Gomiso und Getglue (später TVTag) waren zwei der ganz großen Player im Bereich des Social TV. Die Plattformen boten die Möglichkeit, via Checkins gesehene Fernsehsendungen oder Filme zu protokollieren und sich darüber auszutauschen. Im Falle von Getglue waren sogar Medien wie Spiele und Literatur integriert. Inzwischen haben beide Plattformen die Tore geschlossen, TVTag zu Beginn diesen Jahres. Zwar gibt es mit Diensten wie Beamly und Viggle alternative Apps, die sich aber vom Konzept des sozialen Austauschs verabschiedet haben (Viggle) oder auf bestimmte Regionen beschränkt sind (Beamly).
Warum ist die Idee der Kombination des klassischen „Lagerfeuerevents“ TV und des sozialen Lagerfeuers im Internet gescheitert? Ich mache hierfür vor allem drei Gründe aus.
3 Gründe warum Social TV scheiterte
Zum einen die Sprachbarriere. Die meisten Dienste waren zu lokal, eingeschränkt auf die TV Programme bestimmter Regionen, damit konnte häufig schon a priori nicht die notwendige grosse Nutzergemeinde aufgebaut werden, die für aktiven sozialen Austausch innerhalb eines Netzwerks notwendig ist.
Daraus und aus den veränderten Sehgewohnheiten der Nutzer resultiert Grund zwei. Man trifft sich schlicht nicht mehr am virtuellen Lagerfeuer des Fernsehens. Mit Streaming Diensten wie Netflix, Amazon Instant Video und Watchever läuft der Medienkonsum immer asynchroner und die Zahl derer, die eine bestimmte Sendung zu einer bestimmten Uhrzeit sehen, wird geringer.
Natürlich gibt es immer noch virtuelle Straßenfeger wie Tatort oder Dschungelcamp. Aber hier greift Grund drei für den Misserfolg des Social TV. Die Versammlungsorte existierten schon längst. Twitter, Facebook sind die Orte, an denen sich die Netzgemeinde auch außerhalb des TV Konsums trifft. Und damit erfuhren die Special Interest Plattformen das gleiche Problem wie schon viele andere Dienste. Warum soll ich mich auf dieser Plattform zusammenfinden, wenn die Mehrheit meiner Nutzer sich via Twitter austauscht.
So werden mittlerweile klassische Social TV Angebote immer mehr abgelöst durch offensichtlich kommerzorientierte Checkin Systeme, bei denen weniger der Film oder die Show im Vordergrund steht als vielmehr Punktesysteme und Bonusangebote, die klar darauf abzielen, den Zuschauer vom Wegzappen abzuhalten, indem man ihm Preise und Punktesysteme anbietet. Ob das allerdings bei der immer stärkeren Abwanderung Richtung Streaming Angebote funktionieren wird, halte ich für eher zweifelhaft. In einer linearen TV Welt, in der bestimmte Zeiten bestimmte Shows und Angebote lieferten hatten Social TV Dienste ihre Berechtigung.
Aber der gemeinsame Fernsehkonsum beschränkt sich immer mehr auf den Kreis der Freunde, die sich zum gemeinsamen Ansehen eines Films zu hause oder im Kino treffen. Und erfolgt Austausch, dann über die klassischen weil universellen Wege wie Twitter oder Messenger.
Social TV als solches hat keine Zukunft. Spannend wird sein, welche neuen Ideen im Rahmen von Mediastreaming auf den Markt kommen. Aber ich prognostiziere: Auch hier werden eher bereits existierende Kommunikationskanäle integriert werden. Smart TV bietet das zum Teil mit der Integration von Twitterstreams in laufende Sendungen an.