Phil Harrison kennt sich aus im Bereich Gaming, war er doch lange Jahre bei Sony an Bord und dort als Executive Vice President entscheidend an allen drei PlayStations beteiligt. Unabhängig von seinem Weggang bei Sony hat seine Meinung zur Spiele-Industrie natürlich immer noch Gewicht und daher hat Next-gen.biz ihn in einem ausführlichen Interview zur Zukunft der Computerspiele befragt.

Besonders eine Aussage des Ex-Sony-Vizepräsidenten sorgt für ordentlich Zündstoff: Er glaubt nämlich, dass Apple nicht nur eine gewisse Dominanz im Spiele-Sektor erlangen kann – binnen 10 Jahren wird Apple die Spiele-Industrie sein:
At this trajectory, if you extrapolate the market-share gains that they are making, forward for ten years – if they carry on unrestrained in their growth, then there’s a pretty good chance that Apple will be the games industry.
Er spricht über die Infrastruktur, die sich Apple über die Devices iPod, iPhone und iPad aufgebaut hat und dass schon heute das Zocken die Nr.1-Beschäftigung auf dem iPad ist. Würde er nicht explizit über einen einzigen Anbieter – eben Apple – sprechen, hätte er vermutlich meine vollste Zustimmung, weil das mobile Gaming so ein gewaltiger Markt mit unglaublichem Potential ist, welcher den klassischen Konsolen zukünftig das Leben mehr als schwer machen wird.
Da er aber weder Android noch Windows auf dem Schirm hat, kann ich seine Sicht der Dinge natürlich nicht komplett teilen. Wie schon beim Smartphone-Markt wird Apple auch bei den Tablets von Android überrollt werden, was natürlich bei der Vielzahl der Geräte auch kein Wunder ist. Da ist es schon sehr vermessen, einem einzigen Unternehmen eine solche Markt-Position zuzuschreiben, da helfen dann auch 15 Millionen Devices nicht, die man bislang schon beim Kunden installieren konnte.
Dazu kommt noch Microsoft, die mit der Xbox sowohl das nötige Know how als auch die Infrastruktur besitzen, um auch zukünftig vorne mitzumischen. Gerade mit den neuen Windows-Versionen, die Microsoft im Gepäck hat, werden die Grenzen zwischen dem klassischen Konsolen-Zocker und dem Gelegenheits-mobile-Gamer zusehends verschwimmen und man wird sich hier weiterhin ein ordentliches Stück vom Kuchen sichern.
Nicht zuletzt glaube ich, dass Harrisons Prognose nicht greifen kann, weil Touch-Devices für manche Spielprinzipien nicht besonders gut funktionieren. Weder möchte man komplexere Games mit einer schwammigen On-Screen-Steuerung zocken, noch mit einem an ein Tablet angeschlossenen Gamepad in der U-Bahn sitzen und spielen. So wie wir für produktives Arbeiten auch zukünftig auf eine Tastatur angewiesen sind, wird es auch immer Spielkonzepte gehen, die auf Touch-only-Geräten nicht so gut funktionieren.
Nichts desto trotz wird natürlich ein Wandel in der Spiele-Landschaft stattfinden, was nicht nur mit neuen Endgeräten zu tun hat, sondern auch mit der Art und Weise, wie und wo wir an neue Spiele gelangen können, also Apps kontra physische Medien.
Quelle: Next-gen.biz via Areagames