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Die Zeiten der Bevorzugung von OnePlus sind vorbei

OnePlus 10 Pro Schwarz Titelbild
Bild: OnePlus
geschrieben von Nils Ahrensmeier

OnePlus ist unter Technik-Enthusiasten eine der beliebtesten Firmen gewesen, doch die andauernde Verschmelzung mit der Mutterfirma Oppo sehen viele kritisch. Der Launch des neuen Flaggschiffs „OnePlus 10 Pro“ zeigt nun: OnePlus ist dort angekommen, wo Realme und Vivo schon lange sind.

Rückblick: OnePlus als Türöffner für BBK in Europa

Denn woher kommt denn eigentlich die „Liebe“ zu OnePlus bei vielen in der Technik-Branche? OnePlus ist vor 10 Jahren als junge Marke im BBK Konzern gestartet und hat im Vergleich zu OPPO oder Vivo früh auf den globalen Markt gesetzt. So waren OnePlus Smartphones bereits früh weltweit zu haben, während Oppo Smartphones erst seit 2020 offiziell in Deutschland zu haben sind, gleiches gilt für Vivo. Dies liegt vor allem daran, dass OnePlus Smartphones immer über das Internet verkauft wurden und es erst spät Kooperationen mit Mobilfunkanbietern gab.

OnePlus 6

OnePlus war BBKs Türöffner in Europa

Denn OnePlus hatte im Marketing auf junge Kunden gesetzt, welche ihre meisten Produkte über das Internet kaufen und vor allem Preis/Leistung orientiert sind. Ein weiterer Bereich waren die Enthusiasten, welche sich früh über Funktionen wie einem Fingerabdrucksensor im Display oder Displays mit 90 Hertz gefreut haben. Mit solchen Smartphones macht man sich einen Namen in der Presse, aber kein Geld.

Der Übergang: Mehr Geräte, höhere Preise

Die Strategie der Firma änderte sich erstmals mit den OnePlus 7 Smartphones. Zusätzlich zu dem Preis/Leistungs-Gerät gab es ein teureres Pro-Modell, welches Businesskunden und jährliche iPhone-Upgrader ansprechen sollte. Mit der Nord Reihe wurde dann in 2020 eine Mittelklasse-Serie eingeführt, welche durch Nord N in 2020 und Nord CE in 2021 mit Einsteiger-Smartphones ergänzt wurde. Dabei war es sehr offensichtlich, dass manche Nord-Smartphones veränderte Oppo Prototypen waren, welche mit dem OnePlus Branding auf den Markt gebracht wurden. Dafür, dass einige davon mit veraltetem Android 10 auf den Markt kamen und nur ein einziges OS-Update auf Android 11 kriegten, passte der Spruch „Never Settle“ schon nicht mehr.

Mit dem OnePlus 7 Pro gab es erstmals ein teureres „Flaggschiff“ von OnePlus

Letzter Schritt: Software und Marketing

In 2021 und nun mit dem Launch des OnePlus 10 Pro sind wohl die letzten großen Schritte der Zusammenführung beendet worden. Die Software OxygenOS war für viele Kunden einer der Hauptkaufgründe ein OnePlus Smartphone zu kaufen. In 2021 kündigte man den „Grundaufbau“ von OxygenOS mit ColorOS von den Oppo-Smartphones zu verschmelzen. Denn es ist wirtschaftlich nicht lukrativ zwei unterschiedliche Betriebssysteme zu programmieren, wenn man auch einfach eins machen kann. Deswegen setzt man in China bereits auf ColorOS auf OnePlus Smartphones, in Europa ist es denke ich nur noch eine Frage der Zeit. Das Ganze wäre auch nicht so problematisch, wenn der Übergang von OxygenOS zu ColorOS (mit OxygenOS Skin) nicht so holprig gewesen wäre.

OnePlus 10 Pro Render

Das OnePlus 10 Pro ist das erste OnePlus Flaggschiff, dass mit ColorOS „out of the box“ in China erscheint.

Mit dem Launch des OnePlus 10 Pro ist man inzwischen auch endgültig im BBK Marketing angekommen. Sehr viele Oppo Smartphones werden zuerst in China und erst später auf dem globalen Markt vorgestellt. Bisher war dies bei OnePlus nicht der Fall, doch das scheint sich dieses Jahr zu ändern. WarpCharge ist ebenfalls mit Oppos „Super Vooc“ ausgetauscht worden. Auch sehen wir kein normales 10 mehr, dies könnte sein, um die Find X5 Reihe von Oppo stärker in den Fokus zu setzen. Oder wir sehen das Smartphone auf dem globalen Launch im Frühjahr 2022, doch bisher gab es dazu weder konkrete Gerüchte noch ein offizielles Statement.

Angekommen in der Sub-Brand

OnePlus ist nun dort angekommen, wo realme und Vivo schon länger sind. Die Bevorzugung der Untermarke ist beendet worden, da man sehr wahrscheinlich Oppo als Premiummarke in Europa etablieren möchte. Eine wirtschaftliche Entscheidung, welche ich vollkommen nachvollziehen kann, aber natürlich als Geek mit einem weinenden Auge hinterhertrauere. Das muss nicht heißen, dass die Smartphones ab sofort schlechter werden, keinesfalls. Die Geräte könnten durch die Verschmelzung sogar besser werden. Man hat nun die volle Mitarbeiterkraft für R&D und Softwaredevelopment, doch der „OnePlus Spirit“ wird wohl oder übel mehr und mehr verschwinden.

 

Über den Autor

Nils Ahrensmeier

Nils Ahrensmeier ist seit März 2022 Redakteur beim Online-Magazin BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er für MobileGeeks, das 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Nils als FSJler im Deutschen Bundestag sowie als freier Redakteur bei dem Blog "TechnikNews".