MediaTek sagt hier so ziemlich jedem Leser des Blogs was. Das liegt daran, dass man in vielen Smartphones die SoCs des Herstellers vorfindet. Zwar kommt man im High-End-Bereich nicht an den großen Namen wie Qualcomm oder Samsung vorbei, aber gerade in der Mittelklasse werden die MediaTek-Chips sehr oft verbaut.
Die Technik von MediaTek wird auch künftig viele Handsets antreiben, aber der Hauptfokus wird nicht mehr länger auf Smartphones liegen. Man glaubt beim taiwanischen Unternehmen eben nicht daran, dass das Smartphone in den nächsten Jahren ein ähnlich wichtige Rolle spielen wird, wie das vielleicht derzeit noch der Fall ist.
Die Zukunft im Blick
Das hängt damit zusammen, dass sich unsere Welt derzeit — auch, oder gerade aus technologischer Sicht — verändert. Smartphones werden da nur noch eine Facette unseres vernetzten Alltags sein. Bester Beweis für diese Theorie sind die vielen smarten Lautsprecher, die derzeit Einzug in unser Leben halten.
Amazon hat mit seinen Echo-Devices die Tür aufgestoßen, Google, Apple und viele weitere Hersteller folgen. Das bedeutet, dass wir uns mehr und mehr daran gewöhnen, dass eine künstliche Intelligenz uns im Alltag das Leben erleichtert. KI spielt mittlerweile ja auch in Smartphones eine große Rolle, in den smarten Assistenten in unseren Wohnzimmern kommen diese Qualitäten aber noch besser zum Tragen.
All das weiß man auch in Taiwan bei MediaTek. Als damals der Smartphone-Express für Android-Geräte Fahrt aufnahm, hatte MediaTek flott den Anschluss verloren und musste sich in der Folge mühevoll wieder herankämpfen. Bei den Themenfeldern, die die Zukunft bestimmen werden, soll dieser Fehler nicht nochmal passieren, weshalb das Unternehmen neben AI auch die Felder autonome Autos und 5G eifrigst beackern möchte.
Würde man da jetzt erst aktiv werden, wäre man selbstverständlich schon wieder hintendran, aber dem ist zum Glück — aus MediaTek-Sicht — nicht so. Im Gegenteil: Gerade hat man mit dem Helio M70 ein 5G-Modem präsentiert, welches ab 2019 den Herstellern zur Verfügung stehen wird. Mit diesem Modem, welches es natürlich später in einem MediaTek-SoC, aber eben auch separat geben wird, werden Geschwindigkeiten von bis zu 5 Gbps erreicht. Kollaborationen bestehen bereits u.a. mit Nokia und Huawei, außerdem sollen alle Carriers weltweit unterstützt werden.

Passend zur neuen Strategie will man das 5G-Modem dann auch nicht nur in Smartphones unterbringen, sondern auch in MiFi-Routern, SmartTVs, generell in SmartHome-Geräten und auch in Autos.
Aktuell glaube ich, dass die Buzz-Wörter „KI“ und „5G“ derzeit einfach gerne von jedermann in Beschlag genommen werden — unabhängig davon, wie ernst sie es damit meinen. Bei MediaTek dürfen wir davon ausgehen, dass es nicht nur leeres Geschwätz ist und man tatsächlich eine ganz andere Rolle spielen möchte, als das bei den Smartphones der Fall ist.
Ziemlich stolz verkündet MediaTek, dass man jedes Jahr 1,5 Milliarden vernetzte Geräte zum Laufen bringt. An dieser Zahl hat auch Amazon einen gewissen Anteil, denn auch die Amerikaner setzen in verschiedenen ihrer Echo-Geräte auf Chips von MediaTek. Damit haben die Taiwaner mehr als nur einen Fuß in der IoT-Tür.
„It’s an AI world, after all”
Der Fuß in der Tür reicht ihnen aber noch nicht, um umfassend auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Daher hat man mit dem NeuroPilot vor, sein ganz eigenes Ökosystem zu schaffen. Die AI-Technologien sollen „seamless“ nutzbar sein, egal ob ihr nun in einem vernetzten Auto sitzt, auf den smarten Fernseher schaut oder euer Smartphone in der Hand haltet. Dazu soll das alles noch möglichst entwicklerfreundlich gestaltet werden können. Die KI-Lösung von MediaTek funktioniert in Einklang mit vorhandenen neuralen Prozessor-SDKs wie Google TensorFlow, Caffe, Amazon MXNet, Sony NNabla und einigen anderen mehr, was den Developern das Leben so leicht wie möglich machen soll.
MediaTek setzt bei seinem Ansatz auf „Edge AI“, was bedeutet, dass die künstliche Intelligenz direkt im Gerät untergebracht wird im Gegensatz zu Cloud-only-basierten Ansätzen. Das hat den Vorteil, dass es nicht nur sicherer, sondern auch schneller ist. Mit den SoCs Helio P60 und P22 hat man auch bereits Hardware am Markt, die auf dieses Prinzip setzen. Sie sind mit APUs (AI Processing Unit) ausgestattet, in denen AI-Prozesse effizienter ausgeführt werden sollen als in Produkten der Konkurrenz.
So soll das Helio P60-befeuerte OPPO F7 dank MediaTek-AI das Face Unlock spürbar schneller ausführen können, als ein Samsung Galaxy S9 oder ein Apple iPhone 8 Plus. Das ändert nichts daran, dass es sowohl bei den SoCs als auch bei der Entwicklung der AI generell eine riesengroße und teils ebenfalls sehr gut aufgestellte Konkurrenz gibt.
Aber es wirkt so, als habe sich MediaTek hier tatsächlich mehr Gedanken gemacht und auch schon zeitiger damit angefangen, sich all die notwendigen Gedanken zu machen. Egal, ob bei Smartphones, Autos und nicht zuletzt bei Chip-Herstellern werden die Karten in diesen Zeiten völlig neu gemischt — und zumindest aus der Ferne betrachtet scheint es für mich so, als hätte MediaTek direkt ein richtig ordentliches Blatt in der Hand. Was glaubt ihr, wer dieses neue Halbleiter-Rennen für sich entscheiden wird? Qualcomm, MediaTek, Intel und viele mehr prügeln sich um die Nutzergunst — lasst uns wissen, wer eurer Meinung nach am besten aufgestellt ist.
Quelle: digit.in