In aller Munde ist Windows RT schon lange nicht mehr. Nun hat ein Microsoft-Sprecher gegenüber The Verge bestätigt, dass die Produktion des allerletzten Windows RT Tablets, des Lumia 2520, eingestellt wurde. Erst vor einer Woche gab Microsoft bekannt, dass das Surface 2 eingestellt wird.
Windows RT war ein teurer Fehler
Das war’s also nun mit dem allseits beliebten Windows RT (hust!), denn es gibt kein einziges Tablet mehr, das mit dem ARM-Windows daherkommt. Dieses Dahinscheiden war aber ganz klar absehbar und Microsofts Partner haben das auch schon lange erkannt und keine Geräte mehr produziert. ASUS, Acer, Lenovo, Dell und andere Premium OEMs haben am Anfang zwar an das Projekt geglaubt, doch sie sind innerhalb von nicht einmal einem halben Jahr wieder vom Zug abgesprungen!
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Klar, zunächst war die Idee ja auch verlockend: Dünnere Geräte, deren Akkulaufzeit mit 10h endlich mit anderen Tablets mithalten kann und dazu Windows und Office obendrauf – die perfekte Post-PC Kombination für Convertibles und Tablets aller Größen, mehr nutzt der Kunde ja eh nicht. Die Sache hatte nur einen Haken: Es hieß zwar Windows, doch es liefen keine Windows-Programme drauf, sondern nur Apps aus dem Windows Store. Und davon gab es nicht viele. Die Medien und vor allem die Kunden ließen sich nicht veräppeln, die Nachfrage brach weg. Apps kamen nur träge nach und auch die Akkulaufzeit konnte mit Android oder iOS nicht mithalten. Die Geräte lagen wie Blei auf den Regalen.
Microsoft verlor allein mit dem ersten Surface RT 900 Millionen US-Dollar, von den Entwicklungskosten mal ganz abgesehen. Doch auch die zweite Version, die schlanker war und eine längere Akkulaufzeit hatte, konnte Nutzer nicht überzeugen, das Surface 2 verkaufte sich genauso wenig wie auch das Lumia 2520 Tablet, das Microsoft von Nokia übernommen hatte. Das sind Verluste in Milliardenhöhe! Diese hatten aber letztendlich auch einen positiven Effekt für uns.
Das Ende von Wintel oder doch nicht?
Warum war Windows RT also dennoch wichtig? Weil es die langjährige Wintel-Allianz aus den 1980ern zwischen Microsoft und Intel gebrochen hat. Zu dem Zeitpunkt als RT rauskam, konnte Intel mit ihren Atom-Prozessoren einfach nicht gegen ARM halten. Die Rechenleistung war zwar erheblich höher, allerdings war die Grafikperformance und Akkulaufzeit ganz weit davon entfernt. Microsoft öffnete sich also für ARM und Intel hat anscheinend genau diesen Tritt in den Hintern gebraucht!
Schaut man sich die neuesten Atom SoCs an, dann sind sie endlich auf Augenhöhe mit ihren Konkurrenten von Qualcomm oder Samsung, was Akkulaufzeit und Grafikleistung angeht! ASUS hat mit dem Transformer Book T100 vor einem Jahr einen Verkaufsschlager abgeliefert, der für den Preis neue Maßstäbe im 2-in-1 Bereich gesetzt hat. Wundert sich da noch jemand, dass dann erst recht keiner mehr zu Windows RT gegriffen hat? Spätestens da war das Thema Windows RT durch.
Wie geht es weiter?
Mit Core M hat Intel eine starke Plattform vorgestellt, die sich in Bezug auf Energiebedarf immer weiter nach unten bewegen wird, ohne die Leistung einzuschränken. Aber auch die neuesten Baytrails wie der Z3775 oder Z3795 zeigen, wozu Intel in der Lage ist und da werden wir weiterhin so feine Geräte wie das brandneue ASUS Transformer T100 Chi sehen, das für 399 Dollar mal wieder neue Maßstäbe setzen wird. Dazu kommt, dass Windows 10 alle Plattformen vereinen soll. Ob wir auch Windows 10 ARM-Tablets sehen werden? Schauen wir mal. Microsoft wird auf jeden Fall Windows 10 auf ARM unterstützen, wie das Raspberry Pi 2 zeigt. Aber solange nicht die Mehrheit aller Programme als Windows 10-App portiert ist, wird sich Windows auf ARM nicht durchsetzen.