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Drohnen retteten im vergangenen Jahr mindestens 65 Menschenleben

geschrieben von Mark Kreuzer

Normalerweise bekommt man ja in den Medien immer nur Meldungen von negativen Ereignissen, umso mehr hab ich mich gefreut, mal eine positive Pressemeldung heute in den Verteiler geschickt zu bekommen.

Der Marktführer im Bereich der Drohnen DJI hat auch dieses Jahr wieder den Bericht: „More Lives Saved: “A Year Of Drone Rescues Around The World“ veröffentlicht. In diesem Bericht berichten Sie von insgesamt 27 Einzelfällen, bei denen insgesamt 65 Menschen gerettet wurden.

Unter anderem haben Drohnen Rettungsbojen für in Not geratene Schwimmer in Australien und Brasilien abgeworfen, bewusstlose Opfer bei Frost in England und Amerika ausfindig gemacht und bei der Bergung von in Schwierigkeiten geratenen Menschen in Feldern, Flüssen oder Bergen geholfen.

„Drohnen unterstützen Rettungskräfte bei Vermisstensuche, der Bereitstellung von Hilfsgütern, wie Nahrung oder Schwimmwesten, und vermindern die Reaktionszeiten von Stunden auf Minuten“, erklärte Brendan Schulman, DJI Vice President for Policy & Legal Affairs. „Wenn Gesetze und Vorschriften die Anwendung von Drohnen in der öffentlichen Sicherheit vereinfachen, können Einsatzkräfte Zeit und Geld sparen, ihr Personal schützen und, was am allerwichtigsten ist, in Gefahr geratene Menschen retten.“

Beispiel Autounfall

In einem Fall wurde die Polizei Lincolnshire (England) in einer kalten Nacht zu einem Autounfall auf einer dunklen Landstraße gerufen, konnte den Fahrer jedoch nicht finden. Mit Hilfe einer mit Infrarotkamera ausgestatteten Drohne wurde der Fahrer in einem etwas von der Unfallstelle entfernten Graben lokalisiert.

Eigentlich ein sehr schönes Beispiel. Vor allem auch deswegen, weil es zeigt, wie vielseitig die Drohnen sind. So lassen sich bei den professionellen Drohnen auch ohne Probleme unterschiedliche Kameratypen montieren, wie zum Beispiel die Wärmebild-Kamera in dem obigen Beispiel.

Rechtliche Fragen und Hindernisse

Im Bereich der Drohnen wurden in den letzen Jahren sehr viele Fortschritte gemacht. Selbst Consumer-Drohnen haben heute schon so viele Flugeigenschaften und Flugmodi, die auch im Einsatz von Rettungskräften genutzt werden können, dass es nur verständlich ist, dass die Technik von diesen auch zur Personenrettung genutzt wird.

In vielen Bereichen ist es ja so, dass der Gesetzgeber kaum mit dem technologischen Fortschritt hinterherkommt. Aber wenn es um das Retten von Menschenleben geht, ist es doch wünschenswert, dass unnötige oder veraltete Vorschriften schnell abgeschafft werden. So ist es in den USA (wie auch in Deutschland) zur Zeit untersagt, mit einer Drohne nachts, über Menschenmengen, oder außerhalb des Sichtbereiches des Piloten zu fliegen. Hier wird eine Menge Potential verschenkt.

Auch die unklare rechtliche Lage macht den Einsatz für Rettungskräfte schwierig, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann:

LKW-Unfall und Unfallaufnahme mit Drohne

Letztes Jahr ist unmittelbar vor mir auf der Autobahn ein schwerer LKW-Unfall passiert. Während alle anderen ihre Autos gestoppt haben und zumindest im vorderen Teil eine Rettungsgasse gebildet haben, bin ich mit meinem Wagen bis nach ganz vorne gefahren, habe meine Warnweste angezogen und bin als Ersthelfer an den Unfallort gegangen.

Mein Eindrücke von damals hab ich in diesem Facebook Posting zusammengefasst.

Nur mal so zur Info: Eine dieser Papierrollen wiegt 1 Tonne. Wie durch einem Wunder ist niemandem was passiert. Den Fahrer des LKWs mit der Papier-Fracht konnte ich leicht verletzt aus seinem LKW ziehen. Außer ein paar Kratzer und einem ordentlichen Schock ist ihm aber nix passiert. Auch an dieser Stelle noch mal meine Bitte:

Bildet eine Rettungsgasse und gehört nicht zu den Arschlöchern, die bei einem Unfall gaffen.

Die Fotos habe ich übrigens erst gemacht, nachdem die Situation geregelt und unter Kontrolle war. Nachdem die Feuerwehr auch eingetroffen ist und ich den Einsatzleiter soweit ich konnte ins Bild gesetzt habe, hatte ich für längere Zeit erst einmal nichts zu tun.

Im späteren Verlauf kam auch die Polizei und hat damit begonnen, den Unfall aufzunehmen. Neben meiner Aussage habe ich den Polizisten vor Ort auch darauf hingewiesen, dass ich im Auto eine Drohne habe und falls es hilfreich wäre, gerne eine paar Luftbilder zur Unterstützung beisteuern könnte. Mir ging es ausdrücklich nicht darum, die Bilder vom Unfall irgendwie weiterzuverbreiten. Der Vorschlag wurde zuerst auch sehr positiv aufgenommen, denn wie ihr auf den Bildern sehen könnt, hat der Unfall ein ganz schönes „Kuddel-Muddel“ hinterlassen.

Nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter der Polizei, wurde dann aufgrund der unklaren Rechtslage die Entscheidung getroffen, die Drohne nicht zu starten. Unklar war, ob ich von der Autobahn aus starten dürfte und ob ich über den Unfall hätte fliegen dürfen. Auch selbst, wenn ich problemlos von neben der Autobahn aus hätte starten können und von dort auch die Fotos hätte machen können, wollten wir kein rechtliches Risiko eingehen. Technisch hätte dies überhaupt kein Problem dargestellt und wäre innerhalb von wenigen Minuten realisiert gewesen.

Ich hab mich damals schon gefragt, warum die Feuerwehr nicht einfach eine kleine Drohne für solche Fälle im Gepäck hat. Die DJI Spark die ich damals zum Testen dabei hatte, war praktischerweise auch noch in Feuerwehr-Rot und hätte auch optisch gut gepasst. Es ist für mich dann doch eher unverständlich, warum in solchen Fällen auf fortschrittliche Technologie verzichtet wird.

Ich bin mir aber sicher, dass wir in Zukunft noch öfters die Nachricht vom hilfreichen Einsatz von Drohnen hören werden. Irgendwann wird es wahrscheinlich nicht einmal mehr berichtenswert, sondern Alltag sein. Ich hoffe, dass es bis dahin nicht mehr so lange dauert.

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Mark Kreuzer