Wenn ihr darüber nachdenkt, welche Köpfe für die Entwicklung des Computers die wichtigsten waren – welche Namen fallen euch da zuerst ein? Konrad Zuse als Erfinder des ersten Computers der Welt, Bill Gates oder vielleicht gar Steve Jobs? So oder so: In diese allererste Riege derjenigen, die sich um die Entwicklung des Computers verdient gemacht haben, gehört auf jeden Fall auch eine Frau. Ihr Name: Grace Hopper – sie lebte von 1906 bis 1992 und hat in ihrem langen Leben gleich zwei bemerkenswerte Karrieren gemacht: In der US-Navy, wo sie es zum Konteradmiral brachte und als Informatikerin, die die Computerwelt nachhaltig verändert hat. Auch Google wusste diese Frau bereits zu würdigen – mit einem Doodle zu Ehren ihres 107. Geburtstages:
Die Karriere der Grace Hopper
Sie war die erste Frau, die überhaupt in den USA ein so hohes militärisches Amt bekleidet hat und auch ihr Einstieg in die Computer-Welt wurde ihr seinerzeit dadurch schwer gemacht, dass sie eine Frau war. Als Tochter eines Mannes, der es im ersten Weltkrieg selbst bis zum Admiral der Navy brachte (und dem sie auch ihre Begeisterung für Mathematik verdankt) wollte sie selbst zur Navy und trat ihr 1944 während des zweiten Weltkrieges bei, wo sie an der Entwicklung des Mark I beteiligt war – dem ersten wirklich funktionsfähigen Rechner der USA und einer der ersten Computer weltweit überhaupt. Die Entwicklung war damals ein Militärprojekt und auch in der Folge entsprangen immer wichtige Erfindungen aus der engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Militär.
In diesem Zusammenhang muss ich euch auf ein wirklich tolles Interview hinweisen, in welchem sie von US-Talker David Letterman die Frage gestellt bekam, woher sie denn damals so viel über Computer wusste. Ihre lapidare Antwort: „I didn’t. It was the first one.“ Hier seht ihr das Interview mit dieser bemerkenswert klugen, aber auch unterhaltsamen alten Lady:
Nachdem sie in den Jahren nach dem Krieg an weiteren Computerprojekten mitarbeitete, gelang das Konzept eines Programmes, welches Programmierkommandos in Maschinensprachencode umwandeln konnte – der erste Compiler war geboren. Schon früh hatte sie die Vision, dass Computer anwenderfreundlicher werden müssten und die Folge war dann die Entwicklung der Programmiersprache COBOL – noch bis heute eine der am weitesten verbreiteten für kaufmännische Anwendungen. 1966 wurde sie aus der Armee entlassen, anlässlich des Vietnamkrieges benötigte die US-Army ihre Dienste wieder und so verblieb sie dann bis 1986 in der US-Marine, arbeitete aber bis zu ihrem Tode noch weiter als Beraterin sowohl für die US Navy als auch für Unternehmen.
Zitate und Mythen
In ihrer langen Karriere hat sie nicht nur die Computerwelt nachhaltig verändert, es gibt auch ein paar Mythen, die um ihre Person ranken. So soll sie den ersten Bug in einem Rechner ausfindig gemacht haben. Gemeint ist damit aber nicht etwa ein Fehler in der Software – vielmehr hat sie einen tatsächlichen Bug bzw. eine Motte im Innern des Computers Mark II gefunden. Sie klebte sie ins Logbuch und versah den Eintrag mit dem Satz „First actual case of bug being found“. Den Begriff „Debugging“ gab es damals bereits, aber das Vorfinden eines tatsächlichen Bugs in Form einer Motte fand man wohl damals schon ziemlich amüsant. Oft wird ihr der Begriff „Debugging“ heute noch zugerechnet.
Im Gegensatz zu der Nummer mit der Motte ist die nächste Geschichte allerdings wohl wirklich nur eine urbane Legende. So soll sie nämlich auch verantwortlich für die Abkürzung RTFM (Read the Fucking Manual) sein. Diese Bezeichnung soll entstanden sein, nachdem sie das erste Benutzerhandbuch für den Mark I geschrieben hat, welches immerhin 561 Seiten umfasste. Dass sie auch außerhalb der Mathematik und Informatik ein schlaues Köpfchen war, kann man auch an ihren klugen Zitaten erkennen, für die sie ebenfalls berühmt war:
Der gefährlichste Satz einer Sprache ist: „Das haben wir schon immer so gemacht.“
Außerdem sagte sie auch, dass es immer einfacher ist, sich hinterher zu entschuldigen, anstatt sich vorher eine Erlaubnis zu holen und von ihr stammt auch das Zitat: „Im Zweifelsfall – tu es“.
Solche Zitate verraten uns Einiges über diese Frau, die in ihrem Leben mit über 90 Auszeichnungen gewürdigt wurde und die mehr als 40 Ehrendoktortitel erhalten hat. Selbst ein Zerstörer – USS Hopper – wurde nach ihr benannt, ebenso wie verschiedene Preise wie z.B. der Grace Murray Hopper Award. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass der Name dieser erstaunlichen Dame noch viel zu wenigen Menschen bekannt ist. Mag sein, dass sich das durch die Zusammenarbeit des Senders ESPN mit FiveThirtyEight ein wenig ändern könnte. Dieser Kooperation verdanken wir nämlich den Kurzfilm „The Queen of Code“, in welchem ihr Schaffen in etwas mehr als 16 Minuten aufbereitet wird. Ich kann euch nur empfehlen, dass ihr euch die Zeit nehmt für den Clip zu einer wirklich herausragenden Persönlichkeit der Computerwelt. Viel Spaß mit dem Kurzfilm: