Bei der CES hat Bell seine Passagier-Drohne Bell Nexus präsentiert. Die soll mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattet sein und bis zu fünf Personen durch die Lüfte transportieren können. Jan hat euch bereits alle Fakten zur Bell Nexus präsentiert.
Bell Nexus – Passagierdrohne soll Mitte der 2020er bei Uber kommen
Bis es ein fertiges Produkt gibt und dieses dann auch tatsächlich Passagiere befördern darf, wird es sicher noch ein paar Jahre dauern, aber das Modell dieser Kiste konnte in Las Vegas jetzt zumindest schon mal bestaunt werden. Grund genug für Nicole, sich am Bell-Stand auf der CES einmal umzusehen und auch nochmal in sich zu gehen, wie sie selbst über diese fliegenden Taxis denkt.
Sie verweist in ihrem Video auf einen Punkt, über den ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht habe: Die nervigen Sounds, die Drohnen üblicherweise machen. Vielleicht sieht man hier in der Dortmunder Innenstadt einfach zu selten irgendwelche dieser Kopter, um sich tatsächlich davon genervt zu fühlen, aber sie hat natürlich recht.
Andererseits sind die Vorzüge von Autos oder Motorrädern ja in der Regel auch nicht gerade die Sounds, die sie verursachen. Es ist also etwas, an das man sich vermutlich gewöhnen wird, genau so wie es uns bei anderen Verkehrsmitteln auch gelungen ist. Ich bin dennoch skeptisch, was speziell diese Art der Fortbewegung angeht. Bell kommuniziert, dass die fünf Passagiere, die befördert werden können, in Summe bis zu 272 Kilogramm wiegen dürfen. Das bedeutet, dass sie von meinem Schlag ziemlich genau zwei befördern können. Und es bedeutet auch, dass man sehr penibel und aufs Gramm genau checken muss, wie viele Menschen tatsächlich befördert werden können.
Stellt euch ein normales Taxi-Szenario vor. Ihr habt zu viert zuhause gefeiert und wollt jetzt noch raus in eine andere Location. Ihr ruft ein Taxi, das ist dann ein paar Minuten später bei euch und liefert euch wie gewünscht ab. So ein Szenario ist nun mit einer Passagier-Drohne kaum vorstellbar, allein wegen der Frage des Gewichts. Alle Fluggäste müssten nämlich exakt ihr Gewicht kennen (und nennen) und gerade in einer Männerrunde bedeutet das wohl in den seltensten Fällen, dass so eine Drohne voll ausgelastet werden könnte mit fünf Passagieren (Durchschnittsgewicht wären in dem Fall etwa 54,4 kg). Das wiederum würde bedeuten, dass eine Welt, in der diese Flug-Taxis Wirklichkeit sind, oftmals nur zwei Personen befördern können, was wiederum erahnen lässt, dass wir auf diese Weise den Luftraum ähnlich vollstopfen würden, wie es uns bereits jetzt mit den Straßen gelungen ist.
Das halte ich in der Tat für problematisch, aber das ist nicht der einzige Grund, wieso ich mir aktuell lediglich Ausnahme-Szenarien vorstellen kann, in denen diese Passagier-Drohnen funktionieren könnten — beispielsweise, um in einem Bergort Menschen vom Tal in eine schlecht zugängliche Berghütte bringen könnten.
Davon ab denke ich, dass es eh ein Irrweg wäre, wenn wir auf dem Boden mehr und mehr anfangen, den Verkehr einzudämmen und dann im Gegenzug den Fehler machen würden, ihn schlicht in die Luft auszulagern mit all seinen Gefahren, die dadurch entstehen. Vielleicht fehlt mir da einfach der Weitblick oder die Vision für die Konzepte, mit denen solche Flugtaxis wirklich eine große Rolle spielen könnten — aber ich sehe es derzeit einfach nicht, da hat sich für mich seit der Flugtaxi-Ansage der Staatsministerin für Digitales Dorothee Bär im letzten Jahr nichts verändert.
Vielleicht habt ihr da aber andere Ideen und könnt euch viel eher mit dem Gedanken anfreunden, dass wir in einigen Jahren wie selbstverständlich in solche Passagier-Drohnen steigen. Schließlich sind es ja mehrere Unternehmen, die an solchen Passagier-Drohnen arbeiten, u.a. auch Uber. Es ist durchaus spannend, die aktuellen Entwicklungen in diesem Tech-Segment zu beobachten, aber ich denke in der Tat, dass wir meilenweit davon entfernt sind, dass fliegende Taxis tatsächlich eine Sache werden. Lasst uns wissen, ob ihr es ähnlich seht, oder komplett anderer Meinung seid.