Backups sollte jeder machen. Wirklich jeder. Es gibt keine Ausnahmen, aber trotzdem gehen immer wieder Daten verloren, weil es von diesen keine Backups gab. Dabei würden regelmäßige und richtige Backups zum Beispiel diversen Software-Schädlingen den Schrecken nehmen. Ein Erpressungstrojaner hat die Festplatte des Rechners verschlüsselt und will die Daten nur gegen Zahlung wieder entschlüsseln? Gar kein Problem: Festplatte formatieren, das aktuellste Backup einspielen und der Datenverlust hält sich in einem überschaubaren Rahmen. So einfach könnte es sein.
Tatsächlich ist es das aber eben viel zu oft nicht so einfach und die Ausreden, warum es eben gerade jetzt kein aktuelles Backup gibt, sind unzählig. Oft liegt es aber auch daran, dass sich viele gar keine Gedanken darüber machen, was ein Backup eigentlich ist und warum das beste und teuerste Festplatten-RAID mit mehrfacher Spiegelung zwar die Daten vor einem Ausfall einer oder mehrerer Festplatten schützen, aber trotzdem niemals ein echtes Backup ersetzen kann.
World Backup Day
Der World Backup Day soll alle Nutzer daran erinnern, wie wichtig Backups sind und auch direkt Hilfestellung geben, wie man ein Backup anfertigt. Und es scheint immer noch sehr viel Bedarf an entsprechenden Informationen zu geben, wenn wirklich 30% der Nutzer noch ein ein Backup gemacht haben sollen. Bei 113 pro Minute abhanden gekommenen Mobiltelefonen und Virusinfektionen auf 10% der Computer jeden Monat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass davon auch Nutzer ohne Backup betroffen sind.
Die Website zur Kampagne erklärt schön einfach, was ein Backup ist, warum ein Backup wichtig ist und wie man ein erstes Backup anfertigt, aber natürlich ist diese Information kein Ersatz dafür, sich selbst darüber Gedanken zu machen, welche Daten man hat und wie man welche davon sichern will. Denn das perfekte Rundumsorglos-Backup, welches sich für alle Anwendungsfälle eignet, gibt es nicht. Aber bei Backups gilt die Regel: Jedes Backup ist im Zweifel besser als gar keins.
Überlegungen für das richtige Backup
Ein paar Überlegungen zum richtigen Backup, angereichert mit einigen Beispielen aus dem echten Leben des Autors.
1. Was will ich sichern?
Am einfachsten ist es natürlich, wenn man einfach alles sichert, andererseits ist das nicht immer nötig und in Anbetracht immer größerer Festplatten und SSD in den Rechnern auch nicht unbedingt wirtschaftlich. Jede Backup-Software erlaubt die Auswahl der zu sichernden Daten. Zum Beispiel muss man wohl keine Daten sichern, die sowieso nur temporär angelegt werden oder die Systemsoftware, die man im Zweifel einfach neu installieren kann.
Ich verwende einen speziellen Ordner für alle temporären Dateien. Alle dort abgelegten Dateien werden nach 24 Stunden automatisch gelöscht – es ergibt keinen Sinn, diese in ein Backup zu schreiben, also sichere ich diesen Ordner gar nicht. Gleiches gilt für das Betriebssystem – das ist so schnell neu installiert, da lohnt sich eine Sicherung nicht.
2. Wie oft will ich sichern?
Je häufiger man die Backup-Software sichern lässt, desto weniger Daten können im Ernstfall verloren gehen, andererseits muss man hier möglicherweise Beschränkungen bei der Bandbreite des Netzes berücksichtigen, wenn man nicht auf lokal angeschlossene Datenträger sichert. Auch eine Rolle spielt bei der Überlegung, wie intensiv man mit dem System arbeitet – wer in erster Linie Mails bearbeitet, die in einem IMAP-Postfach auf dem Server liegen und im Netz surft, der muss nicht jede Stunde geänderte Daten ins Backup schreiben. Andere möchten vielleicht während der Arbeit bereits Zwischenschritte sichern. Und manchmal nimmt einem die Software auch die Entscheidung ab, zum Beispiel aktualisiert Apples TimeMachine einfach jede Stunde das Backup – wenn das gewählte Backup-Medium angeschlossen ist.
Ich habe verschiedene Sicherungen, die unterschiedlich angestossen werden: Eine Sicherung auf einen USB-Stick der elementarsten Daten, die immer dann läuft, wenn ich den Stick anstosse, dann das stündliche TimeMachine-Backup und Synchronisationen, die entweder automatisch (Resilio Sync) oder zeitgesteuert (rsync) laufen. Im besten Fall ist mein Datenverlust im Falle einer Katastrophe also 0, im schlimmsten Fall sind die Änderungen von etwa einer Stunde verloren.
3. Wohin will ich sichern?
Sehr oft wird als Backup einfach eine externe Festplatte genutzt, die dann ständig am Rechner hängt. Das ist natürlich praktisch, weil man dann im Idealfall gar nicht mehr selbst an das Backup denken muss – im Ernstfall kann das Backup dann aber zusammen mit den zu sichernden Daten zerstört werden. Sollte zum Beispiel die Wohnung ausbrennen – was man niemandem wünscht – dann verbrennt üblicherweise eine solche Backupfestplatte zusammen mit dem Rechner. Fängt man sich einen Verschlüsselungstrojaner ein, dann verschlüsselt der eine angeschlossene Backup-Festplatte einfach gleich mit.
Im Idealfall wird der Sicherungsdatenträger also nur für die Sicherung selbst angeschlossen und an einem anderen Ort gelagert. Ob man nun den Sicherungsdatenträger mit sich herum trägt oder über das Netz sichert, ist dabei egal. Wichtig ist nur, dass das Backup-Medium üblicherweise an einem anderen Ort steht und nicht ständig mit dem Rechner verbunden ist. Natürlich kann man auch mehrere Sicherungen auf verschiedene Medien anfertigen. Das ist sogar empfehlenswert.
Wie erwähnt sichere ich die wichtigsten Daten (Passwörter, Zertifikate usw.) auf einen verschlüsselten USB-Stick an meinem Schlüsselbund. Sobald ich den Stick anschließe wird ein Skript gestartet, das die jeweils aktuellen Daten zusammen stellt und auf den Stick kopiert. Zusätzlich erfolgen weitere Sicherungen meiner privaten und geschäftlichen Daten auf zwei bis vier Backupmedien, dabei ist höchstens eines am gleichen Ort untergebracht wie der Rechner. Nennt mich paranoid, aber ich fühle mich unwohl beim Gedanken, meine Daten nur einem Backup anzuvertrauen.
4. Aber ich habe doch alles in der Cloud…
OneDrive, Dropbox, iCloud Drive und wie sie alle heißen: Prima Lösungen, um Daten immer im Zugriff zu haben und die Anbieter versprechen auch entsprechende Datensicherung, aber man sollte sich nicht alleine auf diese Dienste verlassen. Zum einen synchronisieren die im Hintergrund ja ständig alle Änderungen – eben auch, wenn die Änderung durch eine Schadsoftware erfolgte – zum anderen hat man diese Daten nur dann im Zugriff, wenn man auch online ist.
Ja, als zusätzliche Sicherung nutze ich auch Cloud-Speicher – aber ich achte darauf, dass alle meine Daten auch auf persönlichen Datenträgern gesichert sind, auf die ich auch offline Zugriff habe (ich muss sie im Zweifel nur abholen gehen) – sagte ich schon, dass ihr mich gerne paranoid nennen dürft, was das angeht?
Wie bereits gesagt: Jedes noch so schlechte Backup ist besser als gar kein Backup, also wenn ihr heute noch kein Backup gemacht habt, dann holt es nach.