Als einer der Apple-User die regelmäßig aus dem Freundes- und Bekanntenkreis konsultiert werden, wenn es neue Produkte mit dem Apfel gibt, musste ich mir natürlich Gedanken zu den neuen MacBook Pro machen – ohne selbst ein größeres Interesse an ihnen zu haben. Schließlich habe ich erst im März mein altes 13″ MacBook Pro durch ein 2015er MacBook Pro mit 15″-Display abgelöst. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, dass Apple dann kurz danach die neuen MacBook Pro vorstellen würde – Apple und ich habe da eine lange Geschichte solcher Begebenheiten – aber es wurde dann doch Oktober. Aber mich stört so was inzwischen auch nicht mehr, immerhin sind meine Macs für mich in erster Linie Arbeitswerkzeuge und werden daher immer dann gekauft, wenn es notwendig ist, nicht dann, wenn Apple gerade mal ein neues Modell vorstellt.
Haben wollen? Eher nicht.
Mein „Ich muss das neue MacBook Pro haben“-Leidensdruck hält sich daher auch sehr in Grenzen, aber manchmal, wenn ich abends im Bett liege, ganz still bin und in mich lausche, dann höre ich so eine leise Stimme, die mir sagt, dass so eine Touch-Bar doch irgendwie ganz cool sei. Eine etwas lautere Stimme sagt dann was von einem Blick auf das Preisschild und erwähnt das praktisch neue MacBook pro, welches hier steht und dann ist da auch schon wieder Ruhe. Nein, mich reiz das neue MacBook Pro gar nicht. Das liegt aber nicht mal am Gerät selbst und den vielen (vermeintlichen) Nachteilen.
Nachteile? Oder nur vermeintliche Nachteile?
Klar, es kann immer noch mit maximal 16GB RAM ausgestattet werden, aber bislang hatte ich auch keiner Problem damit klar zu kommen. Ist zwar nett, wenn man 32GB hat, das gibt ein paar Reserven, die ich auf meinem iMac auch habe, aber gestört oder gar behindert hat mich die Grenze bislang nicht. Der Apfel leuchtet nicht mehr, das ist irgendwie schade, wie auch der Wegfall des Starttons – das sind aber auch nur irgendwelche Gewohnheiten, die nicht wirklich wichtig sind. Andererseits gab es ja auch schon Geschrei, als Apple damals den Apfel auf den PowerBook-Deckeln umgedreht hatte.
Ja, viele erinnern sich vielleicht nicht daran, aber auf Apples Mobilrechnern war der Apfel mal anders herum angebracht, so dass er für den Nutzer richtig herum stand, wenn er den zugeklappten Rechner vor sich hatte. An dieser Stelle könnte einem nun der Verdacht kommen, dass das damals ein Zeichen war: Statt sich auf den Nutzer zu konzentrieren (Apfel zeigt zum Nutzer) hätte Apple angefangen Statussymbole zu bauen (Apfel steht für die Beobachter richtig herum).
Der Wegfall einer mechanischen Esc-Taste und der ganzen F-Tasten-Leiste würde mich da möglicherweise schon mehr stören, immerhin bin ich es doch gewohnt über diese Tasten schnell die Lautstärke zu ändern, einen Song weiter zu skippen oder Mission Control aufzurufen. Andererseits nutze ich auch am MacBook wann immer möglich eine externe Tastatur. Und dann die Sache mit den Prozessoren: Stimmt, Apple hat mal eine Zeit lang immer die neuesten Intel-Chips vor allen anderen bekommen. Ich gehe mal davon aus, dass das eine Vereinbarung war, die Apple im Zuge des Wechsels von PowerPC auf x86 mit Intel getroffen hatte und die inzwischen ausgelaufen ist und nicht verlängert wurde.
Aber ganz ehrlich: Welchen Mac-Nutzer hat bislang großartig interessiert, welche Prozessor-Generation im Detail in seinem Rechner steckt? Das war doch schon zu PowerPC-Zeiten eher zweitrangig. Klar, der G5 war besser als der G4, der wiederum besser als der G3. Schön. Und? Genau so wenig interessieren sich die meisten Mac-Nutzer dafür, ob der Core i7 im eigenen Mac nun das Modell von diesem oder dem nächsten Jahr ist.
Kein MagSafe mehr für die Stromversorgung? Ja, das tut etwas weh, kaum ein MacBook-Nutzer wird nicht mindestens einmal eine Situation erlebt haben, in der ihm der MagSafe den Hintern, zumindest aber das Arbeitsgerät gerettet hat. Das ist tatsächlich ein echter Rückschritt – zumindest wirkt es auf mich so. Andererseits kann man das neue MacBook Pro ohne Verrenkungen an ein externes Akkupack mit USB-C hängen – ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Adapteritis
Aber ganz grundsätzlich interessiert man sich als Mac-User eher selten für technische Details, man kauft ein Gesamtsystem, das funktioniert… wenn man die passenden Adapter hat. Okay, an dieser Stelle muss ich zugeben, dass das neue MacBook Pro ziemlich unattraktiv wirkt. Ohne Adapter geht gar nichts mehr, so scheint es. Wenn ich das mal so mit meinem aktuellen Setup vergleiche: Zwei Adapter sind unterwegs mit dabei, einmal der Thunderbolt-Ethernet-Adapter und dann ein Display-Adapter mit DVI, VGA und auch HDMI (was aber das aktuelle MacBook Pro noch on Board hat). Den SD-Card-Reader nutze ich fleissig, um Fotos von der Kamera auf das MacBook zu schaufeln, wenn ich auf Tour bin. Aber das war es auch schon. Externes optisches Laufwerk habe ich mir gespart, ich habe eines am iMac, das schon kaum noch benutzt wird.
Würde ich heute auf ein neues MacBook Pro umsteigen, dann bräuchte ich erstmal einen neuen Adapter für Ethernet, einen oder mehrere für die diversen Monitor-Eingänge (mindestens DVI und HDMI), dann einen USB-Hub, damit ich daran iPhone, iPad, OnePlus One usw. anschließen kann und einen SD-Card-Reader. Ist eine Menge. Zumindest derzeit.
Das ist alles nur temporär
Aber das aktuelle MacBook Pro ist nur das erste Gerät seiner Art. Es werden in Zukunft sehr viel mehr Hersteller auf die neue Universal-Schnittstelle USB-C/Thunderbolt setzen, da bin ich mir 100%ig sicher und ich möchte sogar darauf wetten, dass das Ende des Lightning-Anschluss bei den iOS-Geräten intern bei Apple längst fest steht. Die zukünftigen Vorteile sind einfach zu groß. Natürlich wird es noch etwas dauern, aktuell ist das ganze Thema eher ein Alptraum aus inkompatiblen Ports und Kabeln zu sein, aber das wird werden.
Man kann Apple einen Mangel an Innovation vorwerfen, so eine Touch Bar ist zwar was feines, aber ähnliches gab es schon vorher, wenn auch nicht in einem Massenprodukt und sich auf eine einzige Universalschnittstelle zu beschränken ist sicherlich nicht innovativ im eigentlichen Sinne, aber es ist fortschrittlich, in die Zukunft gerichtet. Das ist etwas, was Apple zumindest unter Steve Jobs immer gut konnte: Alte Zöpfe abschneiden. Egal ob es Diskettenlaufwerke, serielle Schnittstellen, Hardware-Tastaturen oder auch ganze Architekturen. Was keine Zukunft hatte, wurde weg geschmissen bzw. ersetzt.
Die Zukunft wird zeigen: Apple hat es richtig gemacht (again)
Und ja, ich bin der festen Überzeugung, dass die Unmenge an Schnittstellen keine Zukunft haben, es läuft alles auf die universelle USB-C/Thunderbolt-Schnittstelle hinaus, über die wir in Zukunft alle Geräte miteinander verbinden können. Natürlich werden uns in der Übergangszeit, die durchaus einige Jahre dauern kann, noch viele Adapter begleiten, aber wahrscheinlich schon die nächste Generation der professionellen Digitalkameras wird keine alte USB-Schnittstelle mehr haben, sondern USB-C und schnell genug sein, dass man die Speicherkarte gar nicht mehr raus nimmt. Alternativ werden die Fotos und Filme drahtlos vom Gerät geholt. Auch kabelbasierte Netzwerke werden immer seltener werden, daheim setzt sie kaum noch jemand ein und im Büro bleibt dann einfach der Adapter oder das Dock am Netzwerkkabel hängen.
In spätestens fünf Jahren werden die heutige MacBook Pro als Durchbruch gelten, nicht wegen der Touch Bar, sondern weil sie die ersten Profi-Notebooks (nein, Chromebooks sehe ich aufgrund ihrer Netzabhängigkeit nicht als Notebooks, sondern als eigene Produktkategorie) gewesen sein werden, die fast konsequent (ja, die Audio-Klinke stört das Bild noch etwas) nur noch auf die dann aktuelle, universelle Schnittstelle USB-C/Thunderbolt gesetzt haben. Wäre ja nicht das erste Mal, dass sich im Nachhinein ein zur Einführung schwer kritisiertes Apple-Produkt als das große Ding heraus gestellt hat ;).
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