Ich wohne seit vielen Jahren in Dortmund, hab aber einen Großteil meines Lebens in Unna verbracht – einer kleinen Stadt in unmittelbarer Nähe. Dort bin ich in einem sehr schönen Altbau groß geworden, der ziemlich geschichtsträchtig ist. Sowohl an den Seiten waren vor meiner Zeit kleinere Kugeln angebracht als auch oben eine sehr große auf der Spitze. Nachdem es einen dramatischen Unfall gab, nachdem sich eine dieser Kugeln gelöst hatte, wurden diese allesamt entfernt.
Wieso ich euch das erzähle? Weil ich persönlich kein besseres Beispiel dafür kenne, wie sehr sich ein Haus oder ein Straßenzug im Laufe der Jahre verändern kann und weil ich schon als Kind gern alte Postkarten meines Vaters durchwühlt habe und mir angeschaut habe, wie meine “Hood” in den 50er Jahren aussah im Vergleich zur Gegenwart. Das bringt mich zur App Pivot, die aus dem Tablet oder dem Smartphone den perfekten Begleiter macht für jemanden, der auch mal wie durch ein Fenster in die Vergangenheit blicken möchte.
Dieses Startup, gegründet von Asma Jaber und Sami Jitan, beides Amerikaner mit palästinensischem Hintergrund, wirbt derzeit bei Kickstarter um Interessenten und hat kurz vor Schluss der Kampagne auch sein 30.000 Dollar-Goal bereits überschritten. Pivot will uns die Möglichkeit geben, bei möglichst vielen Gebäuden und Locations einen Blick in die Vergangenheit zu werfen – durch das Display unseres mobilen Devices mithilfe von Augmented Reality.
Ihr 2012 verstorbener, palästinensischer Vater ist auch der Hauptgrund, wieso Asma Jaber dieses Projekt in Angriff genommen hat:
Ich wollte einen Weg finden, Menschen das Dorf meines Vaters in Palästina sehen zu lassen, so wie er es damals gesehen hat
Die App soll euch informieren, wenn einer der “Pivot”-Punkte in der Nähe ist und wenn ihr so einen erreicht, braucht ihr lediglich mit der Kamera auf dieses Ziel halten und bekommt sowas wie ein Fenster in die Vergangenheit geboten, welches euch den Ort so zeigt, wie er vor Jahrzehnten aussah. Dazu soll es natürlich auch alles Wissenswerte über die jeweilige Location zu erfahren geben. Per Slider könnt ihr zwischen der aktuellen und der damaligen Ansicht wechseln:
Um diese App so realisieren zu können, muss nun Geld eingesammelt werden, damit ein Team sich an die Arbeit machen kann. Zunächst sollen nämlich Public Domain-Daten in die Datenbank eingepflegt werden, später dann will man auch dabei auf die Crowd setzen und hofft auf rege Beteiligung. Sowohl über die App, die es für Android und iOS geben wird, als auch über ein Web-Interface wird man selbst Bilder zur Verfügung stellen können.Auf diese Weise will man natürlich möglichst viel historisches Material in die Zukunft retten und ermöglichen, dass wir quasi unsere Geschichtsbücher ständig dabei haben, wo immer wir uns auch bewegen. Die App soll im Herbst starten und zunächst fängt man klein an: Boston und das historische Palästina machen den Anfang, aber natürlich möchte man viel mehr Städte einbinden. Ich finde die Idee wirklich klasse und denke schon, dass ich mir die Arbeit machen würde, solche Daten von Unna und Dortmund hochzuladen, so es mir möglich ist und ich kann mir gut vorstellen, dass es auch viele andere tun würden.
Quelle: Kickstarter via Wired