Es ist wieder Zeit für Quartalszahlen. Mit den Jahren stumpft man da als Blogger irgendwie ab und man kann in der Regel alle Quartalsberichte wie folgt zusammenfassen: Apple schreibt großartige Zahlen – so ziemlich alle anderen verkaufen ihre Ergebnisse so, als hätten sie großartige Zahlen geschrieben.
Macht wenig Spaß, drüber zu berichten, aber dennoch hat man irgendwie immer ein Auge drauf. Bei Facebook ist es immer ein klein wenig anders für mich, weil Facebook nicht nur Umsätze und Gewinne verkündet, sondern auch Zahlen raushaut zur Nutzerbasis auf Facebook, WhatsApp und Instagram.
Das ist für mich insofern spannend, als Facebook für mich immer mehr wie so ein taumelnder Riese wirkt, der durch Datenpannen seine Nutzer verschreckt, funktionell nicht mehr überraschen kann und dem gerade die jungen Menschen in Scharen davonlaufen.
Wenn also Quartalszahlen anliegen, wird das auch meistens von langen Postings des Facebook-Chefs Mark Zuckerberg begleitet, der wortreich erzählt, was alles toll gelaufen ist und an was man alles arbeitet. Dieses Posting gab es natürlich auch dieses mal wieder:
I just shared our quarterly community update and business results. Our community now includes almost 2.9 billion people…
Gepostet von Mark Zuckerberg am Mittwoch, 29. Januar 2020
Mittlerweile nähert sich das Unternehmen der Drei-Milliarden-Nutzer-Marke, wobei bereits seit längerer Zeit auffällt, dass Zuckerberg in seinen Beiträgen nicht mehr explizit aufführt, wo das Social Network Facebook gerade steht, sondern all seine Nutzerzahlen übergreifend zusammenfasst. Dennoch ist die Zahl 2,9 Milliarden natürlich eine amtliche Hausnummer, gerade wenn man bedenkt, dass 2,3 Milliarden dieser Nutzer wenigstens einen Facebook-Dienst auf täglicher Basis besuchen. Facebook alleine, das verrät der Geschäftsbericht (PDF-Link), steht aktuell bei 2,5 Milliarden Nutzer und konnte damit um acht Prozent zulegen, gegenüber dem Vorjahr.
Zudem ließ er uns wissen, dass auch mehr als 140 Millionen „small businesses“ die Plattformen nutzen, was insofern interessant ist, als der Konzern natürlich auch an dieser Front weiter wachsen möchte, nicht zuletzt, weil hier auch Geld verdient werden kann. In seinem ellenlangen Posting erklärt Zuckerberg auch, dass WhatsApp Payments ganz oben auf der Agenda steht. Die Möglichkeit, ganz simpel über WhatsApp Geld hin und her zu schieben, wird in Indien seit 2018 getestet und Zuckerberg hofft, dass man das noch im ersten Halbjahr auf weitere Länder ausweiten kann — ohne, dass er hier konkrete Nationen nannte.
Die Börse war nicht so begeistert von dem, was Facebook im letzten Quartal vorzuweisen hatte. Das liegt auch daran, dass das Unternehmen schlicht nicht mehr so flott wächst, wie es mal war. Aber eben auch daran, dass Facebook deutlich mehr Geld in die Hand nehmen muss, damit der Laden läuft. Letzteres liegt eben daran, dass Privacy-Fragen dazu geführt haben, dass Facebook deutlich mehr Personal beschäftigen muss. Das alle führt dazu, dass der Umsatz zwar deutlich von 19 auf etwas mehr als 21 Milliarden Dollar gestiegen ist, der Gewinn mit jetzt 7,35 Milliarden US-Dollar nur um relativ mäßige sieben Prozent zulegen konnte. Die Börse honorierte das, indem der Kurs zeitweise sogar um sieben Prozent absackte.
In seinem langen Statement erklärte Zuckerberg auch nicht nur, welche Pläne er generell für die Zukunft von Facebook hat, sondern ebenfalls, dass man das Thema „Privacy“ ernst nimmt und sich dieses Jahr darauf fokussieren möchte.
Dies wird auch ein großes Jahr sein, was unsere stärkere Konzentration auf den Datenschutz angeht. Als Teil unserer Vereinbarung mit der FTC haben wir uns dazu verpflichtet, Datenschutzkontrollen und -prüfungen aufzubauen, die einen neuen Standard für unsere Branche setzen werden – und die über alles hinausgehen, was heute gesetzlich vorgeschrieben ist. Derzeit arbeiten mehr als 1000 Ingenieure an Projekten mit Bezug zum Datenschutz und helfen beim Aufbau dieses Programms. Mark Zuckerberg
Speziell das Thema Privacy betrachte ich bei Facebook mit sehr viel Argwohn und kann das alles erst wirklich ernst nehmen, wenn es nicht wie Lippenbekenntnisse wirkt, sondern tatsächlich auch so umgesetzt wird. Ich denke da speziell an seinen Appell, dass nicht einzelne Unternehmen unterschiedliche Wege einschlagen sollten, sondern es einen gemeinsamen, reglementierten Ansatz geben soll, beispielsweise, was die Regeln für Wahlwerbung angeht.
Mittlerweile bluten mir die Ohren, wenn ich mir das Geschwurbel von Mark Zuckerberg anhöre. Es hört sich in der Theorie alles immer wirklich großartig und bemüht an, aber wenn Jahr für Jahr der Eindruck verstärkt wird, dass das Unternehmen nicht nach diesen Ansagen handelt, bleibt das Vertrauen natürlich aus.
Zuckerberg sagt in seinem Text auch, dass man wissen muss, wofür jemand steht, damit man ihm wirklich vertrauen kann. Genau daran will der Facebook-Chef in diesem Jahrzehnt arbeiten. Er scheint zu wissen, was für ein steiniger Weg das sein wird — und ja, ich bleibe skeptisch, dass er es dieses mal wirklich ernst meint.
Quelle: Facebook