Die Zeit rennt: Auf Initiative von US-Präsident Donald Trump hat das U.S. Commerce Department dem chinesischen Unternehmen Huawei vor drei Monaten eine Sonderlizenz geteilt, nachdem man eben jenen Konzern auf eine schwarze Liste gepackt hat. Die 90 Tage sind nun abgelaufen, Huawei präsentierte zwischenzeitlich sogar ein eigenes OS und versucht, sich gut aufgestellt darzustellen.
Jetzt, pünktlich zum Ablauf der 90 Tage, gibt es einen weiteren Aufschub — sprich: Noch einmal eine Sonderlizenz für 90 Tage. Das bedeutet, dass Huawei jetzt bis zum 19. November Bauteile aus US-Produktion nutzen kann, Android-Updates bereitstellen kann usw. Wieder soll die Frist auch dazu dienen, dass sich die handelnden Unternehmen darauf einstellen können, dass ab einem Stichtag — eben dem 19.11. — tatsächlich erst mal Schluss ist für Huawei.
Gleichzeitig hat Donald Trump bereits im Mai wissen lassen, dass — je nach Verlauf der Gespräche mit China — sogar denkbar wäre, dass Huawei explizit auch ein Teil eines Handelsabkommens sein könnte. Das klingt für mich unlogisch, weil der genannte Grund für die Skepsis gegenüber Huawei ja sein soll, dass die Sicherheit der USA durch den chinesischen Konzern gefährdet würde.
Genau deswegen muss man den Verdacht haben, dass die Maßnahmen gegen Huawei nur ein weiterer Schachzug Trumps im Handelskrieg mit China sind. Ein Krieg, bei dem Huawei das prominenteste Bauernopfer zu sein scheint. Aktuell weiß Trump selbst nicht so genau, wohin er will und wie er weiter mit China verfahren soll.
Im Tagestakt wechseln sich Annäherungen mit China und Beschimpfungen an China ab und auch bei Huawei ist der Kurs kein konsequenter. Während Trump die zweite Sonderlizenz für 90 Tage durchwinkt, erklärt er gleichzeitig auch wieder, dass Huawei die nationale Sicherheit bedrohe und er dazu tendiert, keine Geschäfte mit dem Unternehmen zu machen.
Ich hab das Gefühl, dass der US-Präsident zunehmend öfter selbst feststellt, dass man China nicht mit ein paar halbgaren Drohgebärden und verhängten Strafzöllen in die Knie zwingen kann. Selbst Apple-Chef Cook ist erneut vorstellig geworden im Weißen Haus und hat erneut versucht, Trump klar zu machen, wie schädlich diese verhängten Zölle für ein Unternehmen wie Apple sind.
Kann sein, dass das ein wenig gefruchtet hat — zumindest möchte Donald Trump nochmal über die Zölle nachdenken. Handelspolitik in der Welt von 2019 bedeutet auch, dass alle Nationen immer einen Blick auf den Twitterkanal von Donald Trump haben müssen. Er kann mit 140 Zeichen dafür sorgen, dass Aktienindizes rauf oder runtergehen, ebenso natürlich bei den Aktien einzelner Unternehmen. Fast scheint es so, als ist das alles für den Präsidenten ein großes Spiel, bei dem er versucht, möglichst clever zu agieren. In diesem Spiel erklärt man Huawei zum Sicherheitsrisiko, will aber stattdessen vermutlich einfach nur verhindern, dass der Smartphone-Riese auch in den USA fette Gewinne einfährt. Sehr clever sieht dieses Vorgehen bis dato nicht aus, wenn ihr mich fragt.
Huawei soll es zumindest für die nächsten drei Monate erst einmal egal sein. Die Situation ist keine glückliche für Huawei, dennoch kann man jetzt aber für die nächsten Monate weiter arbeiten wie gehabt. Mich würde es freuen, wenn derweil Apple oder irgendjemand anders den Präsidenten wieder eingefangen bekommt und dieser einsieht, dass wir in einer globalen Welt leben, in der schon Kleinigkeiten und vorschnell getroffene Entscheidungen eines Staates dafür sorgen können, dass auf einmal die Weltwirtschaft komplett den Bach runter geht.
via Areamobile.de