei die Übereinstimmung wieder mittels RFID-Tag ermittelt wird. Im Erfolgsfall leuchtet der Ball auf oder lacht, um dem Kind direkt positives Feedback zu geben.
Hide & Go Leka
Leka wird versteckt und das Kind muss den Ball finden, wobei er durch Sounds und Aufleuchten auf sich aufmerksam macht. Auch hier wird wieder entsprechend auf Erfolg reagiert durch Gesichtsausdrücke auf dem Display, durch Sounds und durch Aufleuchten.
Remote Control Leka
Leka funktioniert eigentlich autonom, aber in diesem Modus können auch Therapeuten, Betreuer oder die Eltern selbst die Kontrolle übernehmen und steuern, in welcher Farbe der Ball leuchtet, wie er sich bewegt, wie er aufleuchtet und welche Sounds/Sprachausgabe er von sich gibt. Auf diese Weise können Feinmotorik und Koordination des Kindes trainiert werden, indem es Leka auf einem vorgegebenen Weg an Hindernissen vorbei bringen muss.
Gerade bei Kindern mit Autismus ist es so, dass sie besser alleine spielen können als mit anderen, so dass man sich hier sinnvoll mit dem Kind beschäftigen kann, auch wenn man nicht selbst im Raum ist.
Alarm Clock, Night Light, Timer
Leka möchte Kinder dazu ermutigen, selbstständiger zu werden und Dinge allein ausführen zu können. Auch die Features Alarm-Uhr, Timer und das Night Light zielen darauf ab. Durch diese Assistenz-Funktionen soll die Autonomie von Kindern mit diesen besonderen Bedürfnissen geschult werden und das Leben sowohl der Eltern als auch der Kinder erleichtern.
Leka – mehr als nur ein Spielzeug
Ich hoffe, es ist im Laufe dieses Beitrags klar geworden: Autistische Kinder oder andere Jungen und Mädchen mit Entwicklungsstörungen sollen mit diesem Roboter nicht nur beschäftigt werden, sondern auch auf sinnvolle Weise trainiert. Leka ist zusammen mit dem Input von speziellen Schulen und Therapeuten entwickelt worden und ist dazu gedacht, eben nicht nur zuhause, sondern auch im therapeutischen Bereich zum Einsatz zu kommen.
Years of research on social robotics and developmental psychology has shown the learning potential of robots for autistic kids. We have built our features based on what has been demonstrated in this field.
Experten bescheinigen diesem kleinen Roboter-Ball, dass er im Umgang mit diesen besonderen Kindern äußerst nützlich ist und das hängt nicht nur mit der Ausrichtung der Interaktionen und Apps auf diesem Ball zusammen. Ergänzend gibt es nämlich auch die Möglichkeit, all das zu tracken, was an Interaktion zwischen Ball und Kind stattfindet. Auf diese Weise kann man also nicht nur dafür sorgen, dass kognitive, soziale, emotionale und motorische Fähigkeiten des Kindes trainiert werden, man kann es auch innerhalb der App nachvollziehen, welche Fortschritte gemacht werden.
Das hilft selbstverständlich den Eltern, die nicht immer selbst dabei sein müssen um zu sehen, wie sich ihr Kind spielerisch zu einem selbstständigeren Menschen entwickelt. Das unterstützt aber auch die therapeutische Arbeit, denn ein solches Kind verbringt nun mal nur einen kleinen Teil in Therapie und den größten Teil zuhause ohne professionelle Aufsicht.
Es gibt unzählige Spielzeuge und Apps, die sich an Kinder richten, um ihre Fähigkeiten zu trainieren. Leka sticht hier trotzdem hervor, weil eben ein Tracking der Fortschritte erfolgen kann und wir es hier zudem mit einem äußerst beweglichen Kameraden zu tun haben, der eben nicht nur am Tisch Wissen und Skills vermitteln soll, sondern auch in motorischer Hinsicht das Kind trainiert und es autonomer macht. Zudem kann der Roboter bei seiner Sprach- und Soundausgabe, bei seiner Geschwindigkeit und seinen anderen Reaktionen so genau konfiguriert werden, dass er wirklich wie auf ein einzelnes Kind zugeschnitten reagiert.
Das alles erklärt auch, wieso man vielleicht trotz des hohen Preises – später im Laden 699 Dollar, aktueller Early Bird-Preis 390 Dollar – über eine Anschaffung nachdenken kann. Nach einem Tag hat man bei Indiegogo vom gewünschten Ziel 60 000 Dollar bereits über 36 000 Dollar erreicht, also über 61 Prozent. Spricht dafür, dass die Nachfrage da ist und die Eltern auch bereit sind, diesen Preis zu entrichten.
Wer zuschlagen will, muss aber bedenken, dass bislang nur ein Prototyp fertig gestellt wurde. In diesem Jahr würde die Massenproduktion noch anlaufen, abgesehen von Developern, die bereits im nächsten März dran sind, dürfen sich die Backer darauf einstellen, dass ab Mai 2017, also in ziemlich genau einem Jahr, ausgeliefert wird.
Quelle: Indiegogo via TechCrunch