Immer mehr unter uns dürften derzeit mit dem Thema Home-Office konfrontiert sein. Das gilt nicht nur für Angestellte, sondern auch für Freelancer und Selbstständige. Diese können nämlich zunehmend weniger auf ein Café, einen Coworking-Space oder sonstige Angebote ausweichen. Dabei stellt das Home-Office ganz eigene Herausforderungen. Zu Hause gibt es viel mehr Ablenkungsmöglichkeiten. Wie wird und bleibt man im Home-Office also produktiv?
Das Problem der Arbeitsatmosphäre
Auf der Arbeit ist die Aufmerksamkeit monopolisiert. Jeder weiß, was zu tun ist und wenn das nicht der Fall ist, gibt es Vorgesetzte oder Kollegen, an die man sich wenden kann. Diese können zwar auch ablenken, in der Regel sorgt das Büro aber für Professionalität und wir konzentrieren uns besser auf unsere vorliegende Aufgabe, weil die anderen das genauso machen. Liegt diese Arbeitsatmosphäre nicht vor, haben viele Menschen Probleme, fokussiert zu bleiben.
Lösung:
Für viele liegt diese Lösung auf der Hand und wird wahrscheinlich ohnehin vom Vorgesetzten vorgegeben und gestellt: Projektmanagement- oder Kollaborationssoftware. Aus der heutigen Arbeitswelt ist solche Software ohnehin nicht mehr wegzudenken. Sie schaffen eine Übersicht über Aufgaben und Kommunikation und werden daher wohl in den meisten Büros eingesetzt. Natürlich können auch andere Mittel für die nötige Arbeitsatmosphäre sorgen. Wenn zum Beispiel der Chef genervt anruft, wann das jeweilige Projekt denn endlich fertig wird. Natürlich kann man sich auch einfach treffen, um zusammenzuarbeiten. Das Risiko, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, muss man dabei natürlich selbst einschätzen.
Das Problem des fehlenden Aufmerksamkeitsmonopols
Dieser Punkt hängt mit dem vorigen Punkt zusammen. Wer keine Arbeitsatmosphäre hat, gerät leicht in Versuchung, seine Aufmerksamkeit anderen Punkten zu widmen. Wir neigen eher dazu, auf unser Smartphone zu schauen, WhatsApp-Nachrichten zu überprüfen, ein kurzes Youtube-Video zu schauen oder das Arbeitszimmer aufzuräumen. Es kann ein reines Organisationsproblem sein und dann gibt es einfache technische Lösungen dagegen.
Lösung:
Deadlines durch einen Timer kann jeder setzen, es gibt aber auch noch Apps wie Focus Booster (Web, Mac, Windows, iOS, Android), die es euch erlauben eine ganze Reihe von Aufgaben zu verfolgen und einen Überblick zu verschaffen. Solche Apps funktionieren nach dem Pomodoro-Prinzip. Es besteht in der Annahme, dass 25-minütige Arbeitsperioden, gefolgt von kurzen Pausen von 5 Minuten, am effektivsten für die langfristige Konzentration ist. Eine größere Aufgabe wird so in kleine Sektionen aufgeteilt, auf die man sich besser konzentrieren kann. Vielleicht nicht etwas für jeden. Persönlich habe ich schon viele solche Apps ausprobiert, sie helfen mir persönlich aber – wenn überhaupt – nur beim Einstieg in meine Aufgaben oder falls ich partout dringend auf mein Smartphone schauen möchte. Aber einmal in eine Aufgabe vertieft, halte ich es persönlich für unnötig und kontraproduktiv, mich zu einer Pause zu zwingen. Das Problem liegt hier dann an anderer Stelle.
Motivationsprobleme und Prokrastination
Ich bin schon etwas länger Freiberufler. Dass ich Youtube schaue, Games zocke oder auch mal wahllos auf Reddit surfe, kommt auch bei mir immer wieder mal vor. Vor allem dann, wenn ich – auf gut Deutsch gesagt – keinen Bock auf das habe, was nun mal gerade ansteht. Ich kenne kein Tool, dass bei diesem Problem hilft, da ich die Aufgabe am Ende ja dennoch alleine bewältigen muss.
Lösung:
Meine Taktik ist dabei meine Ablenkungsquellen zu reduzieren. Smartphone komplett abschalten, bestimmte Seiten blocken. Bei mir persönlich ist vor allem Youtube meine Nemesis. Ich kann für Chrome (und Brave) den Youtube Suggestion Blocker empfehlen. Was mir auch geholfen hat, ist ein Artikel, der das Prokrastinieren als Sucht darstellt. Der Artikel ist leider in Englisch, aber ich paraphrasiere kurz. Unser Gehirn ist ständig auf der Suche nach Glücksempfinden und unser Instinkt sucht dabei immer den kürzesten Weg mit dem wenigsten Aufwand.
Im digitalen Zeitalter sind das für manche Computer-Spiele, Katzenvideos oder dergleichen. Allerdings können wir diese „Hobbys“ beim Prokrastinieren nicht so recht genießen. Wir haben den quälenden Hintergedanken, dass wir eigentlich etwas anderes tun sollten. Der Artikel nennt das den „Dark Playground“ – der dunkle Spielplatz. Als Lösung schlägt er vor, dass man seiner Versuchung ruhig nachgeben darf, aber erst wenn die Arbeit erledigt ist. Das ist dann der „Happy Playground“ – der fröhliche Spielplatz.
Diese Verbildlichung hat mir persönlich dabei geholfen, mein eigenes Handeln im Alltag besser zu verstehen. Auch macht diese Analogie deutlich, dass es ein langfristiger Arbeitsprozess ist, weil man sich einer Sucht stellt. Redet euch also nie ein, dass ihr einfach faul oder ewige Prokrastinierer seid. Damit würdet ihr euer Verhalten nur verfestigen. Es gilt euer Glück auf langfristige, erstrebenswerte Ziele zu fokussieren und darin Glück zu empfinden. Danach kann man, wenn man denn noch möchte, immer noch auf den fröhlichen Spielplatz.