Die deutschen Macher der Google Glass-App “Interactive Rescue Assistant” – SawatzkiMühlenbruch/inforbiz medianet GmbH aus Essen – haben mit ihrer Anwendung vor, Menschenleben mittels Google Glass zu retten.
Das Unternehmen aus dem Ruhrgebiet hat gerade ganz frisch den NRW-Innovationspreis abgeräumt und darf sich nun über Fördergelder aus NRW freuen. Freut mich auch – nicht nur, weil die Jungs quasi um die Ecke wohnen, sondern weil es ein wirklich ambitioniertes Projekt ist, welches uns wieder einmal deutlich macht, dass wir noch nicht einmal ansatzweise abgesteckt haben, wie vielseitig die Google-Brille – oder welche Smartglass künftig auch immer – eingesetzt werden kann.
Was soll der Interactive Rescue Assistant tun? Er soll im Straßenverkehr ein ständiger Begleiter sein, wobei die Brille nicht ständig getragen werden soll, wenn ihr euer Fahrzeug bewegt, sondern lediglich dann, wenn ihr zufällig Zeuge eines Unfalls werdet.
Dazu ein paar ADAC-Zahlen: Bei einer Umfrage kam heraus, dass zwar 73 Prozent der Befragten bereit sind, bei einem Unfall erste Hilfe zu leisten, aber lediglich 33 Prozent gaben an, dass sie in so einem Fall auch wüssten, was zu tun ist. Das Resultat, welches wir auch auf deutschen Straßen beobachten müssen: Aus Angst, was falsch zu machen, halten viele Autofahrer erst gar nicht an.
Genau hier soll die App greifen und uns quasi instruieren, was zu tun ist. Auf dem Blog erklären die Entwickler den Umfang des Interactive Rescue Assistants:
Lebenswichtige Sofortmaßnahmen App und Datenbankanwendung in einem: Zentrale Funktionen der interactive rescue assistant-App sind einerseits Notruf und Standortübermittlung über GPS, Fotoübermittlung in Realzeit, Handlungsempfehlungen mittels visualisierter Erster-Hilfe-Maßnahmen und die Identifizierung des Unfallopfers aufgrund von Biodaten. Dabei übermittelt die App Informationen zu Standort und Identität. Für Erste-Hilfe-Maßnahmen fragt ein Expertensystem mit einer Abfolge definierter Fragestellungen den Zustand des Unfallopfers ab und spielt geeignete Maßnahmen ein.
Ihr seht, wenn die App tatsächlich so funktioniert, wie es angedacht ist, ist sie sowas wie ein Schweizer Messer unter den Erste-Hilfe-Maßnahmen, wo ihr instruiert werdet, gleichzeitig das Unfallopfer identifiziert werden kann und euer Ort getrackt wird, damit professionelle Hilfe einrücken kann.
Bevor dem Verletzten geholfen wird, hilft euch also die App überhaupt erst mal, diese Hemmschwelle zu überwinden und tatsächlich Erste Hilfe leisten zu können. Nicht zu unterschätzen ist dabei die Tatsache, dass die Brille euch in euren Bewegungen nicht einschränkt – anders, wenn ihr beispielsweise mithilfe eures Smartphones von einem Sanitäter instruiert werdet.
Die Macher planen, die Kombination aus Brille und App speziell in Autohäusern mit anzubieten, was ich ebenfalls für eine pfiffige Idee halte. Ebenso ist geplant, die Idee zu adaptieren und weiteren Verwendungszwecken zuzuführen. Mit überschaubaren Anpassungen der App könnte man sie ebenso im Handwerk, in Fabriken, oder im Security- und Pflegebereich einsetzen. Halte ich für eine spannende Geschichte und werde auch am Ball bleiben, weil die ganze Nummer natürlich damit steht und fällt, wie gut sich die Anwendung dann im Ernstfall bewährt.