Handverlesene, lebendige und unabhängige Online-Mode- und Lifestyle-Marken bilden den Freiraum. Es ist ein Schaufenster, in dem man neue Online-Trends anfassen, fühlen, schmecken und ausprobieren kann – ein immersiver Raum im Zentrum des Berliner Einkaufsviertels.
So beschreibt Freiraum sich selbst und sein Konzept und bietet damit sowohl für die Brands als auch für die potenziellen Käufer einen sehr spannenden Ansatz. Aber der Reihe nach:
Auch in Berlin ticken die Shopping-Uhren nicht komplett anders als im Rest der Republik. Selbst Flächen in guter Lage beklagen Leerstände, gleichzeitig kämpfen alteingesessene Läden mit der immer stärker werdenden Online-Konkurrenz. Auf der anderen Seite werden wir auf Instagram mit unzähligen neuen Marken förmlich zugeschüttet, die nur einen Haken haben: Man kann die Produkte nur online erwerben und sie eben nicht mal vorm Kauf eben schnell persönlich checken.
Freiraum — dahinter stehen die beiden Unternehmer Franz de Waal und Emanuel Elverfeldt — will all diese Problem auf einmal lösen und beweist derzeit auf der Berliner Friedrichstraße, wie das klappen kann. Gegen Provision bietet man den kleinen, jungen Firmen mit ihren Online-Shops nämlich die Möglichkeit, sich kurzfristig in die Ladenfläche einzumieten. “Kurzfristig” bedeutet in diesem Fall, dass man auch lediglich für vier Wochen in den “Freiraum” einziehen kann.
Das Geheimrezept soll also diese Flexibilität sein, die den Online-Marken eine Offline-Präsenz erlaubt, welche für die jungen Unternehmen mit den üblichen langfristigen Mietzeiträumen und den Kosten für die Einrichtung eines eigenen Shops niemals vorstellbar wäre.
Das Produkt kann nun also offline bestaunt und unter die Lupe genommen werden, gekauft wird online. Dafür wird das Produkt gescannt und über die Freiraum-App erworben. Ein Teil der Einnahmen behält Freiraum dann als Provision ein.
Wie ihr auf dem Instagram-Account sehen könnt, bietet Freiraum nicht nur Mode-Labels Platz. Ebenso finden sich dort Teppiche, Möbel, Kosmetik und mehr. Fashion United zählt auf:
Neben Mode, darunter Kaschmirprodukte von Milk Cashmere oder der Streetwear „DJ Brand“ Vertere, Accessoires der Marke M2Malletier, nachhaltigen und veganen Beauty-Produkten von Ave+Edam, gibt es auch Interior-Inspiration, wie Stücke von Westwing oder der Berliner Manufaktur Bullenberg, Teppiche von Rugtales sowie Designelemente von Gant Lights. Im Lifestyle-Bereich werden Espressomaschinen von La Marzocco, Farräder von Urwahnbikes oder Sport- und Ernährungssupplements von Braineffect angeboten.
Auch wir hier auf dem Blog haben schon mehrfach darüber gesprochen, dass im Rahmen des Umbaus der Innenstädte künftig auch der Handel ein komplett anderes Gesicht bekommen wird. Immer öfter werden wir auf Konzepte stoßen, bei denen man sich persönlich vor Ort von der Ware überzeugt, sie ebenfalls vor Ort online bestellt und bezahlt — und sie sich dann nach Hause schicken lässt.
Freiraum macht vor, wie so etwas aussehen kann und das auf eine Weise, bei der alle Seiten gewinnen: Der Leerstand wird beseitigt, Kunden können in Produkten stöbern, die es sonst eigentlich nur online gibt und die Unternehmen können auch mit kleinem Budget ihre Ware in Ladenlokale bringen, ohne sich um Mieten und Personalkosten kümmern zu müssen. Zu guter letzt dürfte die Provision der Freiraum-Köpfe so bemessen sein, dass auch für die beiden Unternehmer unterm Strich ein Plus steht.
Persönlich gehöre ich jetzt wohl eher nicht zu der Zielgruppe der Leute, die bevorzugt über Instagram Klamotten shoppen. Dennoch halte ich das Konzept aus Berlin für ein äußerst vielversprechendes und kann mir vorstellen, dass man so ähnlich auch anderen Branchen unter die Arme greifen kann. Wieso sollte man nicht die lokalen Biobauern mit einem ähnlichen Konzept auf einer großen Verkaufsfläche versammeln — quasi wie ein ständiger, überdachter Wochenmarkt.
Ich wette, auf diese Weise sind viele verschiedene Ansätze vorstellbar. Feststehen dürfte jedenfalls, dass sich der lokale Handel eine Menge einfallen lassen muss, um gegen die Online-Konkurrenz bestehen zu können. Online und Offline auf diese Weise miteinander zu verheiraten, scheint mir da ein äußerst probates Mittel zu sein.
Quelle: Fashion United via Locationinsider.de