Lasst uns positiv einsteigen in diesen Beitrag: HTC listet jeden Monat artig auf, wie viel Umsatz das Unternehmen erzielt. Das ist angenehm transparent, bringt uns aber direkt zum unangenehmen Teil des Artikels, denn die Zahlen dort lassen nicht wirklich darauf hoffen, dass sich das Unternehmen aus Taiwan jemals wieder in die erste Reihe der Smartphone-Hersteller hinaufschwingen kann.
Konkret hat man nämlich im Oktober einen Umsatz von 21,59 Millionen US-Dollar erzielt, also umgerechnet etwas weniger als 20 Millionen Euro. Für sich betrachtet ist das für ein weltweit operierendes Unternehmen schon wirklich nicht viel. Noch schlimmer wird es aber, wenn man den Blick auf den Vormonat wirft, wo HTC nämlich knapp 42 Millionen US-Dollar Umsatz gemacht hat. Es ging somit in nur einem Monat um 48,58 Prozent runter.
Vermutlich können sich hier nur die wenigsten noch daran erinnern, dass HTC mit Smartphone-Riesen wie Samsung auf Augenhöhe war in Zeiten, als noch kaum jemand den Namen “Huawei” kannte. Und heute? Heute verkauft man Mittelklasse-Smartphone zu überhöhten Preisen, um die Durststrecke zu überbrücken, bis man wieder ein schlagkräftiges Flagship-Phone bauen kann.
Mit dem jüngsten Modell, dem Desire 19+, hat HTC einen ziemlichen Rohrkrepierer abgeliefert, der für 329 Euro auf den Markt gebracht wurde. Mittlerweile bekommt ihr den Hobel bei Amazon für 219 Euro.
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Das Drama wird noch schlimmer, wenn man berücksichtigt, dass die Smartphone-Sparte sich den Umsatz auch noch mit den deutlich angesagteren Virtual-Reality-Produkten teilen muss. Zwar entfällt mehr als die Hälfte auf die Smartphones, wie Phonearena berichtet, aber es dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein, wann sich das zu Gunsten der Vive-Gadgets verändert.
Es ist nur grob übern Daumen gerechnet, aber wenn wir davon ausgehen, dass etwa 10 Millionen des Gesamtumsatzes mit Smartphones gemacht wird und man mit einem einzigen Smartphone etwa 300 Euro Umsatz macht, wären das etwas mehr als 33.000 Smartphones im Monat bzw. etwas mehr als 1.000 Smartphones am Tag. Weltweit!
Vermutlich werden in Städten wie San Francisco alleine mehr iPhones pro Tag verkauft, als es HTC weltweit gelingt, übertrieben gesagt. Wie gesagt: Das ist natürlich eine denkbar ungenaue Zahl, aber im Ernst: Selbst wenn es fünf mal so viele Smartphones wären, würde HTC auf der Smartphone-Landkarte kaum noch auftauchen.
Das ist insofern schade, als wir wissen, dass es die Jungs und Mädels grundsätzlich drauf haben. HTC ist sicher nicht daran gescheitert, dass man keine wettbewerbsfähigen Handsets produzieren kann. Die Dinger waren hübsch und technisch zumeist auf der Höhe der Zeit. Aber drumherum hat man anscheinend so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Es wurden Unsummen in krude Marketing-Kampagnen gesteckt, es gab eine hanebüchene Produkt- und Veröffentlichungs-Politik und darüber hinaus hatte man oftmals einfach ein denkbar schlechtes Timing.
Wie lange will HTC so noch weitermachen? Wäre es nicht längst an der Zeit, sich von den Smartphones zu verabschieden und sich stattdessen voll auf die Vive-Hardware zu konzentrieren, wo HTC tatsächlich was Tolles auf die Beine gestellt hat? Meiner Meinung nach ist es illusorisch, wenn das Management davon spricht, dass man wieder High-End-Devices für Märkte wie Nordamerika und Europa veröffentlichen will. Vielleicht nicht unverständlich, dass HTC das anstrebt und auch durchziehen wird, aber der Gedanke daran, dass sich die Handsets ordentlich verkaufen, erscheint mir aktuell mindestens als absurd.
Das tut mir ernsthaft leid für ein Unternehmen, welches die Geschichte der Smartphones lange Jahre mitgeprägt und teils sogar mit dominiert hat, aber wenn ihr mich fragt, sind hier sämtliche Züge abgefahren. Das ist hier aber nur meine Sicht auf die Dinge und ihr könnt mich gerne korrigieren, wenn ihr das anders seht. Lasst mich ruhig wissen, wo ihr das Unternehmen gerade seht und ob ihr der Meinung sind, dass HTC sowohl qualitativ als auch aus finanzieller Sicht nochmal ganz vorne angreifen wird.
via Phonearena