In der zurueckliegenden Woche habe ich Reto Knobel ein ausfuehrliches Interview zu Android, wie Google es positioniert und vor allen Dingen wie die Zukunft dieses Betriebssystems aussieht gegeben. Die Statements wurden dann in der Schweiz u.a. in der Basler Zeitung veroeffentlicht aber ich habe selbstverstaendlich auch noch die ausfuehrliche Version fuer euch:
Sascha Pallenberg, 2005 hat Google Android Inc. gekauft. War das im Rückblick die klügste Investition, die der Suchmaschinenkonzern getätigt hat?
Es war nicht nur eine kluge Investition, sondern eine notwendige! Weit ueber 90% des Umsatzes von Google wird mit Werbung erzielt und durch die immensen Wachstumsraten bei den Verkaeufen der Smartphones (in Q4 2010 wurden zum ersten Mal mehr Smartphones als PCs verkauft), musste sich Google auf diesen Markt einstellen und positionieren. Das mobile Web ist keine Zukunftsvision, es findet statt und selbstverstaendlich muss Google dieses Potential nutzen. Ich bin mir absolut sicher, dass dies bereits vor 7 Jahren von Google so gesehen wurde und somit der Erwerb von Android als ein fundamentaler Pfeiler fuer die Zukunft des Unternehmens angesehen wurde.
Generell: Wie würden Sie einem Laien die Vorzüge von Android erklären?
Android ist ein offenens System, welches nicht nur von einem Hersteller eingesetzt wird. Es gibt inzwischen tausende Smartphones und Tablets weltweit, die dieses OS einsetzen und somit bietet es fuer den Kunden die groesstmoegliche Auswahl fuer ein passendes Geraet. Im Vergleich zu iOS und Windows Phone, wo ein User nur zwischen einem guten Dutzend Plattformen waehlen kann, sind durch Android weitaus individuellere Hardwareplattformen moeglich geworden. Vom Einstiegssmartphone fuer unter 150 Euro bis zum Highend-Geraet fuer ueber 600 Euro. Android bietet eine unvergleichbare Bandbreite.
Das System ist – anders als etwa – iOS offen. Dieses Konzept birgt aber auch Gefahren. Sind Sicherheitslücken nicht ein riesiges Problem? (Oder wird dieser Punkt überschätzt, siehe http://www.pctipp.ch/
Es ist extrem schwierig diese Studie zu bewerten, da einfach die Kriterien hier nicht genannt werden. Prinzipiell bietet ein offenes Betriebssystem natuerlich einem potentiellen Angreifer oder Programmierer einer Virensoftware weitaus mehr Angriffsflaeche, denn er kann ja den Quellcode einsehen. Anhand des Beispiels von Linux erkennen wir jedoch auch, dass die Community der Entwickler gerade durch diese Offenheit die besagten Luecken auch weitaus schneller schliessen kann.
Fernab ob geschlossen oder offen, ist die Verbreitung einer Plattform wichtig fuer das potentielle Angriffspotential. Entwickler von Viren und Trojaner interessieren sich nur fuer marktbeherrschenden Plattformen, denn hier haben sie nach dem Gesetz der grossen Zahl einfach den groessten Erfolg. Deshalb stehen hier Microsofts Windows und Googles Android im Fokus.
Android ist im Smartphone-Markt sehr stark. Wohin geht die Entwicklung hier (was ist hier noch zu erwarten?)
Wir sehen zur Zeit diverse Projekte, die mit Smartphones relativ wenig zu tun haben. So gibt es CarPCs und Bordcomputer die Android einsetzen, Videokonferenzsysteme, Mediaboxen fuer den TV-Empfang, Virtual-Reality Brillen, etc. pp.! Android entstand zwar als mobiles OS, breitet sich aber inzwischen aber auf voellig neuen Maerkten aus und wird in Zukunft auf vielen Plattformen laufen, die zuvor traditionellen Linuxsystemen und Windows Embedded vorbehalten waren.
Kann Android iOS auch auf dem Tablet-Markt gefährlich werden? Wann wird Google Apple hier überholen (betr. Marktanteil).
Dies ist bereits geschehen und auch wenn es natuerlich keine direkte Konkurrenz fuer Apple durch einen einzigen Hersteller gibt, so ist die schiere Masse an Android-Tablets letztendlich der Garant fuer den Erfolg auf dem Tablet-Markt. Bis zum Ende des Jahres 2011 hat Android bereits ueber 40% des globalen Tablet-Markts eingenommen und zum Ende diesen Jahres werden es dann mehr als 50% sein.
Das ist fuer Apple ueberhaupt kein Beinbruch, denn sie werden auch in Zukunft noch der staerkste Hersteller bei den Tablets sein.

Welcher Smartphone- und Tablet-Hersteller macht aus der Zusammenarbeit mit Google eigentlich das Beste? (Es gibt ja sehr viele Grossfirmen – Samsung, HTC etc. – die mit Android laufen). Welche Firma hat da noch “Luft nach oben”?
Man muss den Tablet- und Smartphone-Markt in 3 Segmente teilen. Wir haben die Geraeteklasse unter 200 Euro, die von den sogenannten White-Box Herstellern aus China bestimmt wird. Zwischen 200 und 500 Euro finden wir viele Taiwanesiche OEMs, aber auch Firmen wie Samsung, Sony, Motorola und LG. Ab 500 Euro, also im Premiumsegment bleiben dann nur noch Apple und Samsung uebrig.
Von der Breite des Produktportfolios und der Qualitaet der Hardware, muss ich somit Samsung herausheben, wobei der weltweite Erfolg den Koreanern Recht gibt. Firmen wie HTC , die im Jahre 2011 eher noch Marktanteile durch eine verfehlte Produktpolitik verloren haben, haben sich fuer 2012 konsolidiert und bieten extrem gut angepasste Android-Versionen an, die in diesem Jahr sehr erfolgreich sein werden. LG, Sony, aber auch das kuerzlich von Google erworbene Motorola haben definitiv noch eine ganze Menge Luft nach oben und muessen versuchen ihr Potential besser auszuschoepfen, um nicht von Firmen wie Huawei und ZTE ueberholt zu werden.
Bei den Tablets muss ich hier ganz klar ASUS nennen, die nicht nur bei den Hardware-Innovationen den Takt vorgeben, sondern auch bezueglich ihrer Update-Politik fuehrend sind.
Sie arbeiten und leben in Taiwan, kennen also sicher auch die hierzulande noch relativ wenig bekannten chinesischen Firmen Huawei und ZTE, die ebenfalls auf Android setzen. Welches sind deren Stärken? Was trauen Sie ihnen in Europa zu?
Ich glaube viele Kunden in den westlichen Laendern werden sich in den naechsten Monaten wundern, wie potent diese Hersteller sind. ZTE ist nach Nokia, Samsung und Apple der drittgroesste Smartphone Hersteller der Welt, Huawei liegt bereits auf Platz 6 und beide schicken sich an die Top 3 anzugreifen. Wer meint, dass dies mit Billiprodukten geschehen wuerde, hat bereits auf dem Mobile World Congress in Barcelona gesehen, dass diese beiden Firmen erstklassig verarbeitete Produkte zu guenstigen Preisen anbieten, welche die der Konkurrenz um einiges unterbieten werden, was letztendlich auch der grosse Vorteil dieser Hersteller ist.
Um es ganz einfach zu sagen, sie werden die westlichen Maerkte nicht nur bereichern, sondern 2012 sehr solide Marktanteile erreichen
Samsung könnte bald eine Kamera mit Android-OS auf den Markt bringen, siehe http://www.
Ist das realistischt? Ueberrascht Sie das?
Nein, ueberhaupt nicht. Es waere ein logischer Schritt fuer mich.
Android gibt es auf Smartphone, Notebook, Tablet und bald vielleicht auf Kameras – und welche Geräte werden noch folgen?
Wie ich bereits zuvor erwaehnte gibt es da kaum Limitierungen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass Android in den naechsten 2 Jahren als Desktop-OS fuer Aufsehen sorgen wird. Bei Automobilen, Mediaplayern und digitalen Videorekordern, sowie Videokonferenzsystemen wird Android bereits eingesetzt. Der naechste Schritt werden POS (Point of Sale)-Plattformen sein, aber auch in der Medizin kann ich mir Android als sinnvolle Alternative zu embedded Versionen von Windows vorstellen. Es kann also durchaus sein, dass wir in naher Zukunft unsere Bahntickets an einem Automaten kaufen, der unter Android laeuft oder aber das Roentgengeraet der Zukunft Googles Betriebsystem einsetzt.
In diesem Zusammenhang: Was halten Sie vom Projekt Android@home?
Das sogenannte “Internet of Things” ist im letzten Jahr zu einem vielgenutzten Buzzword geworden. Inzwischen moechte ich dies aber durch den Begriff “Internet of Everything” austuschen und “Home-Automation” ist sicherlich ein Paradebeispiel fuer dieses Synonym. Das vernetzte und automatisierte Haus der Zukunft wird insbesondere von Firmen wie Microsoft bereits seit Jahren propagiert und definiert. Hier moechte Google mit dem Projekt Android@home auch ein Stueckchen vom zur Zeit noch recht kleinen Kuchen haben. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass es sich hierbei um einen riesigen Zukunftsmarkt handelt. Der Staubsauger-Roboter kann dann via Android aktiviert werden, wobei die Android-Ueberwachungskamera die aktuellen Bilder aufs Smartphone sendet und der mit Android laufende digitale Videorekorder die aktuellen Nachrichten aufzeichnet.