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Ist 5G der Anfang vom Ende der Spielekonsolen?

geschrieben von Nicole Scott

Der Mobilfunkstandard 5G steht kurz davor, viele Branchen grundlegend zu verändern – in diesem Zusammenhang wird vor allem die Gaming-Branche immer wieder in den Medien erwähnt. Anfang letzter Woche gab Nintendo bekannt, dass man sich näher mit 5G-Technologie beschäftigen möchte, da sich so „große Datenmengen auf einmal übertragen ließen“.
Aber was bedeutet das für den Verbraucher? In Zukunft könnte eure Nintendo Switch über 5G mit dem Internet verbunden sein, was beispielsweise in einer Runde Mario Kart mit Spielern aus Tokio für eine schnellere Verbindung und geringere Latenzzeiten sorgen würde – selbst, wenn ihr zum Beispiel in einem fahrenden Zug sitzt.

Welche Unternehmen haben 5G im Blick?

Nintendo ist aber nicht das einzige Unternehmen, das seinen Blick auf 5G richtet. Mit Google Stadia lassen sich Spiele in 4K HDR und mit 60 Bildern pro Sekunde aus der Cloud streamen, ein PC oder eine Konsole werden nicht benötigt. Lediglich eine ausreichend schnelle Internetverbindung ist erforderlich – und genau hier kommt 5G ins Spiel.
Dass Nintendo Interesse an 5G-Technologie hat, wurde von Ko Shiota, General Manager of Platform Technology Development, während einer Aktionärsversammlung bekanntgegeben.

Shiota erklärte, dass Nintendo „Trends nicht einfach nur folgt, weil sie beliebt sind“, wobei sich seine Aussage speziell auf 5G-Technologie bezog.

„Wir machen uns lieber Gedanken darüber, welche Erlebnisse die Technologie unseren Spielern liefern kann, wie sie in unseren Spielen eingesetzt werden kann und wie sich ihre Umsetzung gestaltet“, sagte er, bevor er auch den Preis als entscheidenden Faktor nannte. Er warnte, dass es schwierig sei, etwas in ein Produkt zu integrieren, sollten die Kosten dafür zu hoch sein – unabhängig davon, wie gut die Technologie auch ist.
Nintendo ist in einer guten Position, was den Einsatz von 5G-Technologie angeht, da sich das Unternehmen in Sachen Handheld- und Smartphone-Gaming bereits stark etabliert hat.

Neben Google haben auch Schwergewichte wie Sony und Microsoft bereits damit begonnen, den Weg für eine Umstellung zu ebnen, die letztendlich von traditionellen (teuren) Hardwarekonsolen wegführen wird.

Google nimmt in dieser Hinsicht jedoch die Vorreiterrolle ein, denn Stadia kommt bereits im November auf den Markt. Wer Spiele in 4K streamen möchte, zahlt für den Dienst monatlich 9,99 Euro. Die Spieleauswahl wird zu Beginn 30 Titel umfassen. Neben einer guten Internetverbindung benötigt ihr lediglich ein kompatibles Gerät und einen Controller.

Sind traditionelle Spielekonsolen am Ende?

Laut Google sehen sich aktuell 200 Millionen Menschen auf YouTube spielebezogene Inhalte an. Eine eigene Plattform für Games zu entwickeln, ist für Google durchaus ein sinnvoller Schritt. Allerdings hat der Internet-Gigant noch einen langen Weg vor sich. Die anfängliche Auswahl von Spielen besteht nämlich nur aus älteren Titeln, neue Blockbuster-Games wird es zunächst keine geben.

Kurz nach Googles Ankündigung gaben Sony und Microsoft bekannt, eine Partnerschaft einzugehen. Die Tatsache, dass sich Microsoft und Sony zusammengeschlossen haben, verrät viel über das Potenzial von Spiele-Streamingdiensten. Der legendäre Kampf zwischen Xbox und Playstation wärt schließlich schon seit ewigen Zeiten.

Die beiden Konkurrenten arbeiten nun an einer Cloud-basierten Gaming-Plattform, die auf Microsoft Azure setzt.

Dieser Schritt bestätigt deutlich, dass es neben den überaus erfolgreichen Heimkonsolen noch Platz für weitere Spieleplattformen gibt.

Ist Nintendo zu spät dran?

Das Interessante ist, dass es in Japan bereits Cloud-basiertes Streaming für die Nintendo Switch gibt – so lässt sich beispielsweise Assassin’s Creed Odyssey über die Cloud zocken. Darüber hinaus hat Nintendo gute Beziehungen zu Ubitus, einem Cloud-Gaming-Spezialisten. Es ist zu erwarten, dass Nintendo dieses Angebot auch auf andere Länder ausweiten wird.

So ganz möchte sich Nintendo aber nicht auf die Cloud verlassen. Auf der Hauptversammlung wies Präsident Shuntaro Furukawa die Idee zurück, dass alle Spiele eines Tages über die Cloud spielbar sein werden. Er räumte jedoch ein, dass sich die Technologie schnell verbessere.

Trotzdem möchte er 5G nicht vollkommen außer Acht lassen. „Wir haben von Anfang an praktische Forschung an dieser Technologie durchgeführt“, sagte er.

Er fügte hinzu, dass die Zahl der Titel, die sich über die Cloud streamen lassen, immer größer wird. Trotzdem ist er der Meinung, dass „unterhaltsame Spiele, die lokal auf einer Heimkonsole gespielt werden“ nach wie vor ihre Daseinsberechtigung haben werden.

5G-Technologie wird eine Menge Veränderungen mit sich bringen, von der guten alten Xbox oder PlayStation müssen wir uns aber noch lange nicht verabschieden! In vielen Ländern geht 5G schon bald an den Start, aber es wird noch einige Jahre dauern, bis es global und flächendeckend verfügbar ist. Wir freuen uns, dass schon jetzt die ersten Schritte in Richtung Spiele-Streaming unternommen werden. Denn schließlich wird es eine Weile dauern, bis die Plattformen ausgereift sind.

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Quelle für die Zitate der Nintendo-Aktionärsversammlung: MobileWorldLive

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Nicole Scott