Zunächst mal: Endlich! Lob an Vodafone, dass relativ knapp nach den Versteigerungen der erste 5G-Tarif da ist. In seiner Pressemitteilung präsentiert man sich entsprechend stolz, schließlich hat man die Konkurrenz am hiesigen Markt erst einmal hinter sich gelassen. Dennoch tue ich mich schwer damit, wenn ich Artikel lese, in denen von „überraschend günstigen“ Preisen die Rede ist und eine Aufbruchstimmung suggeriert wird, die an nahezu allen Einwohnern dieses Landes noch vorbei geht.
Der günstigste Preis für Vodafone-Kunden ist dabei auf dem Papier tatsächlich erst einmal sehr niedrig angesetzt: 14,99 Euro pro Monat werden nämlich inklusive 5G fällig im Tarif „Young S“. Haken dabei: Ihr müsst unter 28 Jahre alt sein und der günstige Preis gilt auch lediglich fürs erste Vertragsjahr. Noch ein Haken in diesem Tarif: Das Limit von 2 Gigabyte. Super, wenn man exorbitant schnelles Internet auf dem Smartphone nutzen kann, nicht ganz so super, wenn man das verfügbare Volumen dann in fünf Minuten durchgeblasen hat.
Generell unterscheiden sich die Vodafone-Tarife aber doch deutlich von dem, was damals beim LTE-Start los war, als die Tarife nämlich doch unanständig teuer waren in der ersten Zeit. In der Pressemitteilung heißt es:
Die 5G-Option ist ab morgen für monatlich 5 Euro in allen gängigen Tarifen einfach über die MeinVodafone App zubuchbar und kann nach einem Monat jederzeit gekündigt werden. Für Kunden mit den Tarifen Vodafone Red XL und Vodafone Black ist der Zugang zum 5G-Netz sogar automatisch und kostenlos enthalten. Ebenfalls kostenlos ist der Zugang zum 5G-Netz für Kunden mit einem Tarif für den neuen ‚GigaCube 5G‘.
Das klingt in der Tat fair, hat aber auch einen Haken und auch dafür zitiere ich nochmal aus der Pressemitteilung:
Vodafone CEO Hannes Ametsreiter aktivierte heute in 20 Städten und Gemeinden die ersten 5G-Stationen mit insgesamt mehr als 60 5G-Antennen. Erste 5G-Stationen funken jetzt unter anderem in den Gemeinden Birgland (Bayern), Lohmar (Nordrhein-Westfalen) und Hattstedt (Nordfriesland). Auch in den Großstädten Köln, Düsseldorf, Hamburg, Dortmund und München funkt seit heute an ersten Orten das 5G-Netz.
Yay, ich bin also in Dortmund auch von Anfang an mit dabei, zumindest theoretisch. Leider sind die genannten Regionen und Städte nicht flächendeckend ausgestattet worden. Die Westfälische Rundschau berichtet, dass „mein“ Dortmunder 5G-Mast in Dortmund-Eving steht. Das ist der einzige Mast in Dortmund und der Stadtteil Eving ist ungefähr fünf Kilometer von der City entfernt, in der ich wohne. Die durchschnittliche Reichweite so einer Antenne liegt bei etwa 800 Metern, also könnt ihr euch ausrechnen, dass aktuell nur die allerwenigsten Dortmunder in den 5G-Genuss kommen. Übrigens werden bereits im August Berlin, Bremen, Dresden, Darmstadt, Leipzig, Mülheim an der Ruhr und Frankfurt folgen, insgesamt will Vodafone bis Ende des laufenden Geschäftsjahres „mehr als 160 5G-Antennen an ersten Orten in 25 Städten, in 25 Gemeinden sowie in zehn Industrieparks“ in Betrieb nehmen.
Dass ihr für den 5G-Empfang natürlich auch entsprechende Hardware benötigt wie das Galaxy S10 5G, versteht sich von selbst. Das Samsung-Smartphone wird in wenigen Wochen bei Vodafone verfügbar sein, das Huawei Mate 20 X 5G als zweite Alternative gibt es sogar ab sofort.
Es geht jetzt also tatsächlich los, aber ich würde mir wünschen, dass wir das jetzt auch als das betrachten, was es ist: Ein Testballon, der in dieser Ausbauphase nicht einmal 500.000 Menschen im Land erreicht. Vodafone selbst ist sich dessen auch im Grunde bewusst und spricht davon, dass man erst noch lernen möchte:
Wir wollen mit den ersten 5G-Stationen noch besser verstehen, wie und wo unsere Kunden 5G tatsächlich nutzen, um den Ausbau noch besser an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Hannes Ametsreiter, CEO Vodafone Deutschland
Aber man spricht eben gleichzeitig auch von „5G für Jedermann“, will „5G demokratisieren“ und dass man das „neue Echtzeit-Netz mit Tarifen für jeden Geldbeutel öffnen“ will. Klar, natürlich ist es günstig, wenn man für 15 Euro schon loslegen kann, mit 2 GB Volumen ist es aber witzlos. Das ist so, als wenn man Rammstein-Karten für 10 Euro anbietet, bei denen man nach dem zweiten Song das Stadion verlassen muss.
Ich hätte es fairer gefunden, wenn man bei Vodafone jetzt nicht das ganz große Fass aufgemacht hätte, sondern das mehr oder weniger als Testbetrieb angekündigt hätte. Zumindest solange, bis man tatsächlich ein paar Millionen Menschen erreichen kann und in den wichtigsten Großstädten wenigstens die Innenstädte abdecken kann.
Aber ich will auch nicht zu viel jammern. Es ist ja in der Tat schön, dass sich in Deutschland überhaupt erst einmal was tut. Bis Ende 2020 will Vodafone über 10 Millionen Menschen in Deutschland erreichen, bis Ende 2021 sollen sogar rund 20 Millionen Menschen Zugriff auf 5G haben.
Wichtiger als 5G für Smartphones sind die neuen Technologien eh für die Wirtschaft und da hoffe ich, dass alle Anbieter gleichermaßen dazu beitragen, dass wir in Deutschland in absehbarer Zeit große Bereiche des Landes mit 5G-Technologie abgedeckt bekommen.