Langsam wird es absurd, oder? Erst gestern schrieb ich, dass Tesla-Mastermind Elon Musk immer zwischen Genialität und Irrsinn pendelt. Ein Blick auf die Tesla-Seite wirft heute die Frage auf, ob ich die Genialität dieses Mannes einfach nur manchmal nicht verstehe. Was sieht man auf der Seite? Merch, besser gesagt das „Men’s Cybertruck Bulletproof Tee“ — ein T-Shirt, welches exakt den Schaden abbildet, den eine Metallkugel bei der Cybertruck-Präsentation angerichtet hat.
Den Spaß kann man — zumindest in den USA (nach Europa wird nicht geliefert) — für nicht ganz so schlanke 35 US-Dollar kaufen und erhält dafür dann das Shirt, welches auf der Rückseite auch noch einen stilisierten Cybertruck und das dazugehörige Logo zeigt.
Normalerweise würde ich sagen, dass irgendwas mit einem Unternehmen nicht stimmen kann, welches so eine peinliche Panne auch noch für seine Fan-Produkte ausschlachtet. Aber spätestens, wenn Elon Musk in ein paar Tagen verkündet, wie viel Asche sie mit diesen Shirts verdient haben, wird man nur noch staunend zuschauen können, wie leichtfertig Tesla-Fans ihr Geld raushauen.
Ehrlich gesagt will ich hier auch weniger gegen Musk oder Tesla schießen, sondern mehr danach fragen, was mit der Tesla-Fanbase nicht stimmt. Dass ich persönlich das Design des Cybertrucks diplomatisch ausgedrückt grottig finde, ist natürlich Geschmackssache — auch, wenn man berücksichtigt, dass ich aufgrund des riesigen Spotts und der unzähligen Memes mit dieser Meinung nicht alleine bin.
Tesla Cybertruck vorgestellt: Elon, das ist nicht Dein Ernst, oder?
Aber man hat direkt nach der Präsentation des Cybertrucks tausendfach im Netz bemerken können, wie sich Fanboys das krude Design schönreden wollen. „It’s growing on me“ — ja ja, am Arsch. Natürlich gibt es genug Leute, die die Karre wirklich stark finden, dennoch bin ich überzeugt davon, dass viele Tesla-Fanboys ein solches Auto in der Luft zerrissen hätten, wenn es Daimler oder VW gezeigt hätten.
Im Fanlager geht man sogar so weit zu vermuten, dass die kaputte Scheibe eingeplant war — weil der Fauxpas viel mehr Aufmerksamkeit erregt und somit viel mehr die Werbetrommel für den Cybertruck rührt, als wäre alles reibungslos verlaufen. Spätestens, wenn man sieht, dass sowohl bei der Hammer-Nummer als auch bei der Kugel denkbar sanft auf das Auto eingewirkt wurde, sollte man wissen, dass dem nicht so ist und dieses Missgeschick mit den Scheiben ganz sicher nicht so geplant war.
Für Anhänger einer solch kruden Theorie ist das jetzt angebotene T-Shirt natürlich ein weiterer Beleg dafür, dass Elon Musk hier nur eine total durchdachte Marketing-Show abgezogen hat. Nee, Leute: Ganz ehrlich, das ist ganz großer Bullshit. Den Autokäufer muss man mir erst mal zeigen, der sowas sagt wie: „Hui, das Auto ist deutlich weniger robust als versprochen – das will ich!“
Eine Nase für schnell verdientes Geld hat Elon Musk natürlich zweifellos: Das haben wir schon bei seinen Flammenwerfern gesehen und im Grunde ja auch bei den Cybertruck-Vorverkäufen: Durch die 100-Dollar-Anzahlungen hat Tesla allein in den zwei Tagen nach der Cybertruck-Präsentation bereits 20 Millionen US-Dollar einkassiert — für ein Auto, welches erst Ende 2021 in Serie gefertigt wird und somit erst in frühestens zwei Jahren tatsächlich am Start ist. Ich tippe mal, dass Tesla mit Anzahlungen und Shirts noch sehr, sehr lange mehr Kohle verdienen wird als mit tatsächlich verkauften Cybertrucks (die es voraussichtlich eh nicht überall auf die Straße schaffen werden).
via Futurezone.at