Mit dem COMfortel 1400 IP stellt die Firma Auerswald ein schnurgebundenes Telefon mit dem Android Betriebssystem vor, welches für schmale Kassen den Einstieg in Voice over IP ermöglichen soll. Doch was bietet das COMfortel 1400 IP für den relativ niedrigen Preis?
Die Firma Auerswald dürfte Einigen unter uns ein Begriff sein. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1960 von Harro Auerswald und spezialisierte sich zunächst auf elektronische Komponenten. Später entwickelten sie Telefonanlagen und das Unternehmen kann heute sogar einen respektablen Marktanteil bei kleinen TK-Systemen halten. Alle Produkte der Firma werden selbst entwickelt und in Schandelah (Niedersachsen) produziert.
Achtung: Die Firma Auerswald bat darum, dieses Telefon aus den Augen eines Geeks zu bewerten und zwar losgelöst von Telefonanlagen, sowie sonstigen Business-Faktoren.
Das COMfortel 1400 IP von Auerswald wird schlicht, aber gut verpackt geliefert. So befinden sich in der Verpackung neben dem Telefon, noch ein Hörer mit Spiralkabel, ein Netzwerkkabel, zwei Füße für das Telefon, sowie eine Anleitung für die Inbetriebnahme und eine Kurzanleitung.

Schon beim Auspacken springt der mit 3,5 Zoll recht kleine Touchscreen ins Auge. Wurde das COMfortel 3500 noch mit einem 5 Zoll, bzw. das COMfortel 3200 mit einem 4,3 Zoll, großen TFT Touchscreen ausgeliefert, so entschied sich Auerswald aus Kostengründen für einen kleineres, nicht verstellbares, TFT-Display. In wie weit die Auflösung von 320 x 240 Pixel des 3,5 Zoll großem TFT-Displays den Bedienungkomfort beeinflusst werden wir später sehen.
Die zwei Füße lassen sich recht einfach an das Telefon stecken. Der Anwender kann ganz nach Belieben zwischen drei Positionen auswählen. Auf der Unterseite des Telefons befinden sich zudem noch die folgenden Anschlüsse:
- Die Hörer Buchse
- Eine Headset Buchse
- Ein Micro-SD Slot
- Zwei LAN Buchsen
Und was ist mit einem Netzteil? Gute Frage, denn ein Netzteil lag der Verpackung nicht bei. Hat das heimische Netzwerk keine PoE-Unterstützung (Power over Ethernet), muss zusätzlich ein PoE-Injector gekauft werden. Erst dann kann das Telefon zum Leben erweckt werden.
Im COMfortel 1400 IP werkelt wieder ein TI Prozessor mit 600 MHz Taktfrequenz. In Anbetracht von aktuell in Smartphones verbauten Prozessoren wirken 600 MHz leicht unterdimensioniert. Wir werden später sehen wie sich der 600 MHz starke Prozessor im Alltag schlägt.
Der erste Start des Telefons ging recht fix und ich konnte sofort meinen SipGate Basic Zugang konfigurieren. Das Einrichten dauerte weniger als 2 Minuten und danach war das Telefon schon einsatzbereit.

Ausgeliefert wird das Telefon erfreulicherweise mit einem angepassten Android 4.3.1 (Jelly Bean) als Betriebssystem. Hier entschied sich Auerswald für einen wichtigen Schritt nach vorne, denn ältere COMfortel Modelle wurde noch mit Android 2.3 ausgeliefert.

512 MB stehen dem Telefon als RAM zur Verfügung, was für heutige Smartphone-Verhältnisse wenig ist. Doch muss man sich hier vor Augen halten, dass wir kein Smartphone, sondern ein stationäres IP-Telefon vor uns stehen haben. Es ist kein Smartphone für aktuelle Top-Spiele, sondern ein IP-Telefon und dafür reichen 512 MB RAM in der Regel aus. Für den Anwender stehen nach dem Start ca. 236 MB Speicher zur Verfügung. Eine Micro-SD Karte erweitert den Speicher und wird auch benötigt, um weitere Apps zu installieren.

Folgende Apps werden von Auerswald mit dem Telefon ausgeliefert:
- Anrufbeantworter (kostenpflichtige Freischaltung im Auerswald Upgrade-Center)
- App Shop
- Browser
- Calendar Sync (kostenpflichtige Freischaltung im Auerswald Upgrade-Center)
- Contact Sync (kostenpflichtige Freischaltung im Auerswald Upgrade-Center)
- Downloads
- Einstellungen
- Funktionen
- Funktionstasten
- Galerie
- Instant Messaging (nur im Betrieb einer TK-Anlage)
- IP-Kamera (kostenpflichtige Freischaltung im Auerswald Upgrade-Center)
- Kalender
- Kontakte
- Musik
- Rechner
- Suche
- Telefonprotokoll
- Uhr

Weitere Apps lassen sich über den App Shop installieren. Wer jetzt einen App Shop von Google erwartet wird enttäuscht, denn hinter der App “App Shop” verbirgt sich der Opera App Shop, besser gesagt, die Webseite des Opera App Shop. Im Opera Shop findet man einige Mainstream Spiele, einige Apps, aber im Großen und Ganzen ist das Sortiment meiner Meinung nach nett, mehr nicht. Das Suchen nach bestimmten Apps ist in dem Opera App Shop sehr mühselig und installieren lassen sich auf dem COMfortel 1400 IP erst ein mal nur die kostenlosen Apps. Diese werden dann in das Download Verzeichnis herunter geladen und müssen von dort aus selber installiert werden. Apps können nur auf eine SD-Karte installiert und in den “Einstellungen” > “Sicherheit” muss die “Installation von Apps mit unbekannter Herkunft” aktiviert werden.
Mit dem Android OS lässt sich trotz dem 600 MHz schnellen Prozessor relativ flott arbeiten. Bei der Navigation hilft das Steuerkreuz ungemein, denn die Touch-Unterstützung des Displays ist manchmal etwas herausfordernd. Besonders für Leute mit wenig Geduld und großen Fingern ist die Bedienung des Opera App Shops und das Surfen auf Webseiten eine echte Herausforderung. Das 3,5 Zoll große Touch-Display ist mit seinem 320 x 240 Pixeln sicher Geschmackssache. Schon bei der Einrichtung des Telefons sind die Buchstaben teilweise so klein, dass auf dem Display ein “rn” fast zu einem “m” verschmilzt. Dennoch erfüllt das Display seinen Zweck, auch wenn mir persönlich ein 4,3 Zoll großes Display lieber wäre.

Die 14 Funktionstasten auf der rechten Seite des Telefons lassen sich, wie schon beim COMfortel 3500 und 3200, sehr einfach mit der App Funktionstasten belegen. Dabei kann jede Taste doppelt mit Funktionen, oder zum Beispiel mit einer App belegt werden. Mit einem kurzen antippen wird die erste Funktion einer Taste aufgerufen und zweimal kurz angetippt ruft es die zweite Funktion auf.
Die Telefonfunktion testete ich mit meinen SipGate Basic Zugang. Hier schlug sich das Telefon, wie erwartet gut. Nach kurzem Warten war das Freizeichen zu hören und schon konnte gewählt werden. Mein Gegenüber konnte ich gut verstehen und auch die Freisprechen funktioniert wie gewohnt gut.
Natürlich darf ein Test der Mail App nicht fehlen. Meinen Test-Account konnte ich in wenigen Sekunden einrichten und sah nach kurzer Zeit meine Mails. Die Mails auf dem kleinen Display zu lesen ist ein nettes Feature, doch das Schreiben von Mails ist leider wegen dem kleinen Display eher eine nicht so gute Idee. Wird eine neue Mail empfangen, so erscheint oben links in der Statuszeile ein kleines Mail Symbol und das Telefon spielt eine kleine Melodie.
Schade finde ich persönlich, dass der Anrufbeantworter ein kostenpflichtiges Upgrade ist. Hier muss der Käufer noch ein mal extra für eine, in meinen Augen, wichtige Telefonfunktion zahlen.
Hier die Preise für die kostenpflichtigen Upgrades:
- Anrufbeantworter – 29,00 Euro
- Calendar / Contact Sync – 5,00 Euro
- MP3 – 5,00 Euro
- IP-Kamera – 5,0 Euro
Neben dem Telefonieren über das Internet, kann das Telefon dank dem Android Betriebssystem seinen Anwender auch unterhalten. Mit dem 320 x 240 Pixel Display darf aber niemand ein Wunder erwarten und auch die 600 MHz des Prozessors werden aus dem COMfortel 1400 IP keine abendfüllende Unterhaltungskonsole machen.
Mit den vor installierten Apps beschränkt sich die Unterhaltung erst ein mal nur auf Bilder angucken. Das Abspielen eigener MP3 Musiken fällt flach, denn ohne das kostenpflichtige MP3 Upgrade ist die vorinstallierte Musik App nutzlos.
Weitere Apps können im schon oben erwähnten App Shop von Opera gesucht werden. Leider ließen sich einige Apps nicht installieren, konnten nicht herunter geladen werden, oder starten und wurden gleich wieder beendet.
Als Spiel installiere ich aus dem App Shop das Spiel “Angry Birds Season”. Das Spielprinzip ist wohl so gut wie jedem bekannt. Zwille, Vogel, zielen und schießen. Mit ein wenig Übung kann auf dem kleinen Display gut gespielt werden. Trotz der Systemumstände lief das Spiel recht flüssig. Aber die sonst oben rechts nicht störenden Werbeeinblendungen im Spiel sind auf dem kleinen Display schon recht groß und vor allem nervend.
Zum Glück muss auch ohne dem MP3 Upgrade nicht auf weltweite musikalische Unterhaltung verzichten werden, denn in dem App Shop gibt es die App “TuneIn”. Diese App streamt über 100.000 Radiosender und über 4 Millionen Podcasts. Ob aus Berlin, München, Hamburg, London, Chicago, Tokio, oder Taipeh, jeder findet mit der App einen passenden Radiosender. Die Bedienung auf dem COMfortel 1400 IP ist recht flüssig. Der Klang des Lautsprechers ist ok, aber kein Vergleich zu einem Kofferradio. Auch hier stören die Werbeeinblendungen bei dem 320 x 240 Pixel großem Display.
Dank der “Video Player” App ist es sogar möglich Videos auf dem Telefon abzuspielen. Ich testet diese App mit einigen MP4 Videos in 480p und diese wurden ohne großes Ruckeln abgespielt. Doch schon bei MP4 Videos in 720p kommt das Telefon aus dem Tritt. Diese App wird ebenfalls durch Werbung finanziert und dies merkt man auch außerhalb der App. Mir wurden zum Beispiel hässlich große Banner sogar auf meinem Homescreen serviert. Abhilfe schafft das Beenden der App unter “Einstellungen” > “Apps” > (App auswählen) > “Stoppen erzwingen”.
Die kostenpflichtigen Upgrades für das Telefon können über einen Webstore auf der Seite Webseite von Auerswand gekauft werden. Nach dem Kauf werden dem Käufer Freischaltcodes geschickt, welche dann im Telefon eingegeben werden müssen. Wurden alle Codes korrekt eingegeben, sollte das Telefon noch einmal neu gestartet werden und schon stehen die Upgrades zur Verfügung.
Dank dem MP3 Upgrade können nun MP3 Musiken mit der “Musik” App abgespielt werden. Die Tonqualität des Lautsprecher ist ok. Wie schon bei der “TuneIn” App darf keine großartiger Klang erwartet werden, doch für eine nette Unterhaltung bei der Arbeit reicht die Qualität.
Ein sinnvolles Upgrade ist der Calendar- und Contact Sync. Bei dem älteren COMfortel 3200 wurde dies ebenfalls durch zwei kostenpflichtige Drittanbieter Apps gelöst, aber diese neue Lösung von Auerswald gefällt mir viel besser. Nun können Konten von Google, iCloud, Yahoo, Fruux und Yandex ganz einfach verwendet werden, aber auch andere Server lassen sich über CardDAV / CalDAV anbinden. Das Einrichten meines Google und Yahoo Kontos verlief absolut reibungslos. Mit wenigen Schritten konnte ich auf meine Kontakte und meinen Kalendern zugreifen.
Wie auch beim COMfortel 3200 werden mit der IP-Kamera App die Kameras unterstützt, welche einzelne Bilder im Dateiformat *.jpg direkt über eine statische IP-Adresse/URL bereitstellen. Es können verschiedene Kameras hinterlegt werden und beim Start der App kann die gewünschte Kamera ausgewählt werden. Wer in seinem Haus, oder seiner Wohnung, zum Beispiel IP-Kameras verbaut hat, kann somit bequem von seinem Arbeitsplatz aus jede Kamera ansteuern.
Der kostenpflichtige Anrufbeantworter ist eines meiner Highlights bei dem Telefon. Wie auch bei den größeren Brüdern lassen sich 25 verschiedene Ansagen aufzeichnen. In den Einstellungen können danach verschiedenen Gruppen eigene Ansagen zugewiesen werden. Dabei kann es sich zum Beispiel um unbekannte Anrufer handeln, einen Anrufer aus den eigenen Kontakten, einen externen Anrufer, oder einen internen Anrufer handeln. Damit man unterwegs nichts verpasst, können eingehende Nachrichten via Email weiter geleitet werden. Des weiteren ermöglicht der Anrufbeantworter auch den Mitschnitt von Telefonaten. Alle anfallenden Daten werden auf der SD-Karte gespeichert.
Wer nicht alle Einstellungen über die Android Oberfläche vornehmen möchte, kann die wichtigsten Telefonfunktionen bequem über eine Web-Oberfläche vornehmen. Es reicht dafür in einem Browser die IP Adresse des Telefons einzugeben, was aber nur funktioniert, wenn das Telefon und der Rechner im gleichen Netzwerk sind. Über den Konfigurationsmanager kann zu dem ganz bequem ein Backup aller Einstellungen erstellt werden und der Konfigurationsmanager kann diese gegebenenfalls auch wieder in das Telefon einspielen.
Der Vollständigkeit zu Liebe sei auch erwähnt, dass das COMfortel 1400 IP nicht mit einem Tastsenerweiterungsmodul von Auerswald aufgerüstet werden kann. Auch fehlen die USB Ports wie beim COMfortel 3500, bzw. COMfortel 3200.
Mein Fazit
Das Telefon kostet um die 170 Euro, aber bei einigen Händlern gibt es das Telefon für weniger als 150 Euro. Dafür bekommt der Käufer ein gut verbautes Telefon, welches hier in Deutschland zusammen gebaut wurde. Fehlende PoE Unterstützung des heimischen Netzwerks zwingen den Käufer zu einer extra Ausgabe von um die 15 bis 20 Euro. Dazu kommen noch 44 Euro für alle kostenpflichtigen Upgrades. Lässt man die 15 bis 20 Euro für den PoE Injector weg, so kostet das COMfortel 1400 IP (inkl. der Upgrades) um die 214 Euro, bzw. je nach Angebot auch unter 200 Euro.
Auf der Pro Seite für das Telefon befindet sich das gut angepasste Android 4.3.1, der leichte Zusammenbau, die einfache und schnelle Inbetriebnahme, die Konfiguration über eine Weboberfläche, ein mit fast 700 Seiten sehr umfangreiches PDF-Handbuch und der Micro-SD Slot.
Auf der Kontra Seite befinden sich, die extra Kosten für die Upgrades, das 3,5 Zoll große Touch-Display, die Auflösung von nur 320 x 240 Pixel und der mit 600 MHz getaktete Prozessor.
Weder Pro noch Kontra finde ich das einfache Anbinden an verschiedene Accounts dank der kostenpflichtigen App, und den kostenpflichtigen Anrufbeantworter.
AUERSWALD Telefon COMfortel 1400 IP schwarz
Preis: 160,89 € oder gebraucht ab 99,90 €
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Als Schulnote würde ich dem COMfortel 1400 IP eine 3+ geben. Das Telefon macht auf den eigenen Schreibtisch nicht nur eine gute Figur, sondern bereichert auch den Arbeitsplatz dank der IP-Telefonie. Erfreulicherweise arbeitet das Android 4.3.1 trotz des 600 MHz Prozessors recht flott. Obwohl ich die Anrufbeantworter App wirklich gut finde, finde ich den hohen Preis nicht ganz gelungen. Vielleicht wäre eine kostenlose Anrufbeantworter Light App besser, mit der Option auf eine kostenpflichtige Vollversion.
Sinn macht das Telefon in meinen Augen auf alle Fälle in kleinen Firmen, wo es sein ganzes Können in Verbindung mit einer Telefonanlage unter Beweis stellen kann. Wer als privater Nutzer auf IP-Telefonie umstellen möchte, kann natürlich getrost das COMfortel 1400 IP kaufen. Es ersetzt nicht nur ein klassisches Tischtelefon, sondern bietet dank seiner Features einen gewissen Mehrwert im Alltag.