Gestern noch berichtete ich über Anbieter aus dem Bereich Telekommunikation, die offenbar vehement nach neuen Geschäftsfeldern suchen. Während ich dort noch von relativ themennahen Dingen, wie dem Bereich Smarthome, schreiben durfte, hat die Telekom in Deutschland ganz andere Pläne – sie startet ein eigenes Ladenetz für Elektroautos.
Die Pläne gehen dabei auf das letzte Jahr zurück, zu der Zeit kündigte der Konzern seine Ideen an. Dieses Jahr sollte der Start erfolgen – und offenbar werden diese Vorgaben auch eingehalten. Jetzt gehen die ersten Ladestationen des neuen Netzes an den Start. Schritt für Schritt sollen bereits gebaute Ladepunkte in Betrieb genommen werden oder neue entstehen. Am Ende sollen 12.000 Ladestationen in Magenta-Pink angeboten werden. Die ersten Ladestationen befinden sich in Bonn und Darmstadt, so die Pressemitteilung des Konzerns.
„Für Darmstadt ist die Inbetriebnahme der drei innerstädtischen Ladesäulen eine weitere, wichtige Wegmarke für die Entwicklung zur digitalen Modellstadt. Gerade die Verbindung von Digitalisierung und Elektromobilität erschließt uns Möglichkeiten, Verkehr in der Stadt künftig intelligenter, effektiver und klimafreundlicher zu organisieren.“, sagt der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch.
Dabei verspricht der Konzern besonders schnelle Aufladung. Bis zu 100 km Reichweite sollen in nur 10 Minuten nachgeladen werden können. Damit möchte der Telekommunikationsanbieter die schnellste urbane Lademöglichkeit Deutschlands bieten. Fußnote: Nur 500 der Stationen werden die Leistung von 150 Megawatt auch erreichen.
Die Umsetzung ist clever – die Telekom baut nicht überall komplett neue Ladepunkte auf, stattdessen wird die eigene bestehende Infrastruktur der Verteilerkästen genutzt. Diese werden erweitert und bieten dann zwei Ladepunkte mit je elf Kilowatt.
Für die Zukunft gibt man sich gewohnt kämpferisch: „Wir werden unser bundesweites Ladenetz um weitere Schnell-Ladepunkte ergänzen und bauen bereits heute eine zukunftssichere Infrastruktur.“, sagt Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer der DFMG Deutsche Funkturm GmbH und der neuen Comfort Charge GmbH, die den Betrieb der Ladeinfrastruktur organisieren wird.
Grundsätzlich sind neue Ladestationen natürlich eine sehr gute Sache – der Wildwuchs in Sachen Anbietern und Ladelösungen zeigt aber eines: Eine klare Leitlinie und eine klare Idee zur Umsetzung fehlt. Gefühlt gibt es jede Woche einen neuen Anbieter, der dann auch mit einer neuen Idee um die Ecke kommt. Sie nutzen Verteilerkästen, sie möchten Straßenlaternen nutzen – alles schön und gut, doch wo ist das Konzept?
Ich bleibe dabei: Natürlich sind mehr Ladepunkte eine gute Idee, ich befürchte aber, dass sich auf die lange Zukunftssicht hin nur wenige davon tatsächlich durchsetzen werden. Es fehlt an einer klaren Linie, die der Gesetzgeber vorgibt, und einem klaren, koordinierten Ausbau. Alle Anbieter drängen in die urbanen Bereiche und auf dem Land haben wir dann ein Funk- äh Ladeloch. Nicht, dass der hier bereits genannte Konzern nicht dafür auch schon verantwortlich wäre,…
Was am Ende bleibt, ist ein undurchsichtiges und mehr als nerviges System für den Kunden. Elektroautobauer sollten einen größeren Kofferraum für kommende Modelle planen – den werden wir bald für die Menge an unterschiedlichen Ladekarten benötigen. Und ich gehe eine Wette ein: Wer als erster alle Ladetarife wirklich verstanden hat, und dann auch noch optimal einsetzen kann, wird auch noch einen Nobelpreis in Mathematik gewinnen,…