Gestern hat das Gmail-Team mit Inbox einen neuen Service vorgestellt. Wenn es nach Google geht, soll Inbox euer neuer Posteingang werden. Ich hab es mir bereits anschauen können, fand dabei sowohl Licht als auch Schatten.
Als Google gestern Inbox offiziell vorstellte, wirkte zumindest aus meinem Blickwinkel die Internet-Welt wieder ein wenig wie 2009 oder 2010: Damals wurden täglich neue Startup-Säue durchs Dorf getrieben, um deren Invites man sich kloppen konnte und in der Zeit stellte Google auch seinen Dienst “Wave” vor, der allerdings sehr schnell auch wieder von Google begraben wurde.
Wie gesagt: Gestern fühlte essich wieder ein bisschen so an: Viele sprachen über das, was sich das Gmail-Team da gedacht hat und an jede Ecke wurde nach Invites gefragt. Um es vorwegzunehmen: Wir werden uns wohl noch ein paar Tage gedulden müssen, bis die Invite-Funktion freigeschaltet ist innerhalb von Inbox. Das wird in den nächsten Tagen passieren und ab da wird dann jeder Inbox-Nutzer 3 Einladungen erhalten, die er vergeben kann. Aktuell können wir also hier leider noch niemandem einen Invite spendieren, sorry!
Die Android- bzw iOS-Apps könnt ihr euch hier und hier schon herunterladen und installieren, nutzen könnt ihr sie ohne Einladung allerdings noch nicht. Inbox selbst in der Web-Version findet ihr hier. Seit gestern am späten Abend konnte ich auch schon hereinschnuppern – empfangen wird man mit einem kleinen Tutorial:
Dort erhaltet ihr im Wesentlichen nochmal die gleiche Erklärung über den Service, die wir euch gestern bereits schildern konnten. Der Posteingang macht direkt auf den ersten Einblick auch einen anderen Eindruck als Gmail, präsentiert sich farbenfroher, aber auch erst mal ein klein wenig verwirrend.

Ihr seht oben auf dem Bild, dass die Sidebar auf der linken Seite grundsätzlich ausgeblendet ist. Mag Geschmackssache sein und vielleicht gefällt euch ja, dass der Fokus so nur auf die eingegangenen Mails gerichtet ist, aber mich persönlich stört es, dass für das Menü stets ein zusätzlicher Klick notwendig ist, um die Leiste wieder einzublenden.
Was mir hingegen bereits auf Anhieb gut gefällt: Die chronologische Ordnung, die man auch grafisch übersichtlich darstellt. Ihr seht die aktuellen Mails unter “Heute”, dann folgen die Mails von “Gestern” – alle weiteren Emails werden dann nach Monaten gegliedert aufgeführt. Allerdings gibt es auch hier bereits einen Haken: Ich schätze bei Gmail, dass mir dort minutiös angezeigt wird, wann eine Mail eingegangen ist – bei Inbox finde ich eine ältere Mail wie gerade beschrieben unter dem entsprechenden Monat, kann aber nicht auf Anhieb sehen, an welchem Tag diese Mail geschickt wurde. Diese zusätzliche Zeitleiste von Gmail würde ich mir für Inbox auch wünschen.
Ihr könnt dem Bild oben ebenfalls schon entnehmen, dass Inbox die eingehenden Mails bereits in verschiedenen Gruppierungen gebündelt hat. Jede dieser vorweg vorgenommenen Gruppierungen könnt ihr wieder deaktivieren, könnt aber natürlich auch eigene Gruppierungen vornehmen.

Folgende Gruppierungen hat Inbox per Default vorgenommen:
- Reisen – mit Buchungsbestätigungen für Flüge und Hotels sowie andere E-Mails mit Bezug zu Reisen.
- Käufe – mit Belegen, Versandstatusmeldungen und anderen E-Mails zu euren Käufen
- Finanzen – Rechnungen, Kontoauszüge, andere E-Mails mit finanziellem Bezug
- Soziale Netzwerke – E-Mails aus sozialen Netzwerken und andere sozialen Websites
- Benachrichtigungen – Alerts, Bestätigungen und andere Kontobenachrichtigungen
- Foren – E-Mails aus Mailinglisten und anderen Diskussionsgruppen
- Werbung – Angebots-E-Mails und andere E-Mails mit Marketingbezug
Solltet ihr innerhalb von Gmail – wie ich es beispielsweise mit Facebook-Mails getan habe – Ordner angelegt haben für Mails, die den Posteingang überspringen, könnt ihr diese ebenfalls als Gruppierung dem Posteingang hinzufügen. Je nachdem, welches Arbeiten mit Mails ihr euch angeeignet habt, könnte das für euch zu ähnlichen Schwierigkeiten führen, wie Caschy sie in seinem Artikel erklärt hat.
Ihr könnt dort eingehende Mails alternativ auch gruppiert im Posteingang auflaufen lassen, so dass sie euch gebündelt einmal am Tag oder einmal in der Woche angezeigt werden.

Ich denke auch, dass man das noch eleganter lösen kann, so dass nicht per se alle im Posteingang übersprungenen Mails als automatisch gelesen markiert werden. All eure Gruppierungen findet ihr übrigens auch in der linken Menüleiste, unterhalb einiger anderer Punkte:



Ähnlich funktioniert es auch mit Erinnerungen, wo ihr Aufgaben anlegen könnt, die ebenfalls bei Fälligkeit im Posteingang angezeigt werden. Unter “Erledigt” schließlich erscheinen alle Mails, die ihr dementsprechend im Posteingang abgehakt habt.

Weitere Funktionen, die Inbox anbietet, erschließen sich recht schnell von selbst, so gibt es oben rechts einen Schalter, mit dem ihr zwischen dem Posteingang und fixierten Mails switchen könnt.


In der “Fixiert”-Ansicht habt ihr eben die wichtigen, von euch oben gepinnten Mails übersichtlich auf einem Blick. Ansonsten tauchen sie eben oben im Posteingang auf. Auf der rechten Seite unten fällt ein roter Kreis mit einem Plus auf. Dort erhaltet ihr entweder die Option, eine neue Mail zu schreiben, könnt aber auch direkt die letzten Mail-Kontakte aufrufen oder eine Erinnerung erstellen:

Bei all dem, was Inbox im Vergleich zu Gmail anders macht und an was man sich vielleicht erst mit der Zeit gewöhnen muss, steht aber ein Punkt stets im Vordergrund: Die wichtigsten Informationen aus Mails sollen euch möglichst schnell zugänglich gemacht werden. Damit ist gemeint, dass ihr an relevante Infos gelangen könnt, ohne überhaupt die Mail öffnen zu müssen. So bekommt ihr Bilder, PDFs, etc direkt in der Übersicht angezeigt und müsst gar nicht erst die eigentliche Mail öffnen, um beispielsweise eine PDF-Datei zu betrachten.

Kauft ihr beispielsweise bei Amazon ein, könnt ihr ohne Öffnen der Versandbestätigung direkt zum Versand-Status weiterleiten lassen. Das halte ich für wirklich klasse gelöst, könnte mir das aber exakt so auch direkt unter Gmail vorstellen.
Wie ihr euch denken könnt, habe ich noch nicht sehr viel Zeit mit Inbox verbringen können und kann mir damit erst einen allerersten Eindruck erlauben. Die Dinge, die mich persönlich genervt haben, habe ich oben genannt und würde mir auch wünschen, dass Google da noch nachlegt – vor allem die Leiste nervt, die ich jedes Mal erst wieder einblenden muss, um auf die Menüpunkte zu gelangen. Blöd finde ich auch, dass ich einen Umweg machen muss, um Mails zu löschen – hier macht man einen Schritt mehr, als es bei Gmail der Fall ist. Unter dem Strich gefällt mir Inbox aber richtig gut – es verfolgt ein paar sehr schöne Ansätze, die mich künftig produktiver mit meinem Mail-Verkehr umgehen lässt. Da, wo es derzeit noch hakt, verweise ich darauf, dass Inbox sich noch in der Beta-Phase befindet und sich mit Sicherheit noch ein paar Punkte ändern werden.
Sobald wir ein paar Invites vergeben können, werden wir sehen, dass wir euch mit ins Boot holen und spätestens dann sind wir natürlich darauf gespannt, was ihr von Inbox haltet.