Fitnesstracker erfreuen sich großer Beliebtheit und werden von vielen unterschiedlichen Firmen angeboten. Während Xiaomi mit dem MiBand den Markt im günstigen Segment dominiert, führt bei Smartwatches vor allem Apple das Feld an. Aufgrund der steigenden Verbreitung erdenken Serviceanbieter hier immer neue Nutzungsszenarien – und die Hersteller der Bänder möchten diese auch gerne anbieten (und daran verdienen).
In den letzten Wochen schaffte es vor allem die Lebensversicherungsgesellschaft John Hancock in die Medien. Ersten Meldungen zufolge soll der Versicherer die Aufzeichnung von Gesundheitsdaten zur Pflicht machen. Erst im späteren Verlauf stellte sich dies als Falschmeldung (oder Korrektur?) heraus. Der Konzern möchte zu seinen bestehenden Produkten zwei Add-ons anbieten. Das Vitality-Go-Paket soll Kunden beim Erreichen von Fitnesszielen belohnen. Zusätzlich gibt es das Plus-Modell, hier zahlen Kunden 2 US-Dollar je Monat. Dafür bekommen sie eine Apple Watch für 25 US-Dollar oder einen kostenlosen Tracker von Fitbit. Neben der „Smartwatch-as-a-Service“ soll es Belohnungen für Sport und gesunde Ernährung, aber auch für medizinische Untersuchungen geben. Dieser Schwerpunkt auf Fitness und Gesundheitstraining geht auf die Daten des Unternehmens zurück, die darauf hindeuten, dass die derzeitigen Vitality-Versicherten 13-21 Jahre länger leben als der Rest der Bevölkerung. Außerdem haben sie 30 Prozent niedrigere Krankenhauskosten.
Während Apple hier, bisher, keine nennenswerten Kooperationen bietet, möchte Fitbit sich zukünftig stark in diese Richtung öffnen. So möchte der Konzern eine vernetzte Plattform für Versicherungen und Arbeitgeber bieten. Dabei soll die App nicht nur beim Sport helfen und dazu motivieren, sondern auch Themen wie „Rauchen aufhören“ und das Management von Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen, chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen und kongestive Herzinsuffizienz übernehmen. Dabei greift Fitbit Care auf das Wissen des Gesundheitscoaching-Unternehmens Twine zurück. Der Hersteller hat das Start-up Anfang des Jahres übernommen.
Fitnesstracker versprechen dem Nutzer ein gesünderes Leben. Was im Marketing gut klingt, funktioniert – wenn ich von meinem Umfeld ausgehe – nur selten. Zuerst gibt es den großen Schock darüber, wie wenig der Träger sich tatsächlich bewegt. Oft führt dieser zur ersten kurzen Motivation, hier mehr zu machen – ehe dann doch wieder erkannt wird, warum sich bisher so wenig bewegt wurde: Das ist doch anstrengend. Nur wenige meiner Freunde und Bekannten haben dadurch tatsächlich eine nachhaltige Änderung durchgehalten.
Anders sieht es im Lager der Sportler aus – für diese hat sich durch klassische Fitnesstracker aber wenig verändert. Work-outs via GPS automatisch aufzeichnen, dabei noch den Puls messen – all diese Dinge gibt es seit vielen Jahren. Moderne Fitnesstracker und Smartwatches bieten grundlegend die gleichen Funktionen deutlich zugänglicher und kleiner.
Die Bemühungen von Versicherungen und Firmen mögen auf den ersten Blick einerseits ehrenvoll, anderseits auch nachvollziehbar wirken. Mitarbeiter motivieren, sich mehr zu bewegen oder eine gesunde Lebensweise bei Versicherungen zu belohnen, klingt eigentlich nach einer guten Idee. Eigentlich – denn auf den zweiten Blick ergeben sich hier Probleme. Einerseits sind diese Systeme im Zweifel leicht zu betrügen. Was im rein privaten Umfeld noch irrelevant ist – schließlich betrügt sich der Träger nur selbst – könnte bei derartigen Anwendungen durchaus interessant werden. Ihr bekommt den Job nur, wenn ihr euch viel bewegt? Ihr spart x Euro Versicherungsprämie, wenn ihr jeden Tag sportlich seid? Da ist das Band schnell um die Pfote des Haustieres geschnallt,…
Am Ende wird sich am Konzept nichts ändern. Fitnesstracker machen nur bei freiwilliger Nutzung wirklich Sinn. Das trifft auf jede Art der Selbstüberwachung zu. In allen anderen Bereichen werden sich diese Modelle so meiner Meinung nach nicht besonders schnell durchsetzen. Was aber ein gutes Geschäftsmodell sein könnte: Der Handel mit den Daten. Viele Versicherungen, oder Medizinhersteller, würden sehr viel Geld für die gesammelten Daten von Fitbit, Garmin, Runtastic und Co bezahlen und haben es – indirekt – bereits auch schon getan.