Eigentlich sollten wir davon ausgehen, dass moderne Städte auch für behinderte Menschen entsprechend konzipiert werden. Was für mich selbstverständlich erscheint, überrascht mich im Alltag häufig negativ. Während ich noch Verständnis für langsame Umsetzungen von behindertengerechten Einrichtungen in alten – oft denkmalgeschützten – Gebäuden habe, sehe ich auch häufig moderne Neubauten oder Verkehrseinrichtungen, die nicht für alle Bewohner einer Stadt geeignet sind. In Sachen Inklusion aller Mitmenschen haben wir noch einiges vor.
Drohnen in der Stadt der Zukunft
Während wir von Smart Cities träumen – von großen, öffentlichen Flächen gemeinsamer Nutzung, von diversen Sharingmodellen und einem urbanen Umfeld, das sich auf seine Bürger einstellt – wird häufig nicht bedacht, dass auf Menschen mit Einschränkungen Rücksicht genommen werden muss. Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich lebe in einem sehr modernen Stadtteil in Wien – ein völliges Neubauprojekt, bei dem auch Smart City Ansätze umgesetzt werden sollten. Früh erhielten wir Straßenlaternen, die sich nur aktivieren sollten, wenn auch Menschen auf der Straße waren. Das Problem: Die Sensoren setzten eine gewisse Größe voraus. Rollstuhlfahrer oder Kinder konnten die Lampen nicht auslösen. Die Lösung? Gab es nicht. Die Lampen sind nun doch wieder die ganze Nacht aktiviert.
Egal ob durch ähnliche Fehlschläge oder nicht – in den USA wird dieses Problem jetzt weitergedacht. In Partnerschaft mit AT&T und den Städten Chicago und New York zielt das Projekt Inclusive Innovation for Smarter Cities darauf ab, Führungskräfte aus Regierungen, Industrie und Behindertenorganisationen zusammenzubringen. Das Ziel ist es, neues Wissen und neue Instrumente zu entwickeln, die definieren, wie städtische Innovationsökosysteme – einschließlich Unternehmer, Entwickler, Inkubatoren und Beschleuniger – umfassendere Anwendungen und Technologielösungen schaffen können. Diese sollen sich auf das Leben aller Menschen in Städten, einschließlich Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen, auswirken.
Smart City – Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?
Dazu befragte die Initiative “Smart Cities for All” bereits 2016 mehr als 250 Experten. Das Ergebnis deckt sich mit meiner Erfahrung: 60 Prozent der heutigen Smart Cities sind nicht für Menschen mit Einschränkungen nutzbar. Die Technologielösungen sind nicht auf sie ausgelegt – sie sind nicht zugänglich und nicht integrativ.
“Smart Cities müssen auch integrative Städte sein”, sagt Mike Zeto, Vizepräsident und General Manager von Smart Cities, AT&T. “Wir arbeiten mit Smart Cities for All zusammen, um sicherzustellen, dass immer mehr Städte, die Smart-City-Strategien umsetzen, dies unter Berücksichtigung der Einbeziehung von Anfang an tun können. Dieses Projekt baut auf unserer Zusammenarbeit mit G3ict und unserem Engagement für Barrierefreiheit und der Schaffung integrativer Erfahrungen für alle auf.”
“Chicago wird eine führende US-Stadt werden, die mit Experten und Innovatoren zusammenarbeitet, um sicherzustellen, dass unsere Initiativen für intelligente Städte zugänglich, gerecht und integrativ sind und das Leben von Menschen mit Behinderungen verbessern”, sagt Karen Tamley, Kommissarin des Bürgermeisteramtes der Stadt Chicago für Menschen mit Behinderungen, anlässlich des Projektstarts.
Letzten Endes bringt es Victor Calise, Kommissarin des Bürgermeisterbüros in New York für Menschen mit Behinderung, auf den Punkt: „Die Barrieren, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind, sind nicht auf ihre Behinderung zurückzuführen, sondern auf die Unzugänglichkeit ihrer Umwelt“. Moderne Städte sollen allen Menschen Lebensqualität geben – das gilt auch für all jene, die wir nicht in den schönen Marketingmaterialien von Technologiekonzernen oder Architektenbüros sehen.
Die Wünsche von Architekten zum Thema Smart City hatten wir auch schon im Fernweh Podcast zum Thema.
Via SmartCitiesWorld