Bei Facebook – oder im Internet – ist nicht immer alles so, wie es scheint. Das wollte die Holländerin Zilla van den Born für ein Projekt ihrer Universität beweisen und spielte ihrer Familie und all ihren Freunden einen Südostasien-Urlaub vor – während sie in Wirklichkeit fünf Wochen lang in ihrer Bude in Amsterdam saß.
Ihr wisst ja – nicht erst seit meinem Like-Experiment – dass ich mich gerne mit Facebook beschäftige, mit den Mechanismen und dem Algorithmus des Netzwerks ebenso wie mit den Menschen, die sich dort rum treiben. Auf Facebook ist so ziemlich jeder, was bedeutet, dass dieses Netzwerk auch die virtuelle Heimat von sehr unterschiedlichen Leuten ist.
Ich muss zugeben, dass mir zunehmend mehr Menschen auf die Nerven gehen – gerade bei Facebook. Das Gute ist, dass man die Leute kicken oder ausblenden kann, man kann das also in den Griff bekommen. Was mir immer schon im Netz sehr viel mehr Sorgen bereitet hat, waren die Menschen, die eine Rolle spielen, die ich nicht sofort erkennen kann.
Vermutlich kennt das von euch auch jeder: Der Chat-Freund verheimlicht seine Familie, der Business-Mensch postet nahezu täglich einen erfolgreichen Deal auf Twitter, obwohl der Rubel nicht wirklich rollt und vieles mehr. Manche Personen schlüpfen tatsächlich in eine andere Wirklichkeit, bei manch anderem ist es vielleicht eher hier und da mal eine Notlüge.
Die Holländerin Zilla van den Born wollte diesen Phänomenen mal auf den Grund gehen, weil sie der Meinung ist, dass wir alle das Bild zumindest unmerklich schönen, welches wir online abgeben. Zilla glaubt daran, dass das, was wir auf Facebook sehen alles andere als ein Indikator dafür ist, wie das Leben einer Person wirklich aussieht.
Ich kann das sogar an mir selbst bestätigen: Wenn ich beispielsweise in Las Vegas bin, poste ich gerne verrückte Hotels, üppige Mahlzeiten und solche Geschichten halt. Seltener werdet ihr aber Fotos von mir sehen, wie ich genervt seit vielen Stunden im Flieger sitze, zwischen Pressekonferenzen hin und her hetze oder in irgendeinem Pressezentrum sitze und meine Artikelchen schreibe. Das mache ich nicht, weil ich böswillig bin, sondern weil ich halt die anderen Dinge für interessanter halte.
Zilla sagt dazu auch, dass wir alle wissen, dass beispielsweise Model-Bilder per Photoshop manipuliert werden, wir aber nicht berücksichtigen, dass wir selbst alle eben auch ein wenig manipulieren. Sie hat dieses Manipulieren nun für ihr Studien-Projekt auf die Spitze getrieben, um aufzuzeigen, dass man sich eben nicht auf das verlassen sollte, was man bei Facebook sieht. Sie hat allen erzählt, dass sie sich auf eine fünfwöchige Reise nach Südostasien begibt und sich sogar von ihren Eltern zum Flughafen bringen lassen. Im Anschluss ist sie allerdings von dort wieder mit dem Zug zurück nach Amsterdam gefahren – logischerweise, ohne dass ihre Eltern irgendwas davon wussten.
Ab da hat sie dann der ganzen Welt mit Fake-Urlaubsfotos vorgespielt, dass sie gerade einen großartigen und aufregenden Trip durch Fernost unternimmt, bei dem sie Kambodscha, Laos und Thailand bereist und dort eine Menge erlebt. Sie hat Fotos gepostet, mit ihren Eltern via Skype gesprochen und nur ihr Freund war in diese Story eingeweiht.
Sieht man sie auf dem Bild im Meer schnorcheln, hat sie einfach sich selbst im heimischen Pool fotografiert und das Bild mit Photoshop bearbeitet, all diese exotischen Mahlzeiten, mit denen sie sich ablichtete, hat sie entweder selbst gekocht oder schlicht beim Asiaten bestellt. Ihren Eltern hat sie extra zu den unmöglichsten Zeiten SMS geschickt, um ihnen vorzugaukeln, dass sie in einer anderen Zeitzone ist und beim Skypen saß sie in ihrem umdekorierten Schlafzimmer.
Einmal ließ sie sich mit einem buddhistischen Mönch in einem Tempel fotografieren – natürlich in einem, der direkt in Amsterdam ist. All das reichte aus, um ihr komplettes Umfeld fünf Wochen lang an der Nase herumzuführen. Als sie die Geschichte dann schließlich aufklärte, war von Unglauben über Wut bis Schock nahezu alles vertreten, wie ihr im Clip gleich auch sehen könnt.
Sjezus zeg, Zilla – de onthulling/reacties from Zilla van den Born on Vimeo.
Sjezus zeg, Zilla – Snorkelen from Zilla van den Born on Vimeo.
Sjezus zeg, Zilla – Tempel from Zilla van den Born on Vimeo.
Zilla wird jetzt wohl ein positives Fazit bei ihrem Projekt ziehen können und ich bin auch sicher, dass ihr weder Familie noch Freunde diesen Betrug im Dienste der Wissenschaft übel nehmen. Was lernen wir denn aber für uns daraus? Geht mal nicht davon aus, dass in eurem Umfeld die Menschen tagtäglich ein komplett falsches Bild von sich zeichnen, aber ein wenig Skepsis sollte durchaus angesagt sein . Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen – auch, oder besonders nicht auf Facebook.