Ich muss es zugeben: Irgendwie hab ich lange Zeit die Lust an Twitter verloren. Irgendwie war mir das alles zu selbstreferenziell, die Nutzer in Deutschland beschäftigten sich für mein Empfinden viel mehr mit sich selbst als mit den wichtigen Themen. Mir kam es vor, als ob die deutsche Twitter-Blase stattdessen bewusst nur im eigenen Saft schmorrt, zumindest in großen Teilen.
Mag sein, dass das weniger an Twitter liegt und vielleicht mehr an mir oder meiner vielleicht eher unglücklichen Auswahl, sprich: ich folgte vielleicht zu vielen falschen Leuten. Soll aber nicht das Thema sein, ich wollte lediglich erklären, dass ich Twitter früher eifrig nutzte, seit einer Weile aber kaum noch.
Ob das ein typisches Verhaltensmuster ist? Kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich beurteilen. In meinem Bekanntenkreis kenne ich eine Menge Menschen, die Twitter ähnlich wie ich kaum noch nutzen oder gar nicht mehr. Andererseits: Wenn ich hin und wieder mal vorbeischaue, sehe ich auch noch sehr viele alte Gesichter, für die Twitter in den Jahren nichts von seinem Reiz eingebüßt hat.
Ich war bei Facebook 24 Stunden gesperrt und habe trotzdem nichts getwittert… Nur, dass ihr es wisst!
— Carsten Drees (@casi) February 2, 2016
Twitter in der Krise
Jetzt aber genug davon, wie sich Twitter aus meinem sehr subjektiven Blickwinkel präsentiert. Gehen wir das nämlich objektiver an, stellen wir fest, dass es aktuell keine rosigen Zeiten sind für die Twitter-Bosse. Die jüngsten Quartalszahlen verraten uns, dass erstmals die Nutzerzahlen gesunken sind, von 307 Millionen auf aktuell 305 Millionen aktive Nutzer. Die eh schon angeschlagene Twitter-Aktie landete prompt auf einem Allzeittief von 13,86 Dollar – vor knapp einem Jahr stand die Aktie noch bei 50 Dollar! Damit honoriert die Börse die schlechten Zahlen, denn auch, wenn der Umsatz des Unternehmens gestiegen ist, schreibt man weiter rote Zahlen: Im abgelaufenen Quartal waren es noch über 90 Millionen Dollar, die man minus gemacht hat.
Die Frage stellt sich, wie man sich da rauswinden möchte, denn das Geld kommt durch Werbung rein und weniger Nutzer bedeuten künftig auch (noch) geringere Werbeeinnahmen. Wir dürfen also getrost festhalten, dass es im Hause Twitter gehörig kriselt. Dazu kommt auch, dass die Nutzerschar nicht sehr empfänglich ist für die geplanten Änderungen – unter dem Hashtag RIPTwitter machten Viele ihrem Unmut Luft.
Somit steht Twitter vor finanziellen und konzeptionellen Mammutaufgaben, die es zu bewältigen gilt. Unsere Frage daher an euch, komplett losgelöst von eurem eigenen Twitter-Engagement: Glaubt ihr daran, dass sich das Netzwerk mit dem süßen Vögelchen nochmal berappeln wird, oder wird es über kurz oder lang genau so enden wie MySpace oder studiVZ – als Kerbe in Mark Zuckerbergs Colt?