Was jetzt kommt, ist definitiv kein Witz. Beim taiwanischen Netbook-Pionier ASUS setzt man auch auf göttliche Unterstützung, wenn es um die Entwicklung und Einführung neuer Produkte geht. So ließ sich der Firmenvorsitzende Jonney Shih bei der Entwicklung des ersten E-Book-Readers seines Unternehmens nach eigenen Angaben von einer hoch angesehenen buddhistischen Nonne beraten. Die alte Dame wurde selbst zum Produkttester und gab einige entscheidene Tipps, die in die Entwicklung einflossen.
Dharma-Meisterin Cheng Yen ist mit ihren 73 Jahren die Leiterin von Taiwans größter Wohltätigkeitsorganisation Tzu Chi, die rund 120.000 Mitarbeiter hat. Sie unterrichtet buddhistishe Lehren in einer eigenen Fernsehsendung und kann nun ihrem Lebenslauf eine Tätigkeit als Produkt-Entwicklerin und -Testerin bei ASUS hinzufügen. ASUS-Boss Shih ist seit langem Unterstützer ihrer Organisation, doch der Hauptgrund für seine Entscheidung, Cheng Yen in die Entwicklung des “Eee Readers” einzubinden, geht vor allem darauf zurück, das Yen mehr Geduld aufbringen kann als andere Menschen.
Wie Jonney Shih weiter erklärte, hatten seine Entwickler einige Ideen, die über das normale Nutzungsverhalten bei einem E-Book-Reader hinaus gehen, die ausführlich erprobt werden mussten. Um dabei keine Fehler zu machen, holte sich Shih Hilfe bei der Dharma-Meisterin. Sie empfahl unter anderem, die Reaktionszeiten des E-Readers deutlich zu verkürzen und dem Benutzer die Möglichkeit zu geben, eigene Notizen zu verfassen. Yen half außerdem mit, die E-Ink-Displays des Zulieferers SiPix Imaging auszuprobieren, die eine Alternative zu den zum Beispiel beim Amazon Kindle verwendeten Displays der Firma E Ink Corporation darstellen. Sie sollen vor allem eine deutlich günstigere Fertigung der ASUS Eee Reader ermöglichen.
Ihre Hilfe versetzt Cheng Yen in die ungewöhnliche Position, ASUS’ neue Hardware lange vor dem Marktstart zu bekommen. So erprobt ihre Tzu Chi Foundation derzeit die Verwendung von E-Book-Readern für buddhistische Schriften und zum Umgang mit Spenden. Die Nonne soll zudem innerhalb der nächsten zwei Monate einen der ersten fertigen ASUS Eee Reader erhalten, rund drei Monate bevor die ersten Geräte in den Handel kommen. Auch sonst steht Cheng Yen den ASUS-Oberen offenbar sehr nahe. So hat Shigh, der selbst nach der buddhistischen Lehre auf Fleisch und Alkohol verzichtet, ihrer Wohltätigkeitsorganisation vor einiger Zeit ein Grundstück neben der ASUS-Zentrale in Taipeh geschenkt, das inzwischen die dortige Außenstelle der Tzu Chi Foundation beherbergt.
Wer mehr über die Tzu Chi Foundation als größte buddhistische Wohltätigkeitsorganisation der Welt wissen möchte, kann sich diesen Artikel von The Register ansehen. Die Kollegen waren 2008 auf Einladung von Acer bei der Stiftung zu Gast, um ihre beeindruckende Arbeit zu dokumentieren.
Quelle: BusinessWeek