BT

Ein Besuch in Samsungs Innovationsmuseum

geschrieben von Nicole Scott

Innovation – ein Schlagwort, das man mittlerweile bei so ziemlich jedem neuen Feature und Dienst zu hören bekommt. Der Begriff ist schon so abgedroschen, dass er scheinbar zu einem Synonym für „Neuheit“ geworden ist. Entgegen meiner anfänglichen Erwartungen war das Innovationsmuseum, über das wir bereits 2017 berichteten, keine selbstgefällige Samsung-Ausstellung. Stattdessen erlebte ich dort ein fundiertes Verständnis dessen, was das Wort „Innovation“ tatsächlich bedeutet.

Die Ausstellung soll den gesellschaftlichen Wandel veranschaulichen, der von technologischen Innovationen begleitet wurde.




Wir beginnen unsere Reise mit der Entdeckung der Elektrizität. Nehmen wir uns einen Moment Zeit, um diese Innovation zu schätzen, mit der wir plötzlich die Nacht zum Tag verwandeln konnten. Diese Entdeckung löste eine technologische Evolution unserer Zivilisation aus – ohne sie würde unsere Welt heute völlig anders aussehen.

Elektrizität

Im Museum befindet sich nicht nur ein detaillierter Überblick über die Entdeckung der Elektrizität, sondern auch eine Glasvitrine mit einer „Leidener Flasche“, einer „Voltasäule“ und Induktionsmotoren.

DIE NACHT ZUM TAG MACHEN!

Lasst uns kurz innehalten und genauer über diesen Satz nachdenken. Technik-Blogs bezeichnen heutzutage Dinge wie ausfahrbare Selfiekameras und in Displays integrierte Fingerabdruckscanner als innovativ. Dabei sollten wir eine Sache nicht vergessen: es gibt technologische Innovation und echte Innovation – Innovationen, denen vollkommen neue Erfindungen zugrunde liegen.

Die Idee für unsere dieswöchige Artikelreihe zum Thema Innovation und darüber, wie wir den Begriff heutzutage falsch verwenden, kam mir übrigens genau hier, in Samsungs Innovationsmuseum.

Im Laufe der Woche werden wir Artikel rund um das Thema Innovation veröffentlichen und dabei der Geschichte des Begriffs auf den Grund gehen und euch die einflussreichsten Innovationen der Menschheitsgeschichte vorstellen. Am Ende möchten wir folgende Frage beantworten: Wann sollte eine Sache als innovativ bezeichnet werden?

Das Radio

Das Radio verbreitete Kultur bis an die entlegensten Orte der Welt. In diesem Abschnitt der Ausstellung steht das Radio im Mittelpunkt, Printmedien werden nur am Rande erwähnt, als grundlegende Form der Informationsverbreitung. Schließlich stellte das Radio eine völlig neue Art des Medienkonsums dar.

Nicht zuletzt kommen Funkwellen auch im Handy zum Einsatz und bilden die Grundlage der modernen Telekommunikationsindustrie. Vor diesem Hintergrund macht es natürlich Sinn, dass Samsung seinen Hut vor dieser Erfindung ziehen möchte.

Haushaltsgeräte

Heutzutage erleichtern uns Staubsauger, Waschmaschinen und zahllose andere Haushaltsgeräte den Alltag, wodurch wir einiges an Zeit sparen. Wer schon einmal seine Bettlaken von Hand waschen musste, kann ein Lied davon singen.

Maytag produzierte 1911 die erste motorisierte Waschmaschine und in den 20er Jahren entwickelte die Firma Hoover den Staubsauger – beide Geräte revolutionierten den Haushalt.

Durch diese Innovationen veränderte sich vor allem der Alltag der Frau. Frauen hatten nun mehr Zeit, um sich mit Interessen jenseits der Hausarbeit zu beschäftigen und gesellschaftlich aktiv zu werden. Aufgaben, die zuvor Frauenarbeit waren, wurden nun von der ganzen Familie geteilt.

Erster mechanischer Kühlschrank

Im nächsten Abschnitt der Ausstellung geht es nun deutlich in Richtung Samsung.

Die Erfindung der Halbleiterelektronik.

Vor der Erfindung des Transistors verwendete man Elektronenröhren, die sich den Fluss von Elektronen zunutze machten. Die Röhren waren schwer, unhandlich und litten unter Einschränkungen hinsichtlich ihrer Bauweise.

TRADIC war der erste Computer, in dem ausschließlich Transistoren zum Einsatz kamen. Er wurde 1954 von AT&T in den Bell Laboratories für die US Airforce entwickelt.
Kurz nach der Erfindung des Transistors sorgte die Entwicklung von integrierten Schaltungen dafür, dass für die Verbindung der Transistoren keine Kabel mehr notwendig waren. So ließen sich Elektrogeräte noch kleiner und leistungsfähiger machen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann zwischen den Westmächten und dem Ostblock der Kalte Krieg. Die Computerindustrie boomte, dank der Entwicklung von Computern für das Militär. Mit dem Knowhow, das IBM durch seine Militärprojekte sammeln konnte, etablierte sich das Unternehmen bis in die 60er Jahre als Marktführer der Computerbranche. Als IBM damit begann, kommerzielle Computer herzustellen, wurden sie in zahllosen Unternehmen zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel. Dies sorgte wiederum für einen Wandel in Sachen Unternehmensproduktivität.

Coverbild des Time Magazine – „The Computer Moves In“

Als Nächstes erfahren wir mehr über die Geschichte der Bildschirmtechnologie!

Die Bildschirmtechnologie nahm ihre Anfänge in Schottland im Jahre 1925, als John Logie Baird erfolgreich demonstrierte, dass sich bewegliche Bilder auf einem TV-System darstellen ließen. Zunächst waren es noch verrauschte Schwarz-Weiß-Bildschirme, dann Farbdisplays, die das Bild noch realistischer wirken ließen. Als Flüssigkristall- bzw. LCD-Bildschirme ihren kommerziellen Erfolg feierten, wurden die Röhren-TVs mit der Zeit durch Flachbildfernseher abgelöst.

Der erste Fernseher, Televisor, 1930

Das erste TV-Gerät war ein mechanischer Fernseher, der die Bilder durch eine rotierende Lochscheibe darstellte. Die Fernsehübertragung wurde erstmals im Jahre 1929 möglich, als der britische Sender BBC damit begann, sein Programm auf mechanische Weise zu übertragen.

Samsung führt die Ausstellung dann mit der Geschichte des Mobiltelefons fort. Dieses Thema verdient unserer Meinung nach aber einen eigenen Artikel.

Die ersten Stationen drehen sich um die Erfinder, aber das Museum möchte den Besuchern auch einen Überblick bieten, welche Rolle Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Innovationen gespielt haben. Ohne den Produktionsmaßstab von Großunternehmen wäre die weitreichende Verbreitung der Technologien und Produkte überhaupt nicht möglich gewesen. Danke, Großkonzerne!

Es ist offensichtlich, dass das Museum vor allem Schulklassen und Technikenthusiasten anziehen soll. Das ist aber keine Kritik, denn je mehr Leute die Ideen von morgen beeinflussen, desto besser.

Im gesamten Museum herrscht eindeutig eine gewisse Samsung-Atmosphäre, die aber wesentlich weniger ausgeprägt ist, als ich zunächst angenommen hatte. Zwar überspringt die Ausstellung viele Apple- und LG-Produkte, macht dafür aber Platz für Dinge wie das Motorola StarTAC oder „Simon“, den weltweit ersten Heimcomputer. Eine reife Entscheidung, die den rasanten technologischen Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte gut veranschaulicht. Aber nichts könnte diesen Fortschritt besser demonstrieren als die Halbleiterausstellung des Museums – ein Unternehmenszweig, der zudem das Rückgrat von Samsung und dessen Gewinnen bildet. Dort könnt ihr nämlich einen Blick auf den ersten (riesigen) Transistor und einen modernen Zeitgenossen werfen, der nicht nur wesentlich kleiner sondern auch um einiges leistungsstärker ist.

Samsungs Innovationsmuseum befindet sich in Suwon, Südkorea und ist Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Die Reise nach Seoul wurde von Samsung gesponsert. Alle Ideen sind meine eigenen.

Über den Autor

Nicole Scott