In den meisten Bundesländern hat die Schule bereits wieder begonnen, in anderen Regionen steht der Schulanfang kurz bevor. Viele Eltern stehen damit unabhängig vom jungen Alter des Kindes vor der entscheidenden Frage, ob man den Nachwuchs bei dieser Gelegenheit mit einem Smartphone ausstatten sollte. Gerade doppelt berufstätige oder alleinerziehende Mütter und Väter wollen die Gewissheit haben, dass der Sohn oder die Tochter in unvorhersehbaren Fällen erreichbar ist oder selbst eine Vertrauensperson kontaktieren kann.
Diese Eltern stehen vor der Herausforderung, das Smartphone in irgendeiner Art und Weise möglichst kindgerecht vorzubereiten. Niemand will nach dem ersten, zweiten oder dritten Monat mit einer horrenden Telefonrechnung konfrontiert werden, weil sich die Klassenkameraden und der Fidibus ein paar Spaß-Anrufe in der Frühstückspause erlaubt haben oder ein Game aus der Gigabyte-Liga unbedingt über das Mobilfunknetz heruntergeladen werden “musste”.
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Die Möglichkeiten zur Absicherung eines Smartphones halten sich je nach nach Hersteller in Grenzen. Oft sind mehrere Schritte notwendig, um ein Mindestmaß an Sicherheit zu erreichen, und auch dann bleiben Lücken.
Ein wesentlich alltäglicheres Problem für jüngere Kinder offenbart sich aber, wenn man zum Vergleich die Technik-Scheu und gelegentliche Überforderung älterer Erwachsener heranzieht. Die Homescreens eines modernen Smartphones sind völlig überladen, die Symbole sind alles andere als selbsterklärend und mitunter fremdsprachig beschriftet. Überall ploppen “Notifications” auf, der Weg in die “Settings” führt bei vielen zu den ersten Schweißperlen auf der Stirn.
Android Launcher für Kinder und Senioren
Wie so oft schaffen hier verschiedene Apps von Drittanbietern erfolgreich Abhilfe. Die sichtbare Oberfläche eines Android-Smartphones lässt sich nicht nur über manuelle Eingriffe verändern, sie kann auch nahezu vollständig auf eine kind- oder seniorengerechte Bedienung umgestellt werden.
Zwei dieser Apps, in der kostenlosen Variante, sind Wiser und Necta. In der kostenpflichtigen Reihe der Apps hat sich der BIG Launcher bewährt, der allerdings schon eine längere zeit kein Update mehr erhalten hat.
Im Wesentlichen ersetzen die Apps den von Android gewohnten Homescreen mit möglichst großen, weitestgehend selbsterklärenden Symbolen, hinter denen sich dann wiederum die elementarsten Apps verbergen. Dadurch sollen eventuelle Fehlbedienungen, Verwirrungen und Verirrungen so gut wie möglich ausgeschlossen werden. Zugleich sind die Oberflächen konfigurierbar und erlauben z.B. eine manuelle Änderung der Schriftgröße, eine Veränderung des Bildschirm-Kontrasts oder ähnliche Dinge. Last but not least gibt es in vielen vergleichbaren Apps einen “SOS” Knopf, mit dem ein oder mehrere gespeicherte Rufnummern angewählt oder angetextet werden können.
Diese Apps sind ein guter Einstieg und verändern die Benutzung eines Smartphones erheblich. Denkbar wäre, dass auf diese Weise ein älteres Android-Handy mit ohnehin veraltetem Betriebssystem zu neuen Ehren kommt und für einen Übergangszeitraum seinen Dienst verrichtet.
Schriftgröße anpassen und Tastatur vereinfachen
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann sich in die Tiefen des Systems stürzen und dort manuell alle erdenklichen potentiellen Störfaktoren abstellen. Neben der fast vollständigen Bereinigung des Homescreens von allen unnützen Symbolen würde es z.B. durchaus Sinn machen, sich ein paar Minuten der Tastatur zu widmen. Die taucht unvermeidbar immer wieder auf und ist als einzelne App mit vielen Zusatzfunktionen ausgestattet, die Kinder, Anfänger und Senioren verwirren könnten.
Hier muss man sich ein wenig Zeit nehmen. Automatische Textvorschläge und Auto-Vervollständigungen sind eigentlich eine feine Sache – doch nun heisst es “Weg damit!”. Selbiges gilt für Gimmicks wie Handschriftenerkennung, Spracherkennung oder die Bereitstellung verschiedener Sprachpakete – all das sind mögliche Ablenkungen und Störfaktoren, die im Alltag oder Notfall nicht erwünscht sind. Bei der Gelegenheit kann man über die Display-Einstellungen auch gleich die Schriftgröße auf ein für den neuen Benutzer sinnvolles Maß erhöhen.
Apps sperren und Funktionen einschränken
Mit Drittanbieter-Apps wie AppLock lässt sich passwortgesteuert der Zugriff auf alle erdenklichen Apps sperren. Das muss gar keine erzieherische Restriktion sein, sondern soll, wie in diesem Fall, lediglich dafür sorgen, dass tatsächlich nur die zwingend benötigten Apps geöffnet werden können.
Es gibt spätestens ab diesem Punkt ein gutes Dutzend Wege, wie man die Konfiguration noch weiter optimieren kann. Auf einem Tablet lassen sich z.B. eingeschränkte Benutzerprofile erstellen, auf den meisten Smartphones sucht man diese Option in den Bordmitteln noch vergeblich. Apps mit kritischen Inhalten kann hingegen mittlerweile sogar der Google Play Store ausfiltern: Unter Einstellungen > Nutzersteuerung/Jugendschutzeinstellungen findet sich die Option zum Ausblenden von Apps, die evtl. Gewalt, Alkohol oder sexuelle Inhalte aufweisen. Hier lässt sich ebenfalls eine Beschränkung und Kennwortsicherung für die berüchtigten InApp-Käufe einstellen.
Besitzer eines etwas aktuelleren Samsung Smartphones könnten auf dem Gerät (oder in den dort bereitgestellten Galaxy Essentials) den Hinweis auf den sogenannten “Kids Mode” finden, mit dem sich neben einer App-Beschränkung auch erlaubte Zeitfenster einstellen lassen.
Bei aller angepriesenen All-In-One-Sicherheit sollte man nie vergessen, dass Beschränkungen und Restriktionen nur eine Seite der Medaille sind. Gerade bei Kindern würde es z.B. ab einem bestimmten Alter durchaus Sinn machen, dem Nachwuchs eine zunehmend eigenverantwortliche Kontrolle über das Guthaben einer Prepaid-Karte zuzugestehen. Ebenso kann man für langweilige Busfahrten nach Hause durchaus Spiele freischalten, die sich dem Alter entsprechend zum kurzfristigen “Abschalten” nach einem anstrengenden Schultag eignen. Vielleicht entpuppt sich der Nachwuchs ja auch als begnadeter Fotograf … einfach mal austesten und sich bietende Gelegenheiten für die Integration des Smartphones in den Familienalltag nutzen.
Kontrovers: Standort-Tracking
Ein mitunter kontrovers diskutiertes Thema ist die Möglichkeit, das Smartphone eines Kindes oder älteren Menschen zum “Standort-Tracking” zu nutzen. Privatsphäre hin oder her: “Sicherheit” bedeutet auch, dass man im Notfall einen Schutzbefohlenen wiederfindet – auch dann, wenn sich die Person nicht eindeutig zum eigenen Aufenthaltsort äussern kann. Ein oder zwei verpasste Haltestellen haben schon so manche Familie in helle Aufregung versetzt, wenn Oma, Opa, Sohnemann oder Töchterchen nicht zur vereinbarten Zeit am Mittagstisch auftauchten.
Apps wie der Android Device Manager, Prey oder Wheres My Droid dienen zwar eigentlich der Lokalisierung eines verlorenen, verlegten oder gestohlenen Smartphones, doch in diesem Fall können sie auch wortwörtlich den Weg zu einem wesentlich wertvolleren “Ziel” weisen. Auch mit dieser Thematik könnte man sich also einmal beschäftigen.
Habt ihr weitere Tipps, sinnvolle Apps oder Einstellungen, die ihr vielleicht selbst schon im Einsatz habt? Dann immer her damit, ab in die Kommentare damit.