Technologien und Gadgets haben unsere Gesellschaft in den letzten 30 Jahren fundamental veraendert. Ich liste meine ganz persoenlichen Favoriten auf und erklaere, warum diese mich und meine Karriere beeinflusst haben.
Ich mag Gadgets! Was fuer eine Erkenntnis moegen sich nun einige Leser denken aber ich wollte eigentlich diese Aussage noch ein wenig praezieren, weiss aber noch nicht wie ich hier die Kurve bekomme. Ich mag nicht nur Gadgets, sondern ich mag die Firmen die ihr “Entwicklungsherz” in beide Haende nehmen, Risiken eingehen und letztendlich neue Maerkte schaffen und definieren.
Design follows technology
Die Verbundenheit und Loyalitaet die ich gegenueber diesen Firmen entwickelte begann in den spaeten 70er Jahren mit dem ersten Sony Walkman und setzte sich mit dem ersten Apple Macintosh fort. Eingestehen muss ich hier aber auch, dass es auf der Ebene des industriellen Designs einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Plattformen bzw. Technologien gibt. Beide wurden von Hartmut Esslinger designt, der Mann der in jungen Jahren mein Interesse fuer industrielles Design weckte und den ich fast genau vor einem Jahr in Sunnyvale endlich einmal persoenlich kennenlernen durfte.
Als ich Hartmut erklaerte wie Sony Walkman und Apple Mac mein Leben veraenderten und im Grunde genommen meine persoenliche Entwicklung fundamental beeinflusste, sagte er einen Satz den ich fuer den Rest meines Lebens nicht vergessen werde: “Sascha, dann habe ich damals alles richtig gemacht”.
Da hockst du nun, bist inzwischen so alt wie der Mann als er diese Produkte aufs Zeichenbrett warf und hast die Chance dich mit ihm zu unterhalten als wuerden gerade zwei begeisterte 12-jaehrige ueber ihre Lieblingsspielzeuge philosophieren. Diese Momente in denen du ganz genau weisst dass du ihr eigentlich nichts anderes vorstellen kannst als ueber Technologien zu schreiben, berichten und zu reden.
Einen aehnlichen Moment hatte ich uebrigens mit Marko Ahtisaari in Finnland. Der ehemalige Head of Design bei Nokia nahm sich die Zeit fuer eine ganz persoenliche Q&A-Session mit einigen wenigen Journalisten und Bloggern. Waehrend dieses Gespraechs wurde er gefragt was er denn gerne von einem Nutzer seiner Produkte hoeren moechte. Marko dachte ein wenig nach und ich bereitete mich innerleich bereits auf einen minutenlangen Monolog vor aber er sagte nur: “It fits into my life“.
Du bist der Testbenchmark!
Wer nicht nur meine Techblogging-Karriere verfolgt hat, sondern auch unser Neuland Podcast regelmaessig hoert weiss, dass der Caschy und ich dieses Mantra immer wieder anbringen. Das beste Gadget, der tollste Service und die fuehrende Technologie sind die, die sich fuer euch am besten “anfuehlen” und denn das ist einfach auch unsere Philosophie. Es muss nicht immer das neueste vom neuen sein und man muss nicht immer jeden Trend mitnehmen, sich in Schlangen stellen und meinen dass man sich ueber ein Stueckchen Metall und Plastik rein gesellschaftstechnisch darstellen und positionieren koennte. Es sind hin und wieder auch diese kleinen, fast unscheinbaren Entwicklungen die unseren Alltag beeinflussen.
Kann sich noch jemand an den Ascom Akkustikkoppler fuer den C64 erinnern oder muss ich nicht vielmehr die Frage stellen ob sich ueberhaupt jemand an die Dampfwalzen der fruehen Datentrampelpfade erinnern kann? Die Zeiten von BBS, Mailboxen und Blackboards… als das WWW vielleicht nur in den Koepfen einiger weniger rumspukte bzw. zumindest erste Ahnungen davon wie es sich auf die Entwicklungsgeschichte der Menschheit auswirken koennte.
Zum ersten mal online
Mitte der 80er ging es fuer mich dann endlich online und wahnsinnigen 300 Baud surfte ich durch Mailboxen wie die Toelleturm aus Wuppertal und wenn auf irgendeiner Cracker und Demo-Szenen Party (jap, damals reiste man noch mit Sack und Pack durch die Gegend um ein Wochenende lang zu daddeln, Kopierschutzmechanismen zu knacken und die neuesten Games mit dem Intro der eigenen Gruppe zu versehen) dann eine Datex-P NUI die Runde machte, konnte man sich auch einmal durch die US BBS-Szene wuehlen.
Dieses Gefuehl sich mit einem anderen Rechner zu verbinden oder noch besser, Antwort auf einem Blackboard einer US-BBS zu erhalten, Freunde das war wie Weihnachten, Geburtstag, Ostern und Schalker Meisterschaft. Da biste ne Woche lang wie ein Honigkuchenpferd grinsend in die Schule gegangen mit der Gewissheit, dass du bereits Bewohner eines Universums bist von dem deine Mitschueler nicht den Hauch einer Ahnung haben. Vielleicht auch ein Grund warum ich mich mit dem in der Berliner Szene so gerne genutzten Begriff der Digitale Bohème nie so wirklich anfreunden konnte. Wo waren die denn vor 20 oder 30 Jahren?
Der Nokia Communicator 9300
2005 habe ich endlich den Sprung rueber in die mobile Welt geschafft. Damit meine ich nicht dass ich da mein erstes Handy an Land erworben habe, denn dieses Ereignis fand bereits 1996 (wohlgemerkt ebenfalls ein Nokia). Nein, mit dem Nokia Communicator konnte ich nun auch immer und ueberall online sein und auch noch Emails schreiben. Science Fiction und das wo immer ich diese ausleben wollte.
Der Nokia Communicator 9300 war vielleicht nicht gerade das handlichste Stueckchen Technik aber sobald man ihn in den klassischen “Clamshell”-Modus packte und die extrem gute Tastatur mit den beiden Daumen bediente, wollte man ihn nicht mehr missen. Nokia hatte damit ein sensationelles Stueckchen Hardware geschaffen, welches mir einen Ausblick auf mein Nutzungsszenario der naechsten 10 Jahre geben sollte.
Nein Twitter, Facebook und Google+ gab es damals noch nicht aber News konnte ich mit dem 9300 schon damals wunderbar lesen und verdammt noch mal, was habe ich darueber Mails rein- und rausgehaemmert. Da sind die Touchscreen Tastaturen der aktuellen Handsets absolute Ergonomie-Katastrophen.
Eee PC 701 8G – Mein erstes Netbook
Tja, so fing im Dezember 2007 alles an. Ich investierte $499 in einen Eee PC 701 8G und 3 Tage spaeter war Eeepcnews.de online.
Ja. die good old days als Youtube noch aus 480p Videos bestand und ich anstatt SSD immer wieder SDD sagte (keine Angst, in den Outtakes wurde es dann aufgeloest). Was hat diese kleine Kiste mein Leben veraendert. 2 Monate spaeter konnte ich von Eeepcnews.de leben, kuendigte meinen Startup-Job in Los Angeles und packte meine Brocken zusammen um dann letztendlich das Abenteuer Taiwan anzugehen. Ich habe es niemals bereut und bin Mr Eee PC Jonney Shih von ASUS immer noch fuer diese Plattform dankbar und ja, das weiss er auch:
Der Eee PC hat die komplette PC-Industrie durcheinander gewuerfelt. Die Preise fuer Notebooks kamen ins Rutschen, jeder Hersteller wollte Netbooks im Portfolio haben und endlich hatten User die Moeglichkeit Mobile Computing zu erleben ohne gleich 1500 Euro fuer ein Notebook auszugeben.
Wuerde man mich heute fragen welche Firma auf mich den groessten und positivsten Einfluss hatte, dann muss ich hier ASUS nennen und ich kann mir schwerlich vorstellen dass sich das jemals aendern wird. Das Software-Team rund um das Eee-Produktserie hat mich immer wieder zu sich eingeladen und viel Feedback abgeholt. Sie haben sich geoeffnet, zugehoert und gezeigt wie man den Wandel von einem klassischen Taiwan-OEM hinzu einer Consumer Electronic Marke vollziehen kann, ohne die eigenen Ideale aufzugeben. Jap, ich bin ein ASUS Fanboy aber das wissen langjaehrige Leser ja eh schon.
Die Pebble Smartwatch
Auch wenn ich zur Zeit eine Android Wear Smartwatch an meinem linken Handgelenk mit mir herumtrage (hier geht es zum LG G Watch R Test, denn genau die ist das) nutze ich parallel dazu eine Pebble Steel und habe auch nicht vor dies zu aendern.
Pebble hat mein Nutzungsverhalten voellig umgekrempelt und die Anzahl der “Ich hole mein Smartphone raus und schaue aufs Display weil ich Angst habe was verpasst zu haben”-Momente wohl halbiert. Wichtige Benachrichtigungen werden mit einer leichten Vibration angekuendigt und ich kann dann recht unauffaellig entscheiden ob ich mich weiter mit der Mail, Nachricht. Chat-Message oder Tweet beschaeftigen moechte.
Dazu kommt die sensationelle Akkulaufzeit von fast fast einer Woche und ein Design, welches ich schon fast als klassisch bezeichnen moechte. Pebble hat fuer mich die erste wirkliche Smartwatch auf den Markt gebracht, denn Smart bedeutet nicht 5 Fantastillionen an Features anzubieten, sondern die richtigen.
I fucking love Technology!
Inzwischen frage ich mich bereits ob ich nicht noch irgendwelche Produkte vergessen habe, denn dies ist ja letztendlich eine sehr Hardwarezentrische Auflistung. Ich schlage vor, dass ich diese dann irgendwann einmal um Software- und Services erweitere aber bis dahin moechte ich euch eigentlich nur mit auf den Weg geben, dass das Interesse und die Leidenschaft fuer neue Technologien etwas ganz wunderbares sind,
Geek zu sein ist nichts schlimmes und das solltet ihr auch vor allen Dingen euren Kindern (wenn ihr denn welche habt) oder juengeren Geschwistern vermitteln, denn diese werden unsere Gesellschaften in der Zukunft gestalten. Ein kleines Gadget, ein inspirierendes Statement kann so inspirierend wirken, dass sich ein Lebensweg fundamental veraendert.
Welches Gadget oder welche Technologie hat euch begeistert?
Und jetzt seid ihr wieder an der Reihe, denn ich moechte natuerlich auch eure ganz persoenliche Geschichte lesen und erfahren. Gibt es eine ganz besondere Plattform die wie eine Initialzuendung wirkte? Hat ein Gadget euch Horizonte erweitert oder Tueren geoffnet? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.