Wenn es um die durchschnittliche Geschwindigkeit geht, mit der man in Deutschland im Internet unterwegs ist, tauchen wir weiterhin nicht einmal in den Top-10 der Welt auf. Glücklicherweise hatte unser Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, erst nach der letzten Bundestagswahl für Deutschland das „schnellste und intelligenteste Netz der Welt“ versprochen. So ist es wenigstens nicht noch ein gebrochenes Wahlversprechen. Tatsache ist aber: Dieses Versprechen wurde zumindest in noch aktuellen Legislaturperiode nicht erfüllt – nicht einmal ansatzweise.
Einer der Gründe für die Langsamkeit bei der Abschaffung der Langsamkeit ist die Telekom. Der ehemalige Staatskonzern hält gerne an Kupferleitungen fest. Zumindest was die sogenannte „Letzte Meile“ betrifft, also die letzten Meter Verbindung vom Verteilerkasten ins Haus. Um aus diesen Kupferadern noch mehr raus quetschen zu können, setzt man auf eine Technik namens Vectoring und so werden aus DSL- dann VDSL-Anschlüsse.
Nebenbei hält das – mit dem Segen der Politik – die Konkurrenz aus dem jeweiligen Verteilerkasten raus. Eine Win-Win-Win-Situation für die Telekom: Man muss nicht für viel Geld Kupfer- durch Glasfaserleitungen ersetzen, statt 16 MBit/s DSL kann man bis zu 100 MBit/s VDSL anbieten und die Konkurrenz bleibt draußen. Okay, für die Kunden und die Konkurrenz ist das eher doof, aber irgendwas ist ja auch immer.
Und weil die Verteilerkästen, an denen die Telekom VDSL anbietet, selbst wieder per Glasfaser an das Netz der Telekom angebunden sind, zählt die Telekom die VDSL-Kunden einfach als Glasfaserkunden. So kommt die Telekom bei rund 700.000 per Glasfaser im Haus angebundenen Kunden auf über 8 Millionen Glasfaserkunden. Vectoring sei dank, denn:
Auch Vectoring ist Glasfaser. Niek Jan Damme, Telekom
Und wenn es nach der Telekom geht, dann hat Kupfer noch eine große Zukunft, denn die Möglichkeiten für die alten Kupferdoppeladern seien „noch nicht ausgeschöpft“. Und jetzt sind wir doch mal ehrlich: Wer will schon für 120 Euro im Monat stabile 1.000 Mbit/s Down- und 500 MBit/s Upload per Glasfaser, wenn er für knapp 50 Euro im Monat bis zu 100 MBit/s Down- und bis zu 40 MBit/s Upload per VDSL haben kann?
Nehmt die Hände wieder runter – selbstverständlich würden viele hier bei so einem Angebot sofort zugreifen. Egal, ob es um Netflix geht oder um das Arbeiten mit Clouddiensten: Mehr Bandbreite ist immer gut. Und beim Preis-/Leistungsverhältnis steht das Glasfaserangebot „Magenta Zuhause Giga“ sogar richtig gut da. Doof nur, dass gerade mal rund 700.000 Haushalte dieses Angebot überhaupt buchen können. Zum Vergleich: Insgesamt hat die Telekom 13 Millionen Breitbandanschlüsse. Aber die Telekom will das erstmal langsam angehen, erstmal testen, wie stark die Nachfrage nach solchen Bandbreiten denn überhaupt ist. Der Markt wäre ja noch kaum entwickelt.
So lange aber die Telekom weiterhin Glasfaser beim Endkunden nur in homöopathischen Dosen überhaupt ermöglicht und auf der anderen Seite mit Vectoring nicht nur die letzten paar Bytes aus Kupferdrähten quetschen und gleichzeitig die Konkurrenz damit auf Abstand halten kann, so lange wird sich am schleppenden Breitbandausbau in Deutschland nichts ändern – von einigen regionalen Angeboten abgesehen.
via Heise online