Trotz aller Technik ist die Verwaltung von Kontakten auf Rechnern und Smartphones bis heute weitgehend noch genau so, wie zu Zeiten von Adressbüchern aus Papier. Zwar gibt es Profilfotos, die auch automatisch aus sozialen Netzwerken gezogene werden und verschiedene Adressbücher lassen sich kombinieren, aber am Prinzip einer alphabetischen Auflistung aller Kontakte hat sich nichts grundlegend geändert. Humin will das Adressbuch nun vollständig umkrempeln und verbessern.
Natürlich will Humin möglichst viele Quellen verknüpfen, neben den verschiedenen Adressbüchern eben auch soziale Netzwerke und Kalender. Die im Produktvideo gezeigten Beispiele machen aber schon deutlich, wohin die Reise gehen soll.
Im ersten Beispiel fügt eine eben getroffene Person die eigene Telefonnummer ins Adressbuch der Humin-Nutzerin hinzu. Neben der Nummer wird auch gleich gespeichert, wo und wann man sich getroffen hat und anhand der Nummer werden dann auch direkt Informationen aus sozialen Netzen (und wohl anderen Quellen) gezogen und ergänzt. Oder man trifft jemanden, kann sich aber nicht an den Namen zum Gesicht erinnern, weiß aber, sich mal getroffen zu haben. Kein Problem, Humin erlaubt auch die Suche nach namentlich unbekannten Personen, die man an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit getroffen hat. Oder eben nach allen Personen, die in einer bestimmten Gegend wohnen. Humin wird auch selbst aktiv und benachrichtigt den Nutzer zum Beispiel wenn einer der eigenen Kontakte gerade in der Stadt ist oder wen man mal anrufen könnte, weil man selbst unterwegs und in dessen Nähe ist.
Noch kann man Humin nicht direkt selbst testen, aber das Video und die App-Beschreibung versprechen eine ganze Menge. Ein digitaler Butler, ein „soziales Betriebssystem“ – zumindest für Kontaktdaten – soll Humin werden, ein Adressbuch mit Google Now-Anleihen. Es klingt auch alles sehr spannend, aber natürlich stellt man sich die Frage nach dem Datenschutz und der Privatsphäre: Wo werden die Daten gespeichert, die hier von der App so fleissig zusammen geführt werden? Erstell jemand daraus Profile? Laut den Entwicklern passiert das nicht. Zwar sollen verschlüsselte Backups der Daten auf den Humin-Servern gesichert werden, die Verarbeitung der Daten soll aber nur lokal in der App stattfinden. Man wird sich entscheiden müssen, ob man den Entwicklern soweit vertrauen möchte oder nicht.
Eine andere Frage ist die persönliche Vorratsdatenspeicherung der Humin-Nutzer: Die Kontaktinformationen werden von der App automatisch ergänzt um alle möglichen Informationen aus verschiedenen Quellen, auf die man Zugriff hat. Natürlich könnte man heute schon alle diese Daten für sich persönlich zusammenführen, aber so eine App macht diese Art der Datensammlung natürlich sehr bequem. Womöglich wird man bald selbst etwas überrascht sein, was die eigenen Kontakte über einen wissen.
Unabhängig von diesen Themen (wobei es natürlich schwer ist, diese auszuklammern) scheint Humin wirklich die Antwort auf alle Fragen der persönlichen Kontaktverwaltung, auf die man bisher nicht gekommen ist. Dabei ist es doch eigentlich nahe liegend, wenn man erst einmal sieht, welche Möglichkeiten Humin verspricht. Auf der Website der Entwickler kann man sich für einen Beta-Test vormerken, wann genau Humin dann final verfügbar sein wird ist noch offen.
Einerseits ein Fortschritt, vielleicht sogar eine Revolution im Kontaktmanagement, andererseits werden die Nutzer so einer App alle zu noch größeren Datensammlern, als wir es heute schon sind.