Ich frage gleich am Anfang mal in die Runde: Wer von euch hat denn gestern ein HP TouchPad ergattert und wenn ja, wie habt ihr es bestellt bzw. gekauft? Nachdem am gestrigen Morgen auch HP Deutschland bekanntgeben durfte, dass der grosse TouchPad Ausverkauf nun beginnt, brachen alle Daemme!
Wenn man sich die Preise fuer die aktuellen webOS-Plattformen anschaut, dann kann man wohl auch ganz gut verstehen, dass die deutsche Web-Gemeinde in Jubelstuerme ausbrach. Die TouchPads wurden fuer 99 Euro (16GB), 129 Euro (32GB)und 179 Euro (64GB)angeboten, wohingegen ein Veer Smartphone fuer 59 Euro und ein Pre 3 fuer 79 Euro den Besitzer wechselten! Zusammenfassend laesst sich also sagen, dass dies alles andere als “Apotheker-Preise” sind (verdammt, auf diesen Wortwitz habe ich mich nun 3 Jahre vorbereitet^^).
https://www.youtube.com/watch?v=u6SCs9-MEQs
(HP CEO Leo Apotheker ueber webOS und TouchPad im April 2011)
Alles schoen und gut, zumindest bis hierher. Die Welt war bis dahin noch ziemlich in Ordnung fuer HP und seine Kunden, aber dann wurde der Firma, welche sich nach Angaben ihres neuen CEOs in Zukunft auf Software und Cloud-Services konzentrieren soll, eine dicke Portion ihrer eigenen Medizin verpasst (es wird zum “running gag” bitte verzeiht mir). Wer einen Teil seines Portfolios fuer derartige Preise verramscht, muss sich nicht wundern, dass dies in einem entsprechenden Ansturm auf die hauseigenen und die Server der Distributoren verursacht.
Der deutsche HP Webshop zeigte gestern auf offenbarende Art und Weise, wie sehr der ehemals groesste PC-Hersteller (das duerfte sich in den naechsten Monaten ganz schnell aendern, sprich Acer und vor allen Dingen Dell scharren schon mit den Hufen)sich erst einmal um seine eigene Infrastruktur kuemmern muss, bevor man zukuenftigen Firmenkunden Cloud-Services anbieten will. Downtimes und Timeouts im Sekundentakt!

Die Frustration der User auf den einschlaegigen Blogs, Twitter, Facebook und Google+ spricht Baende. Wenige konnten den Bestellvorgang erfolgreich abschliessen und auch bei den diversen Mediamaerkten und Saturn wurden die TouchPads innerhalb weniger Minuten abverkauft. Wer eins erhalten hat, kann sich gluecklich schaetzen. Die breite Masse ging leer aus!
Was bleibt?
Was als globale Wiedergutmachung und finales Kapitel der HP webOS Hardware-“Aera” gedacht war, entwickelte sich zum ultimativen PR-Desaster. Erst unvorbereiteter Aktionismus durch den neuen CEO, dann unprofessionelle Abwicklung der webOS Hardware-Sparte. Letztendlich gibt es nur Verlierer!
HP hat sich vollends von seinen Privatkunden geloest, die nun zum groessten Teil recht frustriert sein duerften. Distributoren und Retailer wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und durften sich gestern ebenfalls als Teil des chaotischen Abgesangs auf webOS fuehlen (Onlineshops brachen zusammen, frustrierte Kunden belagerten die Hotline). Entwickler werden Hewlett-Packard wohl nur noch im Ganzkoerper-Strahlenschutzanzug und mit Kneifzangen begegnen und zukuenftige B2B-Kunden haben ein Lehrstueck darueber erhalten, wie schnell HP mal eben sein Geschaeftsmodell aendern kann (das TouchPad wurde nach 49 Tagen eingestampft!)und wie stabil die Erreichbarkeit der Webinfrastruktur dieses Konzerns ist.