Es ist leichter denn je sich mit entsprechenden Geräten ein Smart-Home einzurichten. Für die meisten kommt die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes System intuitiv und hängt davon ab, ob Apple, Android, Amazon oder andere Geräte verwendet werden.
Die Hersteller von Smart-Home-Geräten haben aber natürlich ein Interesse, dass ihre Geräte von möglichst vielen Usern verwendet werden können. Daher sind sie oft mit mehreren Systemen kompatibel. Es kann in vielen Fällen also problemlos auch geswitcht werden, ohne dass allzu viele Geräte ausgetauscht werden müssen. Oder ihr könnt verschiedene Systeme auch parallel zueinander benutzen und dann entscheiden, was für euch besser funktioniert. In der Regel treten immer und überall die unterschiedlichsten Probleme auf und das optimale Smart-Home-System gibt es nicht. Es ist eine Frage von individuellen Präferenzen und hängt von vielen anderen Variablen ab (z.B. auch von eurem WLAN-Router oder der Dicke eurer Wände).
Ein Vergleich lohnt sich also nicht nur für Anfänger, die sich ein Smart-Home einrichten möchten, sondern auch für solche, die bereits eins besitzen.
Welche Überlegungen vorab gemacht werden sollten
Es gibt drei größere Systeme, die größere Relevanz besitzen: Amazon Alexa, Apple Homekit und Google Assistant. Am weitesten verbreitet, was die Kompatibilität mit Geräten angeht, ist Amazon. Letztes Jahr behauptete Amazon mit über 85,000 Smart-Home-Geräten kompatibel zu sein, zum selben Zeitpunkt waren es für Google rund 10000 und lediglich 450 für Apple.
Das mag zunächst deutlich für Amazon und gegen Apple sprechen, aber nicht immer ist Masse auch Klasse. Es gibt für alle Systeme Vor- und Nachteile, was zum Beispiel auch Datenschutz oder natürlich – ein weites Feld – die Funktionalität angeht. Zudem gibt es noch kleinere Smart-Home-Systeme, die wir ebenfalls zumindest kurz anreißen wollen.
Wenn ihr bereits Smart-Home-Geräte besitzt, solltet ihr euch über die Kompatibilität vergewissern. Wenn ihr die Packung bzw. die Gebrauchsanleitung eurer Geräte nicht mehr zur Hand habt, könnt ihr die Kompatibilität auch recherchieren. Die Hersteller-Seiten informieren darüber natürlich. Ein neutrales Portal ist auch auf Cnet zu finden, wo ihr eure Geräte nach Produktkategorie oder nach System recherchieren könnt. Klickt ihr ein System an, werden euch mögliche Geräte dazu angezeigt. Die Liste ist nicht völlig komplett, aber es ist ein guter Anfang für eine Recherche.
Wichtig ist, dass ihr für jedes Smart-Home-System einen Zugangspunkt braucht. Das ist in der Regel ein Speaker, mit dem ihr das System über einen intelligenten virtuellen Assisstenten (IVA) kontrollieren könnt – bei Amazon ist das zum Beispiel Alexa. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das System mit einer App oder dem jeweiligen IVA auf dem Smartphone, einem Laptop oder einem Tablet zu steuern.
Ein weiteres oft sinnvolles Gerät ist ein Hub. Dieses Gerät ist sozusagen der Anker für smarte Geräte und verbindet diese miteinander. Ein Hub kann hierbei auch Geräte mit verschiedenen Signal-Standards miteinander kompatibel machen. In vielen Speakern ist ein solcher Hub bereits integriert.
Amazon Alexa
Erstmals erschien Amazon Alexa auf dem Smartspeaker Amazon Echo 2014. Seither hat Amazon es aber auch vielen anderen Herstellern gestattet, Alexa auf ihren Geräten verfügbar zu machen. Inzwischen ist die dritte Generation des Amazon Echos auf dem Markt. Alexas Erfolg besteht in den guten Voice-Control-Fähigkeiten von Amazon Alexa. Die meisten smarten Geräte, die neu auf den Markt kommen, sind inzwischen mit Amazons Alexa kompatibel.
Die weite Verbreitung beruht auch darauf, dass Amazon Alexas Interaktion mit weit verbreiteten Apps immer weiter aufbaut. Diese Interaktionen heißen in Amazons Corporate Language “Skills”, Standard-Beispiel ist hierfür zum Beispiel Spotify, wo ihr quasi alle Funktionen auch per Sprachbefehl ausführen könnt.
Inzwischen gibt es unzählige Alexa Skills und diese werden noch stetig erweitert. Manche sind etwas dubios, andere nützliche, andere sehr spezifisch – mit anderen Worten: es ist wahrscheinlich für jeden etwas dabei. Es ist ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit und Individualisierbarkeit von Amazon Alexa.
Es gibt allerdings auch einen starken Kritikpunkt bei Amazon Alexa – natürlich der Datenschutz. Seit spätestens 2018 bestehen starke Bedenken, was den Datenschutz bei Amazon angeht. In diesem Jahr kam es gleich zweimal vor, dass Amazon Aufnahmen von bestimmten Usern an eine völlig fremde Person schickte. Darüber berichtete als Erstes das Magazin c’t. Hier könnt ihr eine Kurzfassung des ersten Falls bei heise.de lesen (der c’t-Artikel ist dort verlinkt, eine Voll-Ansicht benötigt aber einen Login). Über den zweiten Fall schrieb die New York Times.
Seither ist also definitiv klar, dass Amazon private Gespräche abspeichert und auch auf diese zugreifen kann. Selbst Außenstehenden, also der Redaktion von c’t war es möglich, die Betroffenen zu identifizieren und zu kontaktieren. Die Daten sind also äußerst sensibel.
Unklar ist dagegen, was genau mit den Aufnahmen gemacht wird. Sie werden aber mit Sicherheit dazu genutzt, um Algorithmen, Spracherkennungsfähigkeiten etc. zu verbessern. Es wird spekuliert, dass die Aufnahmen auch dazu benutzt werden, den Usern von Amazon Alexa personalisierte Werbung zukommen zu lassen. Als gesichert, gilt das meiner Recherche nach nicht, aber es gibt starke Anzeichen dafür.
Apple Homekit
Apple Homekit (die App heißt neuerdings nur noch Home) kam fast zeitgleich mit Alexa auf den Markt. Heute sind aber viel weniger Geräte direkt mit Homekit kompatibel. Indirekt lassen sich diese aber auch mit Apple-Geräten steuern. Apple hat dies als Schwachstelle des eigenen Home-Systems erkannt und erlaubt daher andere Smart Home Apps im Homekit zusammenzubringen. Homekit funktioniert auf allen Apple-OS und natürlich auch nahtlos mit Siri. Ihr könnt also entweder die App oder auch Siri benutzen, um euer Smart Home zu steuern.
Für ein Homekit Smart-Home braucht ihr mindestens ein Apple-OS-Gerät (iOS, macOS, iPadOS). Um das Beste aus Homekit herauszuholen, braucht ihr aber auch einen Homepod, einen iPod, der Homekit-fähig ist oder einen Apple TV. Mit diesen Geräten lassen sich auch Remote-Funktionen, also wenn ihr beispielsweise nicht zuhause seid, besser umsetzen.
Anders als bei Amazon gibt es keine größeren Daten-Skandale bei Homekit. Seit dem FBI-Apple Encryption Dispute 2015/16 legt Apple großen Wert auf Datenschutz und betont dies immer und immer wieder. Da es keine größeren Vorfälle gibt, in denen offenbar wurde, dass Apple sich an diese Versprechen nicht hält, ist Apple in dieser Hinsicht auch glaubwürdig. Ein starker Pluspunkt für Apple.
Wer im Apple-Universum zu Hause ist, wird wahrscheinlich ohnehin dazu geneigt sein, das Homekit zu benutzen. Es ist natürlich so, dass es für iOS und macOS-Apps und Anwendungen eigentlich keine Alternative gibt.
Google Assistant
Google ist ungewöhnlicherweise late-to-the-party, was Smart Home angeht. Erst 2017 trat Google mit dem Google Home Speaker entschieden auf den Markt, obwohl es schon vorher Funktionen über beispielsweise Android gab. Seither expandiert Alphabet aber stark und hat eine solche datenbasierte Power mit Anwendungen, KI, Spracherkennung und Echtzeit-Übersetzungen, das es inzwischen auf Augenhöhe mit Amazon Alexa konkurriert.
Zurzeit sind fünf Google Assistant Speaker auf dem Markt. Google Home, Nest Mini, Google Home Max, Google Nest Hub und Google Nest Hub Max. Gehostet wird der Assistant aber inzwischen auch auf fast allen namhaften Playern im Sound-Business (bspw. Sonos, Philipps, JBL und noch einige mehr).
Ein Vorteil des Google Assistant gegenüber Alexa ist, dass durch die weite Verbreitung mit Android viele User mit dem Google Assistant vertraut sind. Auch alle Anwendungen und Geräte, die von Google stammen, sind natürlich verbandelt mit dem Google-Assistant. Youtube- und Chromecast-Integrationen sind hier deutliche Stärken von Googles Home-System.
Googles Stärke rührt auch von dem Kernbusiness als Suchmaschine und seinen weitverbreiteten Apps her. Von Sportergebnissen, Kalender-Funktionen, Verkehrsdaten und Google Maps hat der Google Assistant vieles zu bieten. Wenn ihr also viel mit Google-Apps arbeitet, kann euch ein Google Assistant System logischerweise den meisten Mehrwert bieten. Was den Datenschutz angeht, gibt es ähnliche, wenn nicht sogar die gleichen Bedenken wie Alexa. Vergangenes Jahr erst wurde bekannt, dass Google Audio-Aufnahmen an dritte Firmen verkauft. Den Aufnahmen konnten persönliche und sensible Daten entnommen werden. Teilweise waren die Aufnahmen ohne den Befehl “Ok Google” aufgenommen worden.