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Ist der Volkswagen Golf 8 zu futuristisch?

geschrieben von Nicole Scott

Der VW Golf 8 ist ein großer Schritt nach vorn. Da der Vorgänger bereits 2012 auf den Markt kam, haben wir schon gespannt auf eine Überarbeitung des wohl beliebtesten VW-Modells gewartet – und zwar mit besonderem Augenmerk auf Elektrifizierung. Äußerlich orientiert sich das Design am Ur-Golf, der 1974 auf den Markt kam. Das Interieur ist jedoch unglaublich modern und erinnert schon fast an ein Konzeptfahrzeug. Der minimalistisch designte Innenraum wirkt sehr aufgeräumt und besteht größtenteils aus Kunststoff, um Gewicht und Preis möglichst niedrig zu halten. Er wirkt jedoch alles andere als günstig – das Design ist jedoch Geschmackssache. Finden wir also heraus, ob der Golf 8 für euren Geschmack zu futuristisch ist oder nicht.

Der Golf 8 sieht umwerfend aus. Und wenn man bedenkt, dass die Fahrzeugreihe nur alle fünf bis acht Jahre ein neues Design spendiert bekommt, lastet auf dem neuen Golf eine große Verantwortung. Der Kommunikationsstandard Car2X ist unserer Meinung nach zukunftsweisend. Mithilfe von Car2X können Fahrzeuge in Echtzeit miteinander kommunizieren – beispielsweise können sie einander über die Beschaffenheit der Fahrbahn informieren. Derzeit gibt es nur wenige Autos, die dieses Feature besitzen. Und der Golf 8 ist momentan das einzige Fahrzeug in Europa, das Car2X ohne Aufpreis bietet.

Der Golf 8 wird in fünf Hybrid-Versionen (eTSI & eHybrid) auf den Markt kommen. Das eTSI-Modell ist das einzige Fahrzeug in seiner Klasse, das mit drei 48-Volt-Mild-Hybridantrieben angeboten wird, die jeweils 81 kW, 96 kW und 110 kW liefern. Das eHybrid-Modell ist ein Plug-in-Hybrid mit 150 kW bzw. 180 kW in der GTE-Variante. Insgesamt habt ihr die Wahl zwischen acht Antrieben, die alle über elektrische Komponente verfügen – ideal, um Kunden an Elektrofahrzeuge heranzuführen. Wer lieber einen vollelektrischen VW kaufen möchte, muss sich derzeit für den VW ID3 entscheiden.

Volkswagen hat den Golf 8 ganz offensichtlich für die Zukunft vorbereitet – aber ist der Hersteller vielleicht zu weit gegangen? Äußerlich finde ich das Design mit seinen ausgeglichenen Proportionen und starken Straßenpräsenz sehr ansprechend. Lediglich der Innenraum wirft bei mir einige Fragen auf.

Das Innovision Cockpit

Das moderne und vollständig digitale Cockpit gehört zur Standardausstattung und ist dank eSIM stets mit dem Internet verbunden. Die brandneue Sprachsteuerung reagiert auf natürliche Sprache. In Zukunft sollen sich kompatible Smartphones als Schlüssel verwenden lassen. Und wer gerne Online-Shopping betreibt, kann sogar Amazon Alexa nutzen.

Das zentrale Display misst 10,25 Zoll. Das Infotainment-Display ist ein 8,25 Zoll großer Touchscreen (Serienausstattung) und kann wahlweise durch ein weiteres 10,25-Zoll-Display ausgetauscht werden. Das multifunktionale Lenkrad verfügt über so viele Tasten, dass ihr für nahezu alle Funktionen die Hände am Steuer lassen könnt – die einzige Ausnahme bildet die Klimaanlage, die sich dafür aber per Sprachbefehl kontrollieren lässt. Ein Head-up-Display ist ebenfalls mit an Bord, sodass ihr euren Blick nie von der Straße abwenden müsst – Geschwindigkeit und Wegbeschreibungen werden nämlich direkt auf der Windschutzscheibe angezeigt!

Das Infotainmentsystem bietet zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten; viele Hersteller sagen, sie hätten sich in Sachen Infotainmentsystem vom Smartphone inspirieren lassen. Audi (MMI) und Mercedes (MBUX) haben wohl das iPhone als Inspirationsquelle genutzt, denn diese beiden Systeme sind relativ geschlossen und eingeschränkt. VW orientiert sich dagegen eher an Android – und nicht am Apple-Motto „das ist das Beste für unsere Kunden und genau so sollte es funktionieren“. Viele Hersteller ermöglichen es zwar, die Symbole neu anzuordnen, aber bei VW könnt ihr sogar das komplette Layout ändern.

Ein Urteil zur Sprachsteuerung möchten wir uns lieber vorbehalten – sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch hatten wir nämlich keinen großen Erfolg. Wir konnten jedoch nur eine instabile Frühversion testen, die aufgrund unseres Enthusiasmus das ein oder andere Mal abgestürzt ist.

Wie viel Liebe zum Detail im neuen Golf steckt, zeigt sich auch in der Beleuchtung des digitalen Cockpits. Denn die Farbprofile wirken sich sowohl auf die Displays als auch auf die Innenraumbeleuchtung aus. Selbst die Armlehnen (dich ich übrigens als Schmutzfänger angezweifelt habe) werden auf ansprechende Weise beleuchtet.

Das Infotainmentsystem des Golf 8 wird es in verschiedenen Varianten geben, die alle Teil des modularen Infotainmentbaukastens der 3. Generation (MIB3) sind. Wir finden es großartig, dass MIB3 zur Standardausstattung gehört, wissen aber noch nicht genau, wie sich das Angebot der Standardausführung von dem des Topmodells unterscheidet.

Alle Infotainmentsysteme des Golf 8 sind per eSIM mit einer Online Connectivity Unit (OCU) verbunden. So erhaltet ihr Zugang zu den digitalen Diensten des Volkswagen We-Ökosystems. Das Angebot ist derzeit noch sehr eingeschränkt, soll zukünftig aber kontinuierlich anwachsen. Am hilfreichsten ist derzeit wohl der Parkdienst.

IO Drive ermöglicht sogenanntes „Travel Assist” – das Fahrzeug unterstützt den Fahrer bis 210 km/h mit intelligenter aktiver Lenkung, Beschleunigung und Bremsung. Und dank C2X kann das System Gefahren frühzeitig erkennen und Kollisionen vermeiden.

Bei IO Light handelt es sich um LED-Matrix-Scheinwerfer. Praktische Funktionen, wie die Möglichkeit, das Licht auf die Straße zu fokussieren, um entgegenkommende Fahrer nicht zu blenden, gefallen mir sehr gut. Das Fahrzeug kann außerdem euren Schlüssel erkennen und sich an eure Einstellungen erinnern – die Einstellungen lassen sich außerdem in die Cloud übertragen, damit ihr sie in anderen Fahrzeugen nutzen könnt.

Als Kanadierin gefällt mir die Lenkradheizung besonders gut – kalte Lenkräder sind einfach schrecklich!

Was gehört beim Golf 8 zur Serienausstattung?

Zur Standardausstattung gehören der Spurhalte- und Frontassistent – letzterer verhindert frontale Kollisionen. Auch die LED-Frontscheinwerfer und LED-Rückleuchten, die automatische Klimaanlage, das Infotainmentsystem mit 8,25-Zoll-Display, die Onlinedienste und -funktionen von We Connect, die schlüssellose Startfunktion und Car2X-Kommunikation sind standardmäßig mit dabei.

Golf 8 und die Zukunft

Die Liste der Features, die den VW Golf 8 zukunftssicher machen, ist lang – IO Drive, IO Light, C2X und das digitale Cockpit. Sieht man etwas genauer hin, bemerkt man einige kleine Details, die nicht ganz in die Gegenwart passen. So gibt es beispielsweise nur USB-C-Anschlüsse, obwohl viele Leute noch USB-A und Micro-USB nutzen. Selbst ich besitze nur zwei Typ-C-auf-Typ-C-Kabel. Der Grund ist klar: der Golf 8 soll als Grundlage für die kommenden Golf-Modelle dienen.

Zurück zu unserer anfänglichen Frage: Ist der Volkswagen Golf 8 zu futuristisch?

Nein, meiner Meinung nach nicht.

Der ein oder andere wird den Innenraum vielleicht etwas zu minimalistisch oder futuristisch finden, doch die Anzahl der zukunftsweisenden Features, die zur Serienausstattung gehören, ist beträchtlich. Und wer sich einen Golf 8 zulegt, bekommt ohne Aufpreis eine ganze Reihe von Sicherheitsfeatures. C2X mag zwar noch nutzlos erscheinen, aber der Standard wird sich zukünftig auch auf europäischen Straßen etablieren und für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Hinzu kommt die große Auswahl an elektrischen Antrieben. Der neue Golf ist vielleicht nicht jedermanns Sache, smarte Features und Sicherheit sind aber garantiert.

Wir freuen uns schon sehr auf die Pressetour, bei der VW alle Neuerungen des Golf 8 präsentieren wird. Diese wird wohl im Dezember stattfinden.

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Nicole Scott