Diese Dame namens FKA Twigs verbucht gerade erste musikalische Erfolge, ihre oft sonderbar ausgedrückte Kreativität in Gesang, Tanz, Outfit und Ausdruck spielt da sicherlich eine tragende Rolle. Google hat Twigs für eine unorthodoxe Präsentation der Fähigkeiten von Google Glass gebucht, die sich in einer matrixähnlichen Umgebung abspielt.
Das komplett weiße Set erinnert an die Szene im „Stockroom“ der Matrix-Umgebung, in der Neo um „Guns, lots of Guns“ bittet. Twigs lässt sich in dem Spot von ihrem eigenen Musikvideo inspirieren und legt das Glass beiseite um schließlich eine Tanzeinlage zu einem Remix zweier ihrer Songs darzubieten. Später gibt es weitere Anspielungen auf die Matrix in Form von Internet-Recherche und „Trainingsmaßnahmen“.
Mit dauergenutzten Smartphones und Tablets im Rucksack sind wir bereits die Prototypen einer mit dem Internet verschmolzenen Menschheit
Der Clip ist, wie von The Verge treffend beschrieben, ein interessanter kultureller Kommentar hinsichtlich der gedanklichen Fragmentierung unserer gadgetgeprägten und technologisch immer mehr gestützten Köpfe.
Gleichzeitig zeigt die Kunst von FKA twigs auch, dass Technologie ein inspirierender Bestandteil artistischer Experimente sein kann und auch thematisch noch auf vielerlei Arten und Weisen interpretiert werden kann, die auf populären Kanälen nicht sonderlich stark erforscht wurden.
Die zerhackte, synthetische und digital-chaotische Musik drückt dabei auf synästhetische Weise aus, wie sich unsere Denkabläufe und Rhythmen mit der stetig häufigeren und intensiveren Beschäftigung mit dem Netz verändern können. Schnelles und ständiges Wechseln zwischen Apps, Devices, Websites, Themen und Konzepten hinterlässt durchaus Spuren an unseren geistigen Angewohnheiten und Strukturen.
Wer setzt sich heute noch für eine mehrstündige, intensive Lese-Session mit anstrengender Literatur hin? Gemäß unserem Verständnis der sogenannten Neuroplastizität formen Umfeld und Umwelt bzw. unsere alltäglichen Aktivitäten die „Verdrahtung“ unserer Nervenzellen, sprich die fundamentale Funktionsweise unserer Gehirne auf fortlaufender Basis.
Glass bedeutet irgendwo auch, dass der ständige und verhältnismäßig chaotische, schnelllebige Zugriff auf extern ausgelagertes Wissen (mit allen Wahrheiten, Fehlern und Ablenkungen) in kleinen Häppchen noch weiter in unser Bewusstsein rückt. Immerhin hat man das Netz und seine Benachrichtigungen dann auf der Rübe.
Ziemlich gewagt, interessant und abgehoben für einen Werbespot: