Das ging aber schnell: Kaum wurde letzte Woche ein mutmaßlicher Doppelagent der CIA beim BND geschnappt, da durchsuchen BKA und Bundesanwaltschaft heute morgen die Wohn- und Büroräume eines Mitarbeiters des Verteidigungsministeriums. Verdacht: Spionage für den US-Geheimdienst. Das berichten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung.
Natürlich gibt es noch keine offiziellen Informationen zu dem Fall, man bezieht sich auf „informierte Kreise“, die diesen Fall „ernster“ einschätzen als den Fall des Doppelagenten beim BND von letzter Woche. Auch sollen beide Fälle nicht miteinander in Verbindung stehen. Das Timing dieses neuen Falls ist natürlich großartig, erst gestern Nachmittag versuchte der CIA-Chef John Brennan mit einem Anruf im Kanzleramt für etwas Beruhigung zu sorgen. Wobei natürlich Details zu dem Gespräch mit dem Geheimdienstkoordinator Klaus-Dieter Fritsche nicht bekannt gegeben wurden – logisch, es geht ja um Geheimdienste.
Aber was regen wir uns auch auf, die USA sind ja unsere Freunde und wir sollten die „Dummheiten der USA auf dem Gebiet der Geheimdienste“ überbewerten. Das zumindest meint Norbert Röttgen von der CDU, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Alles klar, das sind halt Dummheiten und irgendwie wohl ein fehlendes Verständnis von uns. Immerhin gab es die Anschläge vom 11. September, die USA sind da immer noch traumatisiert und deswegen müssen wir einfach mal Verständnis haben, ganz viel reden und so. Außerdem haben die Geheimdienste ja nichts mit der Politik zu tun:
Darum, glaube ich, ist auch vielleicht so etwas eingetreten wie ein Kontrollverlust einer riesigen Geheimdienstbürokratie. Meine Vermutung ist eher, dass diese Dummheiten nicht auf irgendeiner politischen Ebene stattfinden, sondern im Rahmen einer sich verselbständigenden großen Geheimdienstbürokratie.
Ach was? Die Geheimdienstbürokratie hat sich verselbstständigt? Na dann sollten wir die doch ganz flott wieder unter Kontrolle bringen, oder nicht?
Also die USA sind traumatisiert durch die Erlebnisse vom 11. September, sie haben eine enorme Geheimdienstbürokratie entwickelt mit enormen technologischen Möglichkeiten, enorm viel Geld. Ich rechne nicht mit einer Veränderung, sondern wir müssen darüber reden, ihnen den Schaden vor Augen führen, den wir uns außenpolitisch beide nicht leisten können.
Ach so, es wird sich eh nichts verändern, aber lasst uns doch mal reden… „Hey Du, Obama, wir wollen ja nicht stressen und so, und 9/11, wir haben da auch voll Verständnis, weisst Du, aber Deine Geheimdienste die übertreiben es vielleicht doch so ein kleines bisschen, meint Du nicht?“
Warten wir gespannt auf den nächsten Hammer, der wird spätestens nächste Woche kommen und dann ist ja auch die WM vorbei, vielleicht bekommt dann ja auch jemand etwas davon mit?